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31. März 2022
Sanktionen gegen Russland: Marktturbulenzen halten an
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Sanktionen gegen Russland: Marktturbulenzen halten an

Die europäische VTB-Tochter soll verkauft werden, Russland begleicht Zinszahlungen doch noch und die Börse Moskau hat den Handel wieder aufgenommen. Von Normalität dennoch keine Spur. Fondshäuser sitzen auf eingefrorenen russischen Titeln und ein Staatsbankrott Russlands ist weiterhin möglich.

Nachdem AssCompact zuletzt laufend die Auswirkungen der gegen Russland gerichteten Sanktionen auf die europäische Finanz- und Versicherungswirtschaft betrachtet hat, folgt mit diesem Beitrag eine kurze Zusammenfassung verschiedener Entwicklungen, die sich in den letzten Tagen ergeben haben.

VTB Bank Europe

Die VTB Bank Europe soll Informationen des Handelsblatts zufolge verkauft werden. Die EU-Tochter der von den westlichen Sanktionen betroffenen russischen VTB-Bank ist zwar in Frankfurt ansässig, nimmt seit Anfang März jedoch keine Privatkunden mehr an. Hintergrund ist laut Handelsblatt wohl ein Einlageaufnahmestopp, der von einer Finanzbehörde ausgesprochen wurde. Anscheinend soll auf diese Weise sichergestellt werden, dass über die Europa-Tochter der russischen VTB Bank kein Geld an den Sanktionen vorbei nach Russland transferiert wird.

Robo liquidiert

Bereits zuvor hatte die VTB Bank Europe ihren Robo-Advisor liquidiert und die Kunden vor die Wahl gestellt, sich das Guthaben auszahlen zu lassen oder das Depot auf den DJE-Robo Solidvest zu übertragen (AssCompact berichtete).

Zinszahlungen auf russische Anleihen

Am 16.03.2022 wurden Zinszahlungen auf zwei russische Anleihen in US-Dollar fällig, die zunächst nicht bedient wurden. Vermutet wurde zu dem Zeitpunkt, dass Russland entweder nicht willens sei, die Zinszahlungen zu bedienen oder die westlichen Sanktionen die technische Abwicklung erschwert hätten. Dass die Devisenreserven Russlands ausreichen würden, um die Zinsen zu bedienen, stand außer Frage. Fällig war lediglich eine Zinszahlung von 117 Mio. US-Dollar geworden. Die Devisenreserven der Russischen Föderation beliefen sich im Januar 2022 laut Statista noch auf einen Gegenwert von knapp 500 Mrd. US-Dollar.

Einige Tage später erhielten die Inhaber der Anleihen ihre Zinszahlungen doch noch, wie die Nachrichtenagenturen Bloomberg und Reuters meldeten. Zwischenzeitlich bediente Russland noch weitere Zinszahlungen.

Seitdem sind die Augen der Marktbeobachter auf den 04.04.2022 gerichtet. An diesem Tag muss Russland eine Anleihe in Milliardenhöhe zurückzahlen und damit seine Zahlungsfähigkeit unter Beweis stellen. Ab Mitte April dürfte die Bonität Russlands dann noch schlechter einschätzbar werden. Nach dem 15.04.2022 ist es Ratingagenturen dann nicht mehr gestattet, eine Einschätzung zur Zahlungsfähigkeit Russlands und russischer Unternehmen abzugeben, wie AssCompact bereits berichtete.

Moskauer Börse öffnet wieder

An der Börse in Moskau ist man zwar noch weit vom Normalbetrieb entfernt, aber am 24.04.2022 öffneten sich die Tore der größten Börse Russlands zumindest für einen verkürzten Handelstag wieder. Handelbar waren zunächst lediglich 33 Titel. Leerverkäufe waren untersagt.

Am 28.03.2022 ließ Moskau dann wieder alle russischen Aktien zum Handel zu. Westlichen Investoren ist es jedoch weiterhin untersagt, Verkäufe zu tätigen. In Ländern, die sich den Sanktionen gegen Russland angeschlossen haben, sind russische Titel unverändert vom Handel ausgeschlossen.

Russischer Leitindex gestärkt (und gestützt)

Zum Handelsstart stieg der russische Leitindex zunächst kräftig an und legte dann abgesehen von einem kurzen Rücksetzer am 29.03.2022 weiter zu. Marktbeobachter geben jedoch zu bedenken, dass das Verkaufsverbot für ausländische Investoren, das Verbot von Leerverkäufen sowie die Angst russischer Investoren vor höheren Inflationsraten die Kurse stützten. Außerdem habe auch der russische Staatsfonds zur Börsenöffnung massiv Liquidität bereitgestellt. Ob dem so ist und wenn ja, welcher Einfluss diesem Faktor zukäme, bleibt unklar.

Fondsanbieter werden russische Papiere nicht los

Für Fondsgesellschaften und Privatanleger bleibt die Lage unverändert. Beispielsweise hatte der norwegische Staatsfonds nach Kriegsbeginn mitgeteilt, dass russische Titel aus dem Portfolio geworfen würden. Auch große Indexanbieter haben Russland aus ihren Indizes gestrichen. Aktuell werden die Fondsbetreiber die Werte aber aufgrund der Sanktionen und Handelsbeschränkungen nicht los. Sollten die Titel wieder handelbar werden, dürften allein die Verkäufe all der ETF-Anbieter, die aufgrund der geänderten Zusammensetzung ihrer Indizes verkaufen müssen, die Kurse weiter abrutschen lassen.(tku)

Bild: © Who is Danny – stock.adobe.com