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26. September 2022
Unruhige Gewässer für Versicherungsmakler und Kunden

Unruhige Gewässer für Versicherungsmakler und Kunden

Versicherungsmakler vermitteln ihren Kunden Sicherheit, aber das wird immer schwerer, so der BDVM-Präsident Thomas Haukje. Prämiensteigerungen sind auch nach den Sanierungen der vergangenen Jahre an der Tagesordnung und es muss oft um vollständigen Deckungsschutz gekämpft werden.

Nach der Aufregung der vergangenen Jahre um Preissteigerungen und Kapazitätsbegrenzungen sollte wieder mehr Ruhe im Industrieversicherungsgeschäft einkehren. Diese Hoffnung hat sich aus Sicht der Versicherungsmakler zerschlagen. BDVM-Präsident Thomas Haukje berichtete kürzlich vor Journalisten, dass die Versicherer ihre Kapazitäten und Prämien trotz der Sanierungen der vergangenen Jahre anpassen und dabei wenig Rücksicht auf langjährige Beziehungen nehmen würden. Für Makler werde es insofern immer schwerer, Unternehmenskunden das Gut Sicherheit in Form von Risikomanagement und Versicherungsschutz zu vermitteln. Vor dem Hintergrund, dass sich die Bilanzen der Versicherer im Jahr 2021 sehen lassen konnten, wächst auf Maklerseite das Unverständnis für die harte Kalkulation der Versicherer. Der BDVM macht dabei auch eine Verschiebung bei den Gesellschaften aus: Die Bedeutung der Aktuare steige, Kundenverantwortliche verlören an Einfluss.

Kein Fingerpointing, aber Wunsch nach Ruhe

Als Fingerpointing will Haukje seine Kritik aber nicht verstanden wissen. Schließlich würden auch Versicherer vor massiven Herausforderungen stehen. Dennoch wünsche er sich eine differenzierte Betrachtung der einzelnen Sparten und Risiken. So wirft er die Frage auf, ob man in der Sachversicherung nicht schon zuletzt die passenden Marktprämien miteinander gefunden habe. Zudem könnten die Versicherer schon allein aufgrund der Wertzuschläge und Gleitenden Neuwerte 2023 erhebliche Mehrprämien verbuchen. Allerdings haben auch die Versicherer ihre Gründe für das erneut „robuste Renewal“. Sie führen an der Stelle die hohe Inflation, ESG-Risiken und die Schadenleistungen durch das Sturmtief Bernd an.

Zudem müssten Makler und Kunden immer öfter um einen vollständigen Deckungsschutz kämpfen.

Kapazität für Industrierisiken im Sachbereich sei und bleibe grundsätzlich knapp, so Haukje weiter. Für mittelständische Versicherer findet er jedoch lobende Worte: Sie seien an ihr Limit gegangen und dafür sei man dankbar.

In den anderen Sparten verortet Haukje unterschiedliche Entwicklungen, so gebe es etwa im D&O-Bereich mehr Ruhe, die Haftpflichtsparte funktioniere mit Ausnahme bei den schweren Risiken.

Schwierige Zeiten auch für Privat- und Gewerbekunden

Prämienanpassungen werden 2023 auch Privat- und Gewerbekunden treffen, zeigt sich Haukje überzeugt. So werde es wohl zu Preissteigerungen in der Hausrat- und Wohngebäudeversicherung kommen. Den hohen Energierechnungen werden wohl in Kürze auch hohe Versicherungsrechnungen folgen. Und auch das Segment der Gewerbeversicherungen werde nicht ungeschoren davonkommen. War zuletzt Gewerbegeschäft gerne bei den Versicherern gesehen, würden Versicherer nun die Bestände kritisch prüfen. Dem Preiskampf um die Gewerbekunden sagt Haukje ein vorläufiges Ende voraus.

Fachkräftemangel auf allen Seiten

Diese Unruhe im Versicherungsmarkt bringt mehr Aufwand für alle Beteiligten mit sich. Viele Verträge müssen angepackt werden. Kunden angeschrieben und lange Gespräche geführt werden. Das kostet Geld und Nerven. Der Arbeitsanfall kann an manchen Stellen kaum mehr bewältigt werden. Es kommt zu langen Bearbeitungszeiten und Servicierungsproblemen, zudem fehlen Fachkräfte. Ein Beispiel hierfür ist ein Mangel an Underwritern. Aber auch auf Maklerseite fehlt immer mehr der Nachwuchs in den Unternehmen. An die Aufnahme von Neukunden sei da oftmals gar nicht zu denken, konstatiert Haukje.

Sorgen um die Zukunft trotz bisher guter Geschäfte

Die Aussichten klingen düster. Der Blick zurück ist aber nicht nur bei den Versicherern, sondern auch bei den BDVM-Maklern nicht so trübe. Denn trotz Corona-Krise und Krieg in der Ukraine konnten sich die BDVM-Mitgliedsunternehmen laut einer internen Stimmungsumfrage im aktuellen Geschäftsjahr überwiegend gut behaupten. Positive Treiber waren insbesondere die Sachcourtagen. Die Lage in der Lebensversicherung schlug eher in die andere Richtung aus. Insgesamt konnte aber ein Großteil der an der Umfrage teilnehmenden BDVM-Makler steigende oder gleichbleibende Courtageeinnahmen in den zurückliegenden Monaten verzeichnen. (bh)

Bild: © www.bdvm.de