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30. Juni 2020
PKV-Markt: Neues Rating, Zustrom in die PKV und eine Beamten-Sonderaktion

PKV-Markt: Neues Rating, Zustrom in die PKV und eine Beamten-Sonderaktion

Wie es um die Beitragsstabilität der PKV-Tarife steht, hat das Software- und Analysehaus MORGEN & MORGEN unter die Lupe genommen. Laut Analyse beträgt die Anpassung der Beiträge marktweit im Schnitt 1,77% und fällt damit recht moderat aus. Zugleich sehen sich die privaten Krankenversicherer vor einer Trendwende: Zuletzt wechselten mehr Menschen in die PKV.

Zum dritten Mal hat das Software- und Analysehaus MORGEN & MORGEN die Beitragsstabilität der Unisex-Vollkostentarife der Privaten Krankenversicherung (PKV) unter die Lupe genommen. Insgesamt 916 Tarifkombinationen von 29 Versicherern haben die Analysten untersucht. Hierzu wurden die Neugeschäftsbeiträge und Beitragsanpassungen der PKV-Tarife marktweit verglichen und zu einer Bewertung pro Tarifkombination aggregiert. In die Analyse waren nur Tarife einbezogen, die bereits seit mindestens fünf Jahren auf dem Markt sind. Die Bewertung der Beitragsstabilität von PKV-Vollversicherungstarifen beantworte die für den Kunden wichtige Frage nach der Höhe der Beitragsanpassungen, wie MORGEN & MORGEN unterstreicht. „Aus der Vergangenheit lässt sich nicht ohne Weiteres in die Zukunft extrapolieren, dennoch liegt ein relevanter Indikator hinsichtlich einer Entscheidung für oder gegen einen Tarif vor“, erklärt Geschäftsführer Pascal Schiffels.

Marktweit Beitragsanpassung von 1,77%

Gegenüber dem Vorjahr ist das durchschnittliches Anpassungsniveau von 1,68% auf 1,77% gestiegen, was einem Plus von 0,09 Prozentpunkten entspricht. Im vergangenen Jahr erhöhte sich das Anpassungsniveau um 0,24 Prozentpunkte. Beim Mittelwert der relativen Beitragssteigerungen im neuen Jahrgang zeigt sich eine Spanne von –1,27% und 6,95%. Nur etwa 7% der untersuchten Tarife weisen einen negativen Wert auf, hier wurden die Beiträge in den vergangenen fünf Jahren also tendenziell gesenkt oder gar nicht angepasst. Für die meisten anderen Tarife bleiben die Beitragserhöhungen mit 1,9% im Schnitt auf einem moderaten Niveau. Marktweit ermittelten die Analysten eine Beitragsanpassung in Höhe von 1,77%.

„Vor der Umstellung auf Unisex-Tarife lag 2012 das Anpassungsniveau noch bei durchschnittlich knapp 5%. Die jetzige Anpassung ist also immer noch verhältnismäßig“, betont Schiffels.

Als Ursachen für den Anstieg führt MORGEN & MORGEN unter anderem die Weiterentwicklung der Medizin und den Einsatz von neuen Technologien an. Darüber hinaus würde die steigende Lebenserwartung die Gesundheitskosten nach oben treiben.

29% der Tarifkombinationen „ausgezeichnet“

Von einer guten Beitragsstabilität kann dann gesprochen werden, wenn die durchschnittliche Beitragssteigerung gering ist ebenso wie die Streuung der Steigerungen. Laut Analysten ist es also besser, ein Tarif erhöht sich jedes Jahr im Schnitt um etwa 5% als einmal um 9% und dann um 1%. Denn im ersten Fall fällt die Standardabweichung geringer aus und die Gleichmäßigkeit der Anpassung ist höher. Insgesamt 29% der untersuchten 916 Tarifkombinationen von 29 Versicherern schnitten mit der Höchstwertung von fünf Sternen ab. Um diese Bewertung „ausgezeichnet“ zu erhalten, durfte der Mittelwert der relativen Beitragssteigerung der Tarife nicht höher ausfallen als 1% und die Standardabweichung der relativen Beitragssteigerung musste unter 3% betragen. Weitere Informationen zum Rating unter folgendem Link: www.morgenundmorgen.com

PKV-Verband sieht sich vor Trendwende

Derweil freuen sich die privaten Krankenversicherer über einen Kundenzustrom. „Wir verzeichnen eine erfreuliche Trendwende. Das zweite Jahr in Folge wechseln wieder mehr Menschen aus der Gesetzlichen Krankenversicherung (GKV) in die Private Krankenversicherung als umgekehrt“, erklärte Dr. Ralf Kantak, der frisch im Amt bestätigte Vorsitzende des Verbandes der Privaten Krankenversicherung (PKV) kürzlich in einer Online-Pressekonferenz. Im Saldo ergebe sich ein Plus von 17.400 Versicherten für die PKV. Zum Vergleich: Im Jahr 2018 waren es 800 Versicherte zugunsten der PKV. 2019 haben sich insgesamt 146.800 Versicherte für einen Wechsel aus der GKV in die PKV-Vollversicherung entschieden. 129.400 Personen wanderten in die GKV ab, wobei „viele dieser Abgänge nicht freiwillig erfolgen“ so Kantak.

Sonder-Öffnungsaktion für Beamte

Für weitere Neuzugänge könnte eine neue Öffnungsaktion sorgen für Beamte und deren Angehörige, die bisher gesetzlich versichert sind. Im Zeitraum vom 01.10.2020 bis 31.12.2020 können teilnahmeberechtigte Beamte zu erleichterten Bedingungen in eine beihilfekonforme PKV wechseln. „Wir hatten in den letzten Monaten viele Gespräche mit Landesregierungen und mit Vertretern der Beamtenverbände – und dabei wurde uns gelegentlich von Beamten berichtet, die als freiwillig Versicherte in der Gesetzlichen Krankenversicherung geblieben sind, aber lieber die Kombination aus PKV und Beihilfe nutzen würden“, erklärt Kantak. Von der Sonder-Öffnungsaktion sollen insbesondere Beamte profitieren, bei denen Vorerkrankungen bestehen, die üblicherweise hohe Risikozuschläge erfordern oder einen Versicherungsschutz sogar ganz ausschließen können. (tk)

Bild: © H_Ko –stock.adobe.com