Reiseversicherung: „Nur langsam erholt sich der Markt“

Interview mit Daniela Gögler, Gesellschafter-Geschäftsführerin der KLEMMER International Versicherungsmakler GmbH

Frau Gögler, stellen Sie uns Ihr Unternehmen doch bitte kurz vor. Und seit wann sind Sie die Unternehmenslenkerin?

Seit 2010 bin ich in mittlerweile zwei Unternehmen als Gesellschafter-Geschäftsführerin tätig. Zum einen in unserem Maklerunternehmen, der KLEMMER International Versicherungsmakler GmbH, zum anderen in der KLEMMER International Assekuradeur GmbH. Gemeinsam mit meiner Geschäftsführer- Kollegin Karen Schumann und einem siebenköpfigen Team betreut der Makler seine Kunden rundum im Bereich Versicherungen für Gewerbe- und Privatkunden. Als einen Schwerpunkt bieten wir Taxi- und Mietwagenunternehmen durch bedarfsgerechte Rahmenverträge besonders gute Konditionen.

Dann gibt es ja noch unseren Assekuradeur, der sich mit seinem achtköpfigen Team mit Versicherungen rund ums Reisen beschäftigt. Hier liegt der Fokus auf online-basiertem Geschäft mit Reisekrankenversicherungen im Paket mit einer Unfall- und Haftpflichtversicherung für Personen, die sich sozialversicherungsfrei in Deutschland oder Österreich aufhalten dürfen.

Ihr Betrieb ist Teil der Martens & Prahl Gruppe. Was bedeutet das für Sie und Ihre Unternehmen?

Das bedeutet, dass wir zu einem starken Verbund rund um unseren Mitgesellschafter, der Martens & Prahl Holding, gehören. Stark im Sinne von gut aufgestellt. So stellt die Martens & Prahl Gruppe mit mittlerweile über 90 Partnern einen der größten Makler Deutschlands dar. Für mich bedeutet das, dass wir selbstständig und frei arbeiten können, aber bei Bedarf auf Sonderkonzepte genauso wie auf kompetente Spezialisten aller Colour zurückgreifen können. Die Eigenschaft „Mitglied der Martens & Prahl Gruppe“ steht für mich für Werte wie Ehrlichkeit, Fairness und Respekt. Die Holding mit Sitz in Lübeck bietet uns, auch nur bei Bedarf und ohne jeden Zwang, Unterstützung bei Rechtsthemen, Mitarbeiterrecruiting, Buchhaltung, EDV und mehr. Besonders hervorzuheben ist sicherlich die Martens & Prahl Akademie, die uns und unseren Mitarbeitern effektiv bei der Fort- und Weiterbildung nützt.

Ihr Angebot ist stark zugespitzt auf bestimmte Zielgruppen. In der Corona-Pandemie waren manche Bereiche und Branchen immens von Restriktionen betroffen. Etwa alles, was mit Reisen und Transport zu tun hatte. Wie sind Sie da durchgekommen?

Nun ja, tatsächlich hieß es immer: Spezialisten sind in Krisenzeiten sicher. Das stimmt: In der Corona-Krise waren wir sicher, und zwar sicher „dabei“. Der Makler hat im Bereich der Taxi- und Mietwagenversicherung erheblich Umsatz eingebüßt. Der Assekuradeur hat durch den weltweiten Reisestopp bis heute deutlich weniger Geschäft. Wie sind wir da durchgekommen? Wir haben sehr schnell reagiert und sind mit beiden Unternehmen in die Kurzarbeit, dadurch konnten wir Entlassungen oder gar eine Schließung vermeiden. In unserem Falle ein wirklich probates Mittel. So haben wir coronabedingt keinen Mitarbeiter verloren. Wichtig war für uns sicherlich auch eine sehr offene Kommunikation mit den Mitarbeitern und ein umsichtiger Umgang mit allen Corona-Maßnahmen. Nur langsam und sehr zögerlich erholt sich der Markt. Wir hoffen, dass die positive Entwicklung weiterhin anhält.

Lassen Sie uns näher auf die Reiseversicherungen sehen. Für welche Zielgruppen bzw. welche Art von Reisen bieten Sie Absicherung?

Wie schon erwähnt, wir sind hier im Bereich der Incoming-Versicherung auf Personen spezialisiert, die sich sozialversicherungsfrei in Deutschland und Österreich aufhalten dürfen. Die Krankenversicherung, die ja bei einem zeitlich begrenzten Aufenthalt Pflicht ist, bieten wir im Paket mit einer Unfall- und Privathaftpflichtversicherung an. Die Abschlüsse erfolgen schnell und unkompliziert überwiegend online. Der Kunde erhält sofort seine Bestätigung, die er zur Vorlage bei den Behörden, zum Beispiel zur Visumerteilung, benötigt. Zielgruppen sind hier unter anderem: AuPairs, Erntehelfer, Saisonarbeitskräfte, Pflegekräfte, Sprachschüler und -studenten, Gastprofessoren usw.

Wir bieten aber auch alle sinnvollen Versicherungen für Reisende, die aus Deutschland heraus, in die Welt aufbrechen. Alle Informationen dazu finden unsere Kunden auf unserer Website, aber auch bei unseren Kundenbetreuern.

Welche Zielgruppe oder welcher Bereich macht dabei den Hauptanteil Ihres Geschäfts aus?

Tatsächlich ist die stärkste Sparte die Sprachschüler und -studenten, gefolgt von den Erntehelfern und Saisonarbeitskräften, Das fällt immer wieder schwer zu glauben, da sich Tagesprämien pro Kopf im Centbereich bewegen. Hier wird auch deutlich, wie wichtig die Automatisierung der Abläufe durch ein maßgeschneidertes Verwaltungsprogramm gepaart mit einem unkomplizierten Online-Abschluss ist. Nur so ist die Vielzahl der Einzelverträge und -vorgänge stemmbar.

Inwiefern hat denn die Pandemie die Sparte der Reiseversicherungen verändert?

Die Versicherer haben ja sehr unterschiedlich in der Corona-Krise reagiert. Der eine oder andere ist bei dem bestehenden Ausschluss von Erkrankungen durch Pandemien geblieben. Wieder andere haben schnell spezielle Bausteine zur Mitversicherung von Corona-Erkrankungen und deren Folge kreiert. Wieder andere haben neben der Erweiterung im Bereich der Krankenversicherung neue Corona-Bausteine auf den Markt gebracht, damit auch in der Reiserücktrittversicherung zum Beispiel angeordnete Quarantänemaßnahmen als versichertes Ereignis gelten. Insgesamt haben die Auswirkungen der Pandemie zu einem erheblichen Rückgang von Reisen aller Art und somit eben auch zu einem Umsatzrückgang geführt.

Die Beiträge sind bislang eher stabil geblieben, aber ich denke, nachdem die Versicherer ja immer zeitverzögert reagieren, werden Beitragserhöhungen und Bedingungsänderungen nicht ausbleiben. Für unsere Produkte und Beiträge kann ich allerdings für 2023 Beitragsstabilität in Aussicht stellen.

Wie hat sich die Nachfrage nach Reisekrankenschutz gegenüber der Vor-Corona-Zeit entwickelt?

Nun, grundsätzlich ist den Kunden durch die Pandemie bewusster geworden, dass sie Reiseversicherungen brauchen, insofern hat sich das Buchungsverhalten positiv entwickelt. Im Gegensatz dazu hat sich eben das Reiseverhalten grundsätzlich verändert. Da muss man nur an sich selbst hinsichtlich der Dienstreisen denken. Und das gilt weltweit über alle Zielgruppen hinweg. Insofern werden wir uns auf neue Produkte, die unsere Kunden sozusagen „reisebegleitend“ brauchen, konzentrieren. Mehr kann ich allerdings noch nicht verraten.

Dieses Interview lesen Sie auch in AssCompact 01/2023, S 28 f., und in unserem ePaper.