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20. Januar 2023
Unternehmensanleihen und europäische Aktien im Kommen

Unternehmensanleihen und europäische Aktien im Kommen

Die Frankfurter Aktiengesellschaft ODDO BHF AM sieht für 2023 im Investment-Bereich immer noch Nachwehen der Themen von 2022. Doch die Lage soll sich bessern. ODDO setzt im kommenden Jahr auf Unternehmensanleihen und insbesondere europäische Aktien.

2022 war für die Wirtschaft, für Anleger, für Unternehmen rundherum ein schwieriges Jahr. Der Ukraine-Krieg, die kräftig anziehende Inflation und der Energieschock waren belastende Faktoren im Investment. Aktien schnitten mit einem Verlust von durchschnittlich 15% zwar schwach ab, die Frankfurter Aktiengesellschaft ODDO BHF Asset Management findet aber: keine Katastrophe im Vergleich zu anderen Börsencrashs. Bei Anleiheninvestoren gab es jedoch Verluste von mehr als 17%.

Laurent Denize, Chief Investment Officer bei ODDO, sieht in erster Linie Anleihen und europäische Aktien auf dem Vormarsch, wie er in einer Mitteilung zur Investmentstrategie des Unternehmens schreibt.

So geht es 2023 vorerst weiter

Die Themen von 2022 werden selbstverständlich nicht vom einen Tag auf den anderen verpuffen. Die Inflation werde, so Denize, in den USA schneller sinken als in Europa. Entscheidend für den weiteren Verlauf der Dinge seien die Kerninflationsraten, ohne Energie- und Lebensmittelpreise. Denn nur, wenn jene Kerninflationsrate fällt, sei es den Notenbanken möglich, von ihrem restriktiven Kurs abzurücken. Zusätzlich bergen die hohen Infektionszahlen in China derzeit Risiken für die Lieferketten. Auch ein Wachstums- oder Kostenschub in einem rezessiven Umfeld sei dabei möglich.

Erst Anleihen, dann Aktien

Die Kurzfristzinsen sind seit Monaten höher als die langfristigen Zinsen – normalerweise ein Signal für eine bevorstehende Rezession, was die Anleger dazu veranlasst, Zinssenkungen vonseiten der Fed, also des Zentralbanksystems der USA, zu erwarten. Ein Irrtum, wie Denize findet. Bei Staatsanleihen sei weiterhin Vorsicht geboten, Unternehmensanleihen böten jedoch wieder gute Renditechancen. Die Renditen liegen auf historischen Höchstständen und hätten demnach einen Puffer für den Fall weiterer, auch unerwarteter Zinserhöhungen.

Emittenten im Investment-Grade-Segment hätten ausreichend Liquidität zur Verfügung, um auch schwierigeren Phasen zu trotzen. Und: Auch Aktien seien jetzt attraktiver bewertet. Noch sei die Korrektur nicht ausreichend stark genug, um alle Überbewertungen abzubauen, heißt es von Denize. Insbesondere in den USA seien die Risikoprämien nicht allzu üppig, Europa dagegen erscheine für eine Phase weiter steigender Zinsen besser gerüstet. Denize findet, dass Anleger den Fokus zunächst auf Anleihen legen sollten. Im späteren Jahresverlauf könnten dann die Aktienquoten in einem zweiten Schritt erhöht werden.

So würde Oddo die Schwerpunkte setzen

Im Bereich Anleihen seien nach ODDOs Einschätzung sowohl Investment-Grade- als auch High-Yield-Anleihen interessante Einstiegsmöglichkeiten. Angesichts des „attraktiven Rendite-Risiko-Profils“ ist ODDOs Favorit das Euro-High-Yield-Segment. Selbst in extremen Negativszenarien seien hier noch positive Renditen herauszuholen.

Auf dem Gebiet der Aktien legt ODDO als Basisszenario eine moderate Rezession in Europa und eine globale Wachstumsabschwächung zugrunde. Dann hätten europäische Aktien, insbesondere die „weiterhin stark unterbewerteten Value-Aktien“, Kurspotenzial, findet Denize. Europäische Banken, die von steigenden Zinsen profitieren, würden ebenfalls mit einem Abschlag gehandelt, der sich nicht allein durch ihre im Vergleich zu US-Instituten schwächere Profitabilität rechtfertigen lasse.

Im Zuge der Digitalisierung fänden Anleger ODDO zufolge nun in Bereichen wie Zahlungsverkehr und Finanzdienstleistungen, E-Commerce oder KI/Cloud Computing marktführende Unternehmen zu Preisen, wie sie „schon lange nicht zu beobachten waren.“ Wie sich die derzeit schwächelnden Nebenwerte entwickeln, sei abzuwarten, bis die Zinsen ihren Höhepunkt erreicht hätten. An den Schwellenmärkten seien Bewertungen und Makro-Daten „selten so günstig“ gewesen.

Ausblick: Mit Geduld kommen die Chancen

2023 werde von den Anlegern Geduld fordern, denn der „Schock von 2022“ halle auch 2023 nach, findet Denize. Für eine signifikante Neupositionierung müsste die Inflation ihren Zenit erreichen und das Ende des Zinserhöhungszyklus in Sicht sein. Es bedürfte zudem einer Stabilisierung der Renditekurve. Weiterhin müssten zentrale Marktindikatoren ihren Tiefstand gesehen haben. Und die eine oder andere negative Überraschung bei der Inflation und der Geldpolitik sei auch nicht auszuschließen.

Insgesamt bleibt Denize aber hoffnungsvoll. Seiner Ansicht nach werde man sich als Anleger im Verlauf des neuen Jahres mehr auf die Anlagechancen als auf die Anlagerisiken konzentrieren können. (mki)

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