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24. Februar 2022
Russischer Angriff auf Ukraine bringt Finanzmärkte ins Taumeln
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Russischer Angriff auf Ukraine bringt Finanzmärkte ins Taumeln

Der Militärangriff Russlands auf die Ukraine hat weltweit an den Aktienmärkten heftig eingeschlagen – der Dax verlor gleich zu Handelsbeginn über 4%, während der Ölpreis auf weit über 100 US-Dollar je Fass stieg. Auch der Goldpreis zog an.

Der russische Angriff auf die Ukraine hat heftige Turbulenzen an den internationalen Finanzmärkten ausgelöst. Rund um den Globus knickten die Börsenkurse teils erheblich ein. In der russischen Hauptstadt Moskau wurde der Aktienhandel zwischenzeitlich komplett ausgesetzt. Unterdessen zogen die Preise für einige Rohstoffe angesichts der großen Verunsicherungen zum Teil deutlich an. „Mit den aktuellen Entwicklungen ist unser Negativ-Szenario, ein offener Krieg zwischen der Ukraine und Russland, eingetreten“, hieß es von der Landesbank Baden-Württemberg (LBBW) auf tagesschau.de. „Wir gehen davon aus, dass die Realwirtschaft rund um den Globus spürbare Einbußen hinnehmen muss.“

Europäische Börsen mit hohen Verlusten

Anlegerinnen und Anleger zeigten sich angesichts des Krieges auf europäischem Boden an den internationalen Börsen spürbar verunsichert. Gleich zu Handelsbeginn ist der Dax um 4,4% auf ein 13-Monats-Tief von 13.986 Punkten gefallen. Damit hat der deutsche Leitindex den größten Tagesverlust seit dem Börsen-Crash vom März 2020 verzeichnet. Aber auch europaweit starteten die Börsen mit herben Verlusten in den Donnerstag: in Frankreich ging der CAC-40 mit –3,9% in den Handel, der britische FTSE 100 mit –6% und der spanische Ibex mit –4,3%. Der STOXX Europe 600 – ein Aktienindex der 600 größten europäischen Unternehmen – brach ebenfalls um etwa 3,4% bis zum späten Donnerstagnachmittag ein. Zum Handelsende hin notierte der Dax wieder etwas fester bei rund 14.080 Punkten (–3,8%).

Dax-Volatilitätsindex schießt nach oben

Der massive Anstieg des Volatilitätsindex VDAX NEW zeigt unterdessen die hohe Verunsicherung an den Kapitalmärkten an. Dieser Index misst täglich die zu erwartende Schwankungsanfälligkeit des Dax in den kommenden 30 Tagen. Noch zum Mittagstermin am 23.02.2022 notierte der Index bei 29,8 Punkten, ehe er nur 24 Stunden später mit einem Wert von rund 39 Punkten (+21%) am Donnerstagmittag regelrecht explodierte. "Die globalen Märkte haben nicht mit einem Kriegsszenario gerechnet und passen sich nun angesichts der Tragweite dieses militärischen Vorgehens an. Es wird einige Zeit dauern, bis sich die Situation beruhigt hat. In der Zwischenzeit werden Unsicherheit und Volatilität fortbestehen, und es besteht die Möglichkeit, dass es zu einigen Übertreibungen nach unten kommt. Dies ist nicht der richtige Zeitpunkt, um auf fallende Kurse zu setzen, da der Markt die Auswirkungen dieses geopolitischen Schocks noch nicht vollständig erfassen kann", bewertet der Vermögensverwalter Amundi die neue Situation an den Kapitalmärkten.

US-Börsen bereits am Mittwoch im Minus

Schon am Mittwoch sackten wichtige Börsenindizes in den USA ab. Der Dow Jones Industrial fiel um 1,4%. Der breit gefasste S&P 500 verlor 1,8% auf 4.225 Punkte und sackte damit auf das niedrigste Niveau seit Juni 2021 ab, ebenso wie der Nasdaq 100, der am Ende sogar 2,6% auf 13.509 Zähler einbüßte. Zum Handelsstart am Donnerstag rutschte der Dow Jones Industrial weiter um etwa 750 Indexpunkte bzw. –2,3% ab. Verluste in ähnlicher Größenordnung waren auch bei S&P 500 (–2,2%) und bei Nasdaq 100 (–1,9%) zu beobachten.

Auch wichtige asiatische Börsen mit Kursrutsch

Auch an den asiatischen Märkten sind die Börsenkurse am Donnerstag weiter abgetaucht. In Tokio schloss der Leitindex Nikkei um 2% tiefer. Der Hang-Seng-Index in der chinesischen Sonderverwaltungsregion Hongkong sackte um 3,2% ab, und der CSI-300-Index mit den 300 wichtigsten Unternehmen vom chinesischen Festland büßte rund 2% ein. Der wichtigste russische Leitindex RTS verlor im Laufe des Handelstages mehr als ein Drittel seines Wertes vom Mittwoch. Der russische Rubel stürzte auf ein Rekordtief gegenüber dem US-Dollar ab.

Preise für Energierohstoffe explodieren

Als einer der größten Energielieferanten der Welt beeinflusst Russlands Angriff auf die Ukraine auch die Preise auf den Energiemärkten. „Russisches Öl wird über Nacht vom Weltmarkt verschwinden, wenn es zu neuen Sanktionen kommt“, warnte Volkswirt Howie Lee von der Bank OCBC. „Die OPEC kann nicht ausreichend produzieren, um dieses Loch zu füllen.“ So ist der Preis für ein Barrel Öl schon in der Nacht zum Donnerstag erstmals seit mehr als sieben Jahren auf über 100 US-Dollar gestiegen. Bis zum späten Donnerstagnachmittag stieg der Preis für ein Barrel der Nordsee-Sorte Brent um 7,7% auf 104 US-Dollar. Das war der höchste Stand seit September 2014. Damit summiert sich das Plus beim Brent-Preis in diesem Jahr bereits auf rund 30%, nachdem sich der Kurs bereits im vergangenen Jahr verdoppelt hatte. Auch am Gasmarkt schnellten die Preise angetrieben von wachsender Angst vor einer weiteren Verknappung der Liefermengen rasant nach oben: An der niederländischen TTF-Börse kostete eine Megawattstunde (MWh) Erdgas am späten Nachmittag knapp 139 Euro und legte damit innerhalb von wenigen Stunden über 56% zu. Die generelle Sorge an den Märkten intensiviert sich damit: Weiter rasante Rohstoffpreise könnten die ohnehin hohe Teuerung insbesondere in der Europäischen Union (EU) und den USA nochmals weiter anheizen (AssCompact berichtete bereits). Denn Marktbeobachterinnen und -beobachter erwarten eine stark steigende Nachfrage nach Erdöl, falls Russland seine Gaslieferungen noch weiter kürzen oder sogar vollständig einstellen würde. Denn Erdöl gilt als ein wichtiges Ersatzprodukt für Erdgas.

Edelmetalle registrieren leichte Wertsteigerungen

Weltweit haben sich Anlegerinnen und Anleger aufgrund der Turbulenzen an den internationalen Börsen in halbwegs sichere „Häfen“ geflüchtet. In Krisenzeiten wie diesen profitieren einmal mehr Edelmetalle wie Gold. Bis zum späten Nachmittag konnte der Goldpreis auf rund 1.930 US-Dollar je Feinunze und damit leicht um 1,2% zulegen. Aber auch andere Edelmetalle wie Silber (+1%) oder Palladium (+6,7%) verzeichneten Wertsteigerungen. (as)

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