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3. November 2021
Steigende Inflation, stockende Wirtschaftserholung: Quo vadis Bauzinsen?

Steigende Inflation, stockende Wirtschaftserholung: Quo vadis Bauzinsen?

Von der Inflation unbeeindruckt ändert die EZB den Leitzins und den Umfang ihrer Anleihekäufe vorerst nicht. Doch die Anleiherenditen und folglich auch die Bauzinsen sind gestiegen. Michael Neumann von Dr. Klein rechnet in den kommenden Monaten mit kurzfristigen Zinssprüngen.

Die Inflation in Deutschland und im Euroraum steigt seit Monaten. Nach Berechnungen des Statistischen Bundesamts (Destatis) wird die Inflationsrate hierzulande – gemessen als Veränderung des Verbraucherpreisindex (VPI) zum Vorjahresmonat – im Oktober 2021 voraussichtlich +4,5% betragen. Die Europäische Zentralbank (EZB) lässt sich von dieser Entwicklung nicht beeindrucken. EZB-Präsidentin Christine Lagarde will weiterhin nicht von ihrem ultralockeren geldpolitischen Kurs abweichen und verändert den zentralen Leitzins und den Umfang ihrer Anleihekäufe vorerst nicht. Somit verharrt der Leitzins bei historisch niedrigen 0,0%. Doch was bedeutet dies für die Entwicklung der Bauzinsen?

Baufinanzierungszinsen haben zugelegt

Die Baufinanzierungszinsen werden von der Rendite der Bundesanleihen beeinflusst und in ihnen wiederum spiegeln sich die Marktprognosen. „Aktuell wird davon ausgegangen, dass uns die hohen Inflationsraten auch im ersten Halbjahr 2022 noch begleiten werden“, erklärt Michael Neumann, Vorstandsvorsitzender von Dr. Klein. „Daher sind die Anleiherenditen in den letzten Wochen wieder leicht gestiegen und als Konsequenz sind auch die Baufinanzierungszinsen nach oben gegangen.“ Laut des Experten von Dr. Klein betrage der aktuelle deutschlandweit erhältliche Bestzins 0,71% (Stand: 28.10.2021), das sind rund 0,15 Prozentpunkte mehr als vor einem Monat. Regionale Angebote beginnen bei 0,52%.

Kurzfristige Zinsanstiege zu erwarten

Auch für die kommenden Monate schließt Michael Neumann Zinssprünge nicht aus: „Ich rechne damit, dass immer wieder aufflammende Inflationssorgen weiterhin zu kurzfristigen Zinsanstiegen führen können.“ Er gehe aber davon aus, dass diese Anstiege sich in engen Grenzen halten werden: „Es gibt keine Anzeichen, dass die EZB im Kampf gegen einen Zinsanstieg ihre Waffen streckt. Daher werden sich die Anstiege immer wieder mit Phasen fallender Zinsen abwechseln, sodass ein signifikant höheres Zinsniveau in den nächsten Wochen und Monaten eher unwahrscheinlich ist.“

Wann sollte die EZB von ihrem Kurs abrücken?

Weiterhin stellt sich die Frage, wie lange die EZB noch an ihrem ultralockeren geldpolitischen Kurs festhalten kann. „Solange sich der Anstieg der Kerninflation in Grenzen hält und man davon ausgehen kann, dass die sehr schwankungsanfälligen Energiepreise wieder sinken werden, ist nicht mit einem radikalen Kurswechsel der EZB zu rechnen“, so lautet die Einschätzung von Michael Neumann „Zurzeit ist der Druck, für günstige Finanzierungsbedingungen zu sorgen – unter anderem auch, damit hoch verschuldete Euro-Länder nicht von ihren Schulden erdrückt werden –, größer als die Notwendigkeit, etwas gegen die Inflation zu tun“, so Neumann weiter.

Laut Dr. Klein gehen Experten von hohen Preisen für Energie und bestimmte Güter bis ins nächste Jahr hinein aus. Bis sich nach der Pandemie die Differenz zwischen Angebot und Nachfrage wieder verringert hat und auch Produktions- und Lieferengpässe ausgestanden sind, dürften noch einige Monate verstreichen. „Ich gehe davon aus, dass die Inflationsraten im ersten Halbjahr 2022 deutlich zurückgehen werden und dass das Wirtschaftswachstum vor allem in Deutschland im Vergleich zu 2021 nochmals zulegen wird“, so die Prognose von Michael Neumann.

Auf die Sitzung der EZB folgt nun die der amerikanischen Notenbank. Experten schätzen, dass die Fed die Verringerung ihres monatlichen Anleihekaufprogramms verlauten lässt und damit eine Trendwende in der Geldpolitik einläutet. (tk)

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