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Finanzen
6. September 2017
Trotz Zinsdilemma: Fusionen bei vielen Sparkassen noch kein Thema

Trotz Zinsdilemma: Fusionen bei vielen Sparkassen noch kein Thema

Während Genossenschaftsbanken eine weitere große Marktbereinigung erwarten, glauben viele Sparkassen weiter an die Eigenständigkeit. Das zeigt eine aktuelle Studie der Unternehmensberatung Berg Lund & Company. Das Thema Fusion ist demnach bei der Unternehmensentwicklung in vielen Sparkassen noch ein Tabuthema.

Schrumpfende Erträge, niedrige Zinsen und strenge regulatorische Anforderungen zwingen immer mehr regionale Banken zu Filialschließungen und Personalabbau. Bis 2019 rechnen viele Institute daher mit weiteren Fusionen. Vor allem genossenschaftliche Institute gehen von massiven Veränderungen aus, während die Sparkassen vergleichsweise gelassen in die Zukunft blicken. Dies sind Ergebnisse der Fusionen-Studie 2017 der Unternehmensberatung Berg Lund & Company.

Existenzkampf

Viele Institute kämpfen der Studie zufolge nicht mehr nur um ihre Marktposition, sondern um ihre Existenz. In diesem Umfeld wird die Option, mit anderen Instituten zu fusionieren, immer attraktiver. Bei den Genossenschaftsbanken rechnen alle befragten Vorstände und leitenden Angestellten damit, dass bis 2019 jede zehnte Bank ihrer Zunft in einem anderen Institut aufgeht. Jeder achte Manager dieser Gruppe geht sogar davon aus, dass sich die Anzahl der Genossenschaften in den nächsten zwei Jahren mehr als halbieren wird.

Zahl seit 1999 bereits halbiert

Aktuell gibt es noch knapp 1.000 genossenschaftlich organisierte Banken in Deutschland, im Jahr 1999 waren es mehr als 2.000. „Häuser mit Fusionserfahrung stehen einer Fusion als möglicher Handlungsoption zur weiteren Unternehmensentwicklung deutlich offener gegenüber“, sagt Dr. Ingo Garczorz von Berg Lund & Company. „Wie die Studie zeigt, planen zwei Drittel der bereits fusionierten Institute weitere Zusammenschlüsse.“

Sparkassen relativ gelassen

Die befragten Sparkassen schätzen die zukünftige Fusionsdynamik deutlich zurückhaltender ein. Von einer Halbierung der Sparkassen bis 2019 gehen gerade einmal 3% der in dieser Gruppe befragten Manager aus. Etwa jeder Vierte rechnet mit mindestens 100 Fusionen. Allerdings hängt auch bei Sparkassen die Einschätzung zur erwarteten Fusionsdynamik wesentlich davon ab, ob die Häuser bereits an Fusionen beteiligt waren oder nicht. Bei bereits fusionierten Instituten gehen 80% der Befragten davon aus, voraussichtlich noch einmal zu fusionieren. Die Vertreter der Genossenschaftsbanken zeichnen derweil ein düstereres Bild ihrer Konkurrenz: Hier gehen 60% von mindestens 100 Sparkassen-Fusionen aus. Ein Fünftel glaubt sogar, dass bis 2019 jede Sparkasse im Durchschnitt eine Fusion durchlaufen wird.

Oft noch Tabuthema

Wie die Studie zeigt, ergibt sich bei den Sparkassen-Managern kein einheitliches Bild, wenn sie nach ihrem eigenen Institut und der Entwicklung in ihrer Bankgruppe gefragt werden. Einen Grund für diese Unsicherheit sieht Garczorz darin, dass das Thema Fusion bei der Unternehmensentwicklung in vielen Häusern noch ein Tabuthema ist. „Die Sparkassen sollten eine Fusion als eine natürliche Handlungsoption behandeln, um sich frühzeitig über die verschiedenen Möglichkeiten und deren Attraktivität klar zu werden“, empfiehlt Ingo Garczorz. Dann seien die Führungskräfte gut vorbereitet, um auf konkrete Anfragen mit der nötigen Flexibilität und Offenheit zu reagieren. (mh)