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8. September 2021
PKV-Bilanzen: Krankenversicherer driften weiter auseinander

PKV-Bilanzen: Krankenversicherer driften weiter auseinander

Der map-report beleuchtet ausgewählte Bilanzkennzahlen der PKV-Anbieter. Wie die Analyse zeigt, wird die Kluft bei den privaten Krankenversicherern zwischen schrumpfenden bzw. stagnierenden sowie wachsenden Gesellschaften größer. Vier Unternehmen konnten die neu eingeführte höchste Bewertung „mmm+“ erzielen.

Im Rahmen des map-reports 920 haben die Analysten von Franke und Bornberg ausgesuchte Bilanzkennzahlen privater Krankenversicherer für die Jahre 2016 bis 2020 unter die Lupe genommen. Zur Einordnung der Ergebnisse wurde das Rating durch eine vollständige Bilanzanalyse ergänzt. Laut Franke und Bornberg verdeutlicht die aktuelle Untersuchung, wie stark das Geschäft der privaten Krankenversicherer (PKV) von äußeren Einflüssen betroffen ist. Wie sich zeigt, driften die Anbieter weiter auseinander und unterteilen sich zunehmend in schrumpfende bzw. stagnierende Gesellschaften auf der einen und wachsende Unternehmen auf der anderen Seite.

Das sind die bilanzstärksten PKV-Anbieter

Wie im Vorjahresranking weist die Alte Oldenburger die erfolgreichsten Bilanzkennzahlen unter den PKV-Anbietern auf und behauptet mit 261 von insgesamt 300 Punkten ihre Spitzenposition. Erneut in der Spitzengruppe finden sich außerdem LVM mit 249 Punkten, die R+V mit 244 Punkten und die SIGNAL IDUNA mit 240 Punkten. Alle diese vier privaten Krankenversicherer konnten die neu eingeführte Höchstwertung „mmm+“ für exzellente Leistungen einheimsen.

Mit der Bewertung „mmm“ für hervorragenden Ergebnisse schnitten wie im Vorjahr die VGH Provinzial, die UniVersa sowie die Hallesche ab. Der Münchener Verein erhielt ein „mm“ für sehr gute Leistungen, bestätigte damit das hohe Niveau des Vorjahres und verpasste den Analysten zufolge die hervorragende Bewertung nur sehr knapp. Im Feld der mit „mm“ bewerteten Unternehmen finden sich neun weitere Versicherer, darunter die Debeka, die Allianz und Generali.

Zehn Kennzahlen ausschlaggebend für das Bilanzrating

Insgesamt zehn Kennzahlen bilden die Grundlage für die Bewertung im Bilanzrating: Bewertungsreservequote, Nettorendite, RfB-Quote, RfB-Zuführungsquote, versicherungsgeschäftliche Ergebnisquote, Überschussverwendungsquote, Vorsorgequote, Verwaltungskostenquote, Abschlusskostenquote und Solvabilität. Die Ergebnisse der Bilanzkennzahlen wurden im map-report unterschiedlich gewichtet - maximal 20, 30 oder 40 Punkte. Die Ergebnisse in den zehn Segmenten wurden addiert und das Ergebnis zu einer Gesamtnote verdichtet. Insgesamt waren maximal 300 Punkte möglich.

Versichertenschwund in der Krankenvollversicherung setzt sich fort

Als Sorgenkind der Branche gilt nach wie vor die Krankenvollversicherung. Während die meisten Gesellschaften hier keine konkreten Zahlen zur Entwicklung ihres Neugeschäfts nennen, gibt es auch Ausnahmen. So meldete beispielsweise die Debeka für 2020 einen Neuzugang in der Vollversicherung von 84.055 Versicherten. Die Allianz gab ein Plus von 10.398 Vollversicherten an. Marktumfassend bleibe laut Franke und Bornberg aber nur der Umweg über die Bestandsentwicklung, um Rückschlüsse auf das Neugeschäft ziehen zu können.

Bestandszuwachs bei zwölf PKV-Anbietern

Zwölf der 31 Anbieter mit Vollversicherten konnten ihre Bestände erweitern. In absoluten Zahlen ergibt sich folgende Rangliste: Die Debeka liegt mit einem Plus von 34.120 Kunden vorne, gefolgt von HanseMerkur mit einem Zuwachs von 11.058 Kunden und der ARAG mit einem Plus von 5.790 Kunden. Ebenfalls einen noch vierstelligen Bestandszuwachs verzeichnete auch die HUK-Coburg (2.077), die Concordia (1.608), die R+V (1.461) und LVM (1.194). Den größten Bestandsabrieb mussten wie in den Vorjahren die DKV (-16.469), die Allianz (-9.258) und die Bayerische Beamtenkrankenkasse (-6.327) hinnehmen.

Beitragseinnahmen legen wieder stärker zu

Im Jahr 2020 konnten die privaten Krankenversicherer ihre verdienten Bruttobeiträge um 4,5% (Vorjahr: 3,0%) auf 42,7 Mrd. Euro erhöhen. Überdurchschnittliche Zuwächse der Beitragseinnahmen verbuchten die Concordia mit 11,9%, die Nürnberger mit 10,8%, die ARAG mit 9,6% und VGH mit 9,3%. Von den Schwergewichten mit mehr als 1 Mrd. Euro Beitragseinnahmen konnten insbesondere die Bayerische Beamtenkrankenkasse (7,1%), die HanseMerkur (5,78%), HUK-COBURG (5,7%), AXA (5,3%) und Debeka (5,1%) zulegen.

Verwaltungs- und Abschlusskostenquote sinkt

Im Jahr 2020 fielen in der PKV insgesamt 925,4 Mio. Euro an Verwaltungskosten an, das sind 1,8% über Vorjahresniveau. Da die Verwaltungskostenquote in Relation zu den gestiegenen Beitragseinnahmen berechnet wird, verringerte sich die Quote leicht, nämlich von 2,22 auf 2,17%.

Auch die Abschlusskostenquote ist im Durchschnitt gesunken, und zwar von 6,41 auf 6,29%. Laut Franke und Bornberg müsste generell in einer wachstumsschwachen Phase der Abschlusskostensatz sinken. Dies war bei den meisten Unternehmen auch der Fall. Dennoch gab es aber auch Krankenversicherer, die den Bestandsabrieb trotz steigender Abschlussaufwendungen nicht aufhalten konnten. Trotz Deckelung der Abschlusskosten und offenbar schwachem Neugeschäft seien die Aufwendungen für Vertragsabschlüsse in den vergangenen Jahren kaum gesunken, so die Analysten.

Über den map-report 920

Der map-report Nr. 920 „Bilanzrating Private Krankenversicherung 2020“ ist ab sofort im PDF-Format erhältlich. Weitere Informationen unter www.franke-bornberg.de. (tk)

Bild vorne: © Nastassja – stock.adobe.com; Bild oben: © Jörg Vollmer – stock.adobe.com