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26. September 2022
Stimmung in der Immobilienbranche angespannt

Stimmung in der Immobilienbranche angespannt

Infolge des Kriegs in der Ukraine, der Inflation, gestiegener Baukosten sowie düsterer Konjunkturprognosen war die Stimmung in der Immobilienbranche im Sommer deutlich eingebrochen. Nun hat sich die Stimmung leicht verbessert, die Unternehmen blickten aber mit Sorge auf die Gesamtlage.

Im Juni war die Stimmung in der Immobilienbranche deutlich gesunken, wie der ZIA-IW-Immobilienstimmungsindex (ISI) zeigte. Nun hat sich die Stimmung laut Institut der deutschen Wirtschaft Köln (IW) und dem Zentralen Immobilien Ausschuss (ZIA) zwar etwas verbessert, bleibt aber mit einem Wert von 0,3 Punkten auf niedrigem Niveau.

Unternehmen leiden insbesondere unter steigenden Mehrbelastungen bei Baukosten und Zinsen, nachlassender Kaufkraft von Mietern sowie explodierenden Energiepreisen – die bis zur nächsten Nebenkostenabrechnung vorfinanziert werden müssen. Umsatzrückgänge und hohe Energiepreise erhöhen das Risiko von Mieter-Insolvenzen im gewerblichen Bereich. 

Die schwierigen Rahmenbedingungen führen zur skeptischen Bewertung der aktuellen Lage der Unternehmen. Der Wert von nunmehr 21,8 Punkten zeigt laut ZIA einen Abwärtstrend. Vor einem Jahr wurde hier noch ein Wert von 71,7 Punkte ermittelt. Die Veränderung bei den Erwartungen fällt hingegen deutlich besser aus. Betrug der Wert im Vorquartal noch −42,9 Punkte, liegt er nun bei −21,2 Punkten.

Seitwärtsbewegung oder leichter Aufwärtstrend erwartet

„Die Unternehmen blicken mit Sorge auf die Gesamtlage. Sie erwarten aktuell allerdings mehrheitlich keine wesentliche weitere Verschlechterung“, sagt Professor Dr. Michael Voigtländer, Leiter des Kompetenzfelds Finanzmärkte und Immobilienmärkte beim IW Köln. „Am Immobilienmarkt ist der Bedarf noch so groß wie vor Beginn der Krisen. Wenn es gelingt, weitere Kostensteigerungen einzudämmen, kann sich die Lage stabilisieren. Die weitere Entwicklung ist schwer vorherzusagen. Aus heutiger Sicht ist eine Seitwärtsbewegung der Branche oder sogar ein leichter Trend nach oben am wahrscheinlichsten“, so die Einschätzung von Voigtländer. 

„Das Veränderungstempo muss unbedingt dem Ernst der Lage angepasst werden“, erklärt Dr. Andreas Mattner, Präsident des Spitzenverbandes der deutschen Immobilienwirtschaft ZIA. Die angespannte Stimmung in der Branche zeige, dass es dringender denn je ein Umfeld brauche, das den Freiraum schaffe, sich dem üblen Trend entgegenzustemmen, so Mattner. Nach Einschätzung des ZIA sei ein investitionsfreundliches Klima jetzt ein Muss. „Wenn die Innenstädte nicht verstärkt in den Blick genommen werden, kann das negative Effekte fürs Zusammenleben insgesamt haben“, warnt Mattner. Bund und Länder sollten im Schulterschluss mit Projektentwicklern Lösungen für begonnene oder geplante Vorhaben suchen, um einem drohenden Stillstand der Stadtentwicklung entgegen zu wirken.

Immobilienbranche im Kampf gegen Klimawandel

Wie die Ergebnisse der Sonderfrage zur eigenen Energieerzeugung zeigen, stellt sich die Immobilienbranche verstärkt auf gestiegene energetische Anforderungen ein, um den Klimawandel abzubremsen und Energiekosten zu senken. So geben 38,6% der befragten Immobilienunternehmen an, Anlagen wie Solardächer oder Pellet-Heizungen bereits zu nutzen. Bei 59,3% gibt es weitere Planungen. Besonders häufig kommen diese Techniken offenbar im Neubau zum Einsatz, wie der Anteil von 78,8% bei Projektentwicklern veranschaulicht. Auch ein Drosseln der warmen Mietnebenkosten ist ein wichtiges Motiv. Als hauptsächliche Hinderungsgründe für den Bau eigener Energieerzeugung geben Unternehmen die (Nicht-)Eignung der Standorte (40,5%) an, rechtliche Regelungen (40,5%) und die Dauer der Planungs- und Genehmigungsverfahren (39,1%) sowie fehlende Fachkräfte (34,4%). (tk)

Bild: © Kara – stock.adobe.com