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12. April 2023
Private-Equity-Investitionen gehen 2022 nach Höhenflug zurück
Hand touching PRIVATE EQUITY button, business concept

Private-Equity-Investitionen gehen 2022 nach Höhenflug zurück

2021 war für die europäische Private-Equity-Branche ein außerordentlich erfolgreiches Jahr – das sich allerdings nicht fortsetzte. Die Zahl der Private-Equity-Transaktionen sind insbesondere in der zweiten Jahreshälfte 2022 eingebrochen, zeigt eine Untersuchung von PwC Deutschland.

Während die europäische Private-Equity-Branche 2021 einen regelrechten Höhenflug erlebte, hat der Krieg in der Ukraine diesen post-pandemischen Aufschwung vorerst beendet. Durch die Mischung aus hoher Inflation, anziehenden Zinssätzen und einer insgesamt angespannten wirtschaftlichen und geopolitischen Lage sind die Deal-Aktivitäten mit Private-Equity-Beteiligung vor allem in der zweiten Jahreshälfte 2022 vehement zurückgegangen, zeigt der „Private Equity Trend Report 2023“ der Wirtschaftsprüfungsgesellschaft PwC Deutschland.

2022 fanden insgesamt 2.544 PE-Transaktionen statt, was einem Minus von 19% im Vergleich zum Vorjahr entspricht. Aber: Der Gesamtwert der Deals fiel nur um 4%, lag mit 208,6 Mrd. Euro jedoch über den Durchschnittswerten vor der Pandemie.

PE-Transaktionen gehen besonders stark in der DACH-Region zurück

Deutschland, Österreich und die Schweiz waren vom Rückgang der PE-Transaktionen besonders stark betroffen, heißt es in der Mitteilung zum PwC-Report. 2022 fanden im DACH-Raum insgesamt 437 PE-Transaktionen statt – rund ein Drittel weniger als im Vorjahr mit 679. Beim Gesamtwert der Deals war der Einbruch noch deutlicher zu spüren. Dort ging der Wert um 52% auf 18,1 Mrd. Euro zurück.

2022 ist der Gesamtwert der Private-Equity-Deals stärker eingebrochen als die Anzahl der Transaktionen. Als Grund dafür führt PwC an, dass sich PE-Investoren mit Blick auf das schwierige gesamtwirtschaftliche Umfeld sowie die fehlende Finanzierungsbereitschaft der Banken eher auf das bestehende Portfolio fokussieren, um die Wertgenerierung voranzutreiben.

Interesse an Technologiesektor schwindet

In den Vorjahren fand der Sektor Technologie, Medien und Kommunikation (TMT) bei europäischen PE-Anlegern den größten Zuspruch. Doch das hat sich 2022 geändert. An der Spitze rangiert nun mit 36% aller PW-Deals der Bereich Industrielle Produktion. Die zweitstärksten Branchen waren TMT und Konsumgüter mit je 24% der PE-Transaktionen.

Die Schwerpunkte der Investoren verschoben sich dem Report zufolge. Das pandemiebedingte hohe Interesse an Technologieunternehmen ebbe ab. Stattdessen nehmen Investoren nun immer häufiger Ziele aus den Branchen Energie, Logistik und Infrastruktur ins Visier. Immer populärer würden zudem Targets aus dem Konsumgüterbereich. 40% der 250 befragten Private-Equity-Firmen wollen in den kommenden zwei bis drei Jahren in diesen Sektor investieren.

Deutschland verteidigt Platz 3

Das Vereinigte Königreich und Irland verloren zum ersten Mal ihre führende Position im europäischen PE-Markt. PE-Investoren aus Frankreich waren an fast jeder vierten Transaktion (23%) beteiligt, gefolgt von Investoren aus dem Vereinigten Königreich und Irland mit 21%. Deutschland verteidigte Rang 3 der aktivsten Übernahmemärkte: 13% aller Transaktionen fanden in der Bundesrepublik statt. Das entspricht jedoch drei Prozentpunkten weniger als im Vorjahr. 93% der Investoren, die bereits in Investments in Deutschland getätigt haben, wollen dies auch weiterhin tun. Allerdings wollen nur 42% ihre Investitionssumme erhöhen – 2021 planten dies noch 80%.

Private-Equity-Investitionen gehen nach Höhenflug 2022 zurück

Deutschland dürfte allerdings auch in Zukunft attraktiv bleiben für Investoren. 83% der Befragten seien der Ansicht, dass Deutschland ein guter Standort für PE-Aktivitäten ist. Bei der Frage, welche Region in den kommenden fünf Jahren an Attraktivität gewinnen wird, landet Deutschland mit 68% der Nennungen auf dem 3. Platz hinter dem Vereinigten Königreich (81%) und den USA (76%).

Digitalisierung und Nachhaltigkeit als zentrale Werttreiber

Für die überwältigende Mehrheit der Befragten ist die Digitalisierung ein zentraler Hebel für die Wertschöpfung. 99% wollen im kommenden Jahr weiter in die Digitalisierung investieren. Dabei spielt insbesondere die Datenanalyse eine wichtige Rolle: 78% planen, Geld in diesen Bereich zu stecken. Datenanalysen kommen häufig für die Due Diligence und Bewertung von Unternehmen zum Einsatz, immer häufiger aber auch für die Identifikation potenzieller Zielunternehmen. 61% der Befragten berichten, dass sie bereits auf Datenanalysen setzen, um attraktive Übernahmeziele zu finden. 2023 wollen dies gut drei Viertel der Befragten tun.

Auch beim Thema Nachhaltigkeit herrscht Konsens, zeigt der Trend Report. Alle Befragten gaben an, dass sie über eine Richtlinie für verantwortungsvolle Investitionen verfügen sowie die Werkzeuge, um diese umzusetzen. 2021 lag dieser Anteil erst bei 77%. Knapp zwei Drittel (64%) nutzen bereits ESG-spezifische KPIs für alle ihre Portfolio-Unternehmen. Dazu zählen etwa der CO2-Fußabdruck und der Wasserverbrauch oder Kennzahlen zu Diversität und Inklusion. 2021 lag dieser Anteil erst bei 17%. Gleichzeitig wächst die Überzeugung, dass der Fokus auf Umwelt, Soziales und Governance auch der finanziellen Performance eines Unternehmens zuträglich ist. 71% stimmen der Aussage zu, dass der Return on Investment von ESG die Kosten übersteigt. Im Vorjahr seien erst 36% der Befragten dieser Meinung gewesen.

Über die Studie

PwC hat im vierten Quartal 2022 und im ersten Quartal 2023 250 europäische Partner und Geschäftsführer in Private-Equity-Firmen befragt, wobei jedes der teilnehmenden Unternehmen über mindestens 250 Mio. Euro an verwaltetem Vermögen verfügt. Rund 13% der Befragten stammen aus Deutschland. (mki)

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