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5. August 2019
Schroders ist Altersvorsorgepartner für Versicherer und Vermittler

Schroders ist Altersvorsorgepartner für Versicherer und Vermittler

Seit über 20 Jahren bietet Schroders als Altersvorsorgepartner Lösungen in Deutschland an. Der Geschäftsbereich wird personell wie auch produktseitig kontinuierlich ausgebaut – auch weil der Asset-Manager einen Wandel in der Vorsorgementalität erkennt. Interview mit Charles Neus, Head of Retirement Solutions, und Andreas Brandt, Head of Client Interaction & Marketing Deutschland, Österreich und CEEMED bei der Schroder Investment Management GmbH.

Herr Neus, helfen eigentlich die Diskussionen um Staatsfonds oder auch Aktienförderung der privaten Altersvorsorge?

Charles Neus: Mich freut es sehr, dass man in Deutschland über dieses Thema wieder aktiver diskutiert. Es zeugt von dem nachhaltigen Bedürfnis, sich über das wichtige Thema Altersvorsorge Gedanken zu machen, und immer mehr Deutsche zeigen hier ein offenes Interesse. Herkömmliche Sparmodelle sind angesichts der andauernden Nullzinspolitik mehr als überholt und nicht mehr ausreichend, um den Lebensstil der Menschen auch im Ruhestand zu gewährleisten. Dies gilt für Jung und Alt gleichermaßen, was uns sowohl in zahlreichen Gesprächen mit der Zielgruppe selbst als auch durch unser hauseigenes Research eindeutig bestätigt wird.

Herr Brandt, nun ist die Skepsis der Deutschen gegenüber Kapitalmarktprodukten immer noch hoch. Oder gibt es hier doch einen allmählichen Wandel?

Andreas Brandt: Wir veröffentlichen einmal im Jahr unsere Global Investor Study zu Finanzthemen und persönlichem Anlageverhalten, an der allein in diesem Jahr über 25.000 Personen aus 32 Ländern teilgenommen haben und die somit durchaus repräsentativen Charakter besitzt. Dabei nimmt das Thema Altersvorsorge immer einen sehr wichtigen Stellenwert ein, und zwar sowohl global als auch auf Deutschland heruntergebrochen. Die seit geraumer Zeit andauernde Niedrigzinsphase wird als immense Herausforderung für die eigenen Vorsorgeanstrengungen wahrgenommen. Speziell in Deutschland steckt die bis vor Kurzem stark praktizierte Priorisierung von Garantie und Sicherheit bei Altersvorsorgeprodukten noch in vielen Köpfen. Aber auch hier ist der Trend hin zur Bereitschaft, risikoreichere Anlageformen für die Anspar- und Wiederanlage auszuwählen, fundamental spürbar.

Auf der Anbieterseite hat sich in den vergangenen Jahren das Angebot ja drastisch verändert. Was sind für Ihr Unternehmen hier die wichtigsten Trends?

CN: Wir sind mittlerweile bei über 30 Versicherern in deren Fondspolicen vertreten. Das zeigt klar, dass man uns in der Branche als Produktpartner schätzt. Als breit aufgestellter Anbieter stellen wir eine große Bandbreite an unterschiedlichen Publikumsfonds zur Verfügung: vom klassischen Aktien- und Rentenfonds bis hin zu modernen, innovativen Multi-Asset-Lösungen, die für den Kunden speziell bei der Altersvorsorge ihren größten Vorteil ausspielen können, nämlich die aktiv gemanagte Streuung der Gelder über verschiedene Anlageklassen. So kann das Verlustrisiko möglichst gering gehalten werden, ohne auf die sich eröffnenden Marktchancen verzichten zu müssen. Ich nenne dies den „Gute-Nacht-Effekt“. Das ist ein Beispiel dafür, wie wir die wachsenden Ansprüche der Kunden nach überzeugenden Lösungen und Anlagekonzepten adressieren. Des Weiteren wird das Thema Nachhaltigkeit immer wichtiger im Kontext der Altersvorsorge.

Ist Ihr noch junger Multi-Asset-Fonds also eine Reaktion auf diese Entwicklungen?

CN: Multi-Asset als Anlageklasse hat sich in den vergangenen Jahren am Markt stark etabliert und stellt bei vielen Kunden die präferierte Wahl als Basisinvestment dar. Schroders ist seit mehr als 70 Jahren in dieser Anlageklasse aktiv und verfügt über ein sehr breites Angebot an entsprechenden Produkten, sowohl für institutionelle Kunden als auch für Privatanleger. Unser Multi-Asset-Fonds Schroder ISF Flexible Retirement – ISF steht für Schroder International Selection Fund – besitzt ein innovatives, eingebautes Auffangnetz, das den Anleger bei Kurs- und Marktschwankungen vor Verlusten von mehr als 8% über alle Anlagezeiträume schützen soll.

Wie würden Sie denn darüber hinaus die Positionierung von Schroders als Altersvorsorgepartner beschreiben?

AB: Altersvorsorgepartner heißt für uns, sich vor allem mit einer langfristigen Orientierung aufzustellen. Dieses Ziel haben wir in der Vergangenheit auf Basis der erhaltenen Rückmeldungen aus der Branche gut gemeistert. Die sich anbahnenden Veränderungen – sowohl in der Finanzindustrie im Allgemeinen als auch beim Kundenverhalten und den internen Transformationsprozessen unserer Partner – wollen wir proaktiv und mit innovativen Lösungsansätzen begleiten. Dabei können wir uns zum Beispiel wunderbar aus dem bei Schroders vorhandenen Baukasten im Bereich der digitalen Transformation bedienen. Er beinhaltet zahlreiche Beteiligungen an innovativen, globalen Start-ups sowie eigenständig entwickelte digitale Tools, die mit großem Erfolg von uns und unseren Partnern weltweit eingesetzt werden und auch Komponenten der Altersvorsorgeplanung beinhalten.

Wie unterstützen Sie Vermittler dabei?

AB: Wir haben uns im letzten Jahr intensiv mit dieser Frage beschäftigt und nicht nur unsere Situation am Markt, sondern auch die zukünftigen Bedürfnisse unserer Partner, deren Mitarbeiter und wiederum deren Kunden intensiv beleuchtet. Neben dem bereits aufgeführten großen Interesse an interaktiven Tools zur Vermittlung von Finanzwissen und Verhaltenspsychologie bieten wir einen großen Pool an hochaktuellem Finanzmarkt-Content an, den wir auch speziell für den jeweiligen Partner und seine internen und externen Zielgruppen aufbereiten und anpassen. Erfolgreich sind wir auch mit Co-Creation-Workshops mit unseren Partnern, die mit der Betrachtung einer gemeinsamen Problemstellung beginnen und die Konzeption von fachlich oder technisch orientierten Piloten zum Ziel haben, bei deren Entwicklung reale Aufgabenstellungen zur Anwendung kommen.

Wo gibt es denn für Vermittler das große Potenzial?

CN: Wir sehen besonderes Potenzial bei der Zielgruppe „Generation 55plus“, die demografisch immer stärkeren Zulauf hat. Diese Personen sind aktiv, haben Zeit und Geld und noch viele Lebensjahre vor sich – und reichlich Fragen. Wer diese „Best Ager“ im Hinblick auf Finanzen, Versicherungen, Gesetzesregelungen, aber auch Lebensplanung umfassend beraten kann, erschließt sich eine wachsende Gruppe vermögender Kunden, deren Bedürfnisse unserer Meinung nach vom Markt aktuell noch nicht ausreichend gedeckt werden.

Ist dann die Ruhestandsplanung etwas, das Sie bewusst bei den Vermittlern platzieren?

AB: Wir ermutigen Vermittler dazu und unterstützen sie dabei, diesen Weg zu gehen. Als Asset-Manager mit langjähriger Erfahrung in der Erstellung von Altersvorsorgekonzepten stellen wir beispielsweise Inhalte für die Aus- und Weiterbildung zur Verfügung. Wir haben zudem Strategien entwickelt, die explizit auf Menschen zugeschnitten sind, die sich kurz vor der Rente oder bereits im Ruhestand befinden und ihr Vermögen zielführend wiederanlegen und vor Wertverlust schützen möchten.

Nun kommt mit den ESG-Anlagenkriterien der EU ein weiteres Thema auf die Branche zu. Wie hoch ist hier das Veränderungspotenzial?

CN: Wir verspüren dieses Veränderungspotenzial deutlich und freuen uns über eine hohe Nachfrage nach entsprechenden Fondslösungen. Wir haben uns hier als einer der führenden Anbieter in den vergangenen Jahren positioniert und möchten diesen Vorteil nun ausspielen.

Mit all den besprochenen Herausforderungen und auch Veränderungen, wo sollte dann der Branchenfokus in den nächsten Monaten liegen?

CN: Die oft noch vorhandene, starre Ausrichtung in der Altersvorsorge auf Garantien und Produktverkauf sowie der fehlende Fokus auf die Auszahlungs- und Verrentungsphase sind nicht mehr zeitgemäß. Das Thema Ruhestandsplanung steht vor spannenden Zeiten, eine fundierte Aus- und Weiterbildung in diesem Bereich ist alternativlos. Wir von Schroders sehen uns hier als Aktivposten und Mitgestalter.

Bild: © Panumas - stock.adobe.com

Das Interview lesen Sie auch in AssCompact 08/2019, Seite 54 f. und in unsrem ePaper.

 
Ein Artikel von
Charles Neus
Andreas Brandt