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18. November 2020
Revolution: Deutschlands erstes Mehrfamilienhaus aus dem 3D-Drucker

Revolution: Deutschlands erstes Mehrfamilienhaus aus dem 3D-Drucker

3D-Drucker erobern immer mehr Bereiche des Lebens. Doch ein ganzes Haus aus dem 3D-Drucker bauen? Aus dieser Fiktion wird nun Realität. In Bayern druckt die PERI GmbH nun Deutschlands erstes Mehrfamilienhaus.

Die PERI GmbH druckt im bayerischen Wallenhausen das erste Mehrfamilienhaus mit einem 3D-Betondrucker. Nachdem das Familienunternehmen Ende September 2020 den Druck des ersten Wohnhauses in Deutschland im westfälischen Beckum bekannt gab, entsteht nun das nächste Haus mithilfe eines 3D-Betondruckers. Das Fünffamilienhaus wird mit rund 380 m2 Wohnfläche das größte gedruckte Wohnhaus Europas sein.

Sechs Wochen Druckzeit

Für das Projekt sind insgesamt rund sechs Wochen Druckzeit veranschlagt. Der Druck des ersten Mehrfamilienhauses in Deutschland beweise, dass die neue Bautechnologie auch für größere Wohneinheiten geeignet sei. Bauherr ist die Michael Rupp Bauunternehmung GmbH, die sich mit der neu gegründeten Tochter Rupp Gebäudedruck ab 2021 auf den 3D-Sektor spezialisieren wird. Das Material für die Herstellung des Druckbetons stammt von HeidelbergCement, die eingesetzte Mischtechnologie kommt von m-tec mathis technik gmbh. Bei der Erarbeitung der Genehmigung unterstützte das Ingenieurbüro Schießl Gehlen Sodeikat. Die Planung und Durchführung der entsprechenden Zulassungsprüfungen erfolgten durch das Centrum Baustoffe München der Technischen Universität München.

Reguläre Vermietung nach Fertigstellung

Das Wohnhaus in Wallenhausen ist voll unterkellert und wird nach Fertigstellung auf drei Stockwerken fünf Wohnungen bieten. Bei der Immobilie handelt sich nicht um ein reines Forschungs- oder Demonstrationsprojekt. Die Wohnungen sollen nach Fertigstellung regulär vermietet werden. Lediglich eine Wohnung soll weiterhin als Musterwohnung genutzt werden.

So funktioniert der 3D-Betondruck von Häusern

Beim Druck in Wallenhausen setzt PERI den Portaldrucker BOD2 ein. Bei dieser Technik bewegt sich der Druckkopf über drei Achsen auf einem fest installierten Metallrahmen. Der Drucker kann sich in seinem Rahmen an jede Position innerhalb der Konstruktion bewegen und muss nur einmal kalibriert werden. Dies spart Zeit und Kosten. Während des Druckvorgangs berücksichtigt der Drucker bereits die später zu verlegenden Leitungen und Anschlüsse für Wasser, Strom etc. Der BOD2 ist so zertifiziert, dass auch während des Druckvorgangs im Druckraum gearbeitet werden kann. Manuelle Arbeiten, wie zum Beispiel das Verlegen von Leerrohren und Anschlüssen, können auf diese Weise in den Druckprozess integriert werden.

Spezialbeton von HeidelbergCement

Das für den Druck des Hauses in Wallenhausen eingesetzte Material „i.tech 3D“ wurde von HeidelbergCement speziell für den 3D-Druck entwickelt. Die Eigenschaften von i.tech 3D sind angepasst auf die besonderen Anforderungen des 3D-Drucks mit Beton. Bedient wird der Drucker von zwei Personen. Der Druckkopf und die Druckergebnisse werden per Kamera überwacht. Mit einer Geschwindigkeit von einem Meter pro Sekunde ist der BOD2 laut PERI aktuell der schnellste 3D-Betondrucker auf dem Markt. Für einen Quadratmeter doppelschalige Wand benötigt er rund fünf Minuten. (mh)

Bild: © PERI GmbH