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5. Mai 2021
Smart Claims: Damit aus einem Unfall kein Drama wird

Smart Claims: Damit aus einem Unfall kein Drama wird

Um die Prozesse bei der Schadenerkennung und -abwicklung zu vereinfachen, setzt Swiss Re auf Smart Claims. Die Technologie kombiniert eine geführte Bild- und Schadenerkennung mit der sofortigen Ermittlung der Schadenhöhe. Ein Beitrag von Christopher Merl, Senior Solutions Manager EMEA bei Swiss Re.

Nach einem Unfall stellt man sich gewöhnlich Fragen wie diese: Wie genau ist er passiert? Gibt es bereits einen Vorschaden am Auto? Der Gutachter kommt genau zu dem Zeitpunkt, wenn man beim Zahnarzt ist und der Kostenvoranschlag lässt mindestens drei Wochen auf sich warten. Auf der anderen Seite kann man mittlerweile jede Arztrechnung per Smartphone einscannen und sofort in eine App hochladen, wo diese eingelesen und einem der Betrag am selben Tag überwiesen wird. Bei der Kfz-Versicherung jedoch ist von uns noch etwas Geduld gefragt. Interessanterweise entwickelt sich momentan eine neue Technologie, die Prozesse vereinfachen, wenn nicht sogar revolutionieren könnte. Es ist von Smart Claims die Rede, welche eine Kombination von geführter Bild- und somit Schadenerkennung mit der sofortigen Erstellung einer Kostenrechnung der Materialien und Arbeitszeit beinhaltet. Diese sollen die Prozesszeiten verkürzen, die Schadenprozesse vereinheitlichen und den Betrug verringern.

Fahrzeug via Smartphone scannen

Wie sieht das konkret für den Otto-Normalverbraucher aus, der beispielsweise einen Mietwagen in einem Urlaubsland bucht? Angekommen am Urlaubsort scannt man mit seinem Smartphone bei der Fahrzeugübergabe mittels geführten Bilderaufnahmen das Auto ab, um jeweilige Vorschäden zu dokumentieren. Der Link dazu könnte per SMS kommen oder in einer App hinterlegt sein. Da man als Mieter des Fahrzeugs ein großes Interesse hat, später nicht für vorhandene Schäden belangt zu werden, führt man diesen Vorgang sehr gewissenhaft aus, dasselbe gilt bei Rückgabe, wobei vorher erkannte Schäden nochmals angezeigt werden.

Sofortige Ermittlung der Schadenhöhe

Sollte es zu einem Unfall kommen, bestünde nun die Möglichkeit, sofort am Unfallort Bilder des Schadens am Auto zu erstellen, womit die Versicherung über den genauen Ort und die Uhrzeit verfügt. Mithilfe von künstlicher Intelligenz wird dann sofort die Schadenhöhe ermittelt und an die Versicherung sowie die Mietwagenfirma weitergeleitet. Das wiederum mindert oder eliminiert den Meldeprozess und etwaige Streitigkeiten mit der Versicherung oder der Mietwagenfirma.

Versicherer partizipieren am Know-how

Als Rückversicherer haben wir einen guten Überblick über Trends in der Produktentwicklung und die Technologien, welche die Versicherungswelt nachhaltig beeinflussen könnten. Um einen Skalierungseffekt zu ermöglichen, investiert Swiss Re in diese neue Technologien im Automobilsektor, um sie den Versicherern und damit den Endkunden zur Verfügung zu stellen. Der Vorteil liegt auf der Hand: Durch Lerneffekte, die aus weltweiten Projekten zusammengetragen werden, partizipieren lokale Versicherer am Know-how, ohne selbst große Summen in die Hand nehmen zu müssen.

Dem Endverbraucher kommt daher eine neue Technologie zugute, die Swiss Re in den letzten Jahren weiterentwickelt hat. Dabei geht es um die individuellste Betrachtung des Nutzers aus versicherungstechnischer Sicht, der Telematik und des sogenannten Pay-how-you-drive oder Pay-per-mile-insurance Systems.

Smart-Claims-Technologie und Telematik

In keiner anderen Versicherung kann der Versicherungsnehmer direkten Einfluss auf seine Prämie nehmen, indem sein vorausschauendes und situationsangepasstes Fahrverhalten quasi live gemessen wird. Konkret gesagt ist dies die Probe aufs Exempel von „Ich fahre besser als die anderen“. Falls das tatsächlich der Fall ist, spürt man es am Ende im Geldbeutel – und zwar positiv. Bei guter Fahrweise wäre es auch vorstellbar, den Fahrer mit Tank- oder Waschgutscheinen zu belohnen. Ein wesentlicher Vorteil ist, dass der Versicherer mehr Berührungspunkte mit dem Kunden hätte, anstatt nur bei dem Vertragsabschluss und der Schadenmeldung. Der Versicherer könnte des Weiteren mit Daten oder Bewegungsmustern dem Kunden diverse Benefits bieten. Ein Beispiel: Sie fahren gerade in ein Gebiet, in dem Hagel angesagt ist. Ein kleiner Hinweis wie zum Beispiel der Fahrer möge eine Garage aufsuchen, um das Fahrzeug zu schützen, würde beiden Parteien viel Ärger ersparen. Sollte es doch zu einem Unfall kommen, kennt die Telematik sofort den Unfallhergang. Dies würde in Kombination mit der Smart-Claims-Technologie dem Endkunden das Leben erleichtern. Hierbei kann man Dienste wie sofortige Auszahlung, Bestätigung der Deckung und die Empfehlung der geeigneten Werkstatt integrieren. Und wenn das Smartphone schon weiß, wo man sich befindet, auch gleich den Abschleppwagen bestellen.

Bild: © Aleksey 159 – stock.adobe.com

 
Ein Artikel von
Christopher Merl