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10. Februar 2021
Unternehmenskreditvermittlung: Diese Chancen bietet 2021

Unternehmenskreditvermittlung: Diese Chancen bietet 2021

Sie sind in den letzten Jahren im Beratungsfeld immer beliebter geworden: Unternehmenskredite haben sich inzwischen für viele Vermittlerbetriebe als lukratives Standbein etabliert, erklärt Martin Schemm, Leiter Produktpartnergeschäft des Kreditanbieters iwoca.

Wir erleben aktuell eine der schwersten Wirtschaftskrisen der Nachkriegszeit und der Staat vergibt Hilfsgelder in nie dagewesenen Dimensionen. Werden Unternehmenskredite auf absehbare Zeit noch Relevanz im Vermittlungsgeschäft haben?

Kleinunternehmen werden 2021 schnell Neustart wagen wollen

Auch wenn das Virus immer wieder neue Schlagzeilen macht, ist durch die Ankündigung von erfolgversprechenden Impfstoffen doch Licht am Ende des Tunnels zu erkennen. Für viele Unternehmen dürfte deshalb der Kurs bald wieder auf Wachstum und Wiederaufbau umschwenken. Dann werden sich kleine Unternehmen darauf fokussieren, so schnell wie möglich den verlorenen Boden wiedergutzumachen und das meiste aus dem Frühjahr und dem Sommer 2021 herauszuholen.

Kleinunternehmen werden nur dünne Kapitalpuffer übrig haben

Der Corona-Schock hat die Wirtschaft mit einer enormen Geschwindigkeit getroffen. Das dürfte in vielen Fällen die ohnehin schon dünnen Kapitalpuffer kleiner Unternehmen weiter geschrumpft haben. Die Versicherer Allianz und Euler Hermes haben in diesem Kontext in einer Studie davor gewarnt, dass jedes vierte Unternehmen in der Eurozone 2021 in eine Cashflow-Krise stürzen könnte. Für die kurzfristige Finanzierung des Wiederaufbaus werden kleine Unternehmen also weniger auf eigene Ersparnisse zurückgreifen können, sondern auf externe Unterstützung angewiesen sein.

Probleme bei klassischen Kreditanbietern

Dem hohen Bedarf nach Betriebsmittelfinanzierungen wird allerdings ein Kreditmarkt gegenüberstehen, in dem viele Anbieter die Vergabe an Unternehmen merklich einschränken. Seit dem Sommer lässt sich dieser Trend bereits in Marktdaten ablesen. In Studien wie der Umfrage zur „Kredithürde“ von KfW und ifo Institut berichteten zwischen Juli und September 2020 21,7% der KMU in Kreditverhandlungen, dass sie auf „Zurückhaltung“ bei Banken gestoßen sind – ein neuer Rekordwert, nachdem bereits für das vorherige Quartal ein Rekordhoch vermeldet worden war.

Dass sich besonders kleine Unternehmen potenziell auf eine lange Durststrecke einstellen müssen, zeigen die Erfahrungswerte aus der letzten Finanzkrise 2008/09: Laut Daten der SAFE-Studie der EZB sind kleine und große Unternehmen 2009 gleichermaßen in eine tiefe Kreditklemme gestürzt. Während Banken allerdings für große Unternehmen bereits ab 2010/11 die Kreditvergabe wieder hochfuhren, dauerte es für kleine Unternehmen zwei Jahre länger, bis sich die Situation gegen Ende 2013 wieder etwas entspannte. Das hatte zur Folge, dass die Schere zwischen kleinen und großen Unternehmen in der Kreditverfügbarkeit immer größer wurde und kleine Unternehmen trotz hohen Bedarfs häufig vor verschlossenen Türen standen. Auch in dieser Krise dürften viele klassische Anbieter wieder ihre Bilanzen über einen längeren Zeitraum schützen wollen.

Kleinunternehmen werden Alternativen suchen müssen

Der erschwerte Kreditzugang für kleine Unternehmen im Nachgang der letzten Finanzkrise war genau die Angebotslücke, die neue Finanzierer wie iwoca mit ihrer Gründung schließen wollten. Mit ihrer Spezialisierung auf die Geschäftsmodelle kleiner Unternehmen konnten sie deutlich effizienter und zielgerichteter dort Kredite vergeben, wo klassische Anbieter wie Banken lange Zurückhaltung walten ließen.

Auch für den Nachgang dieser Krise stehen die Zeichen gut, dass spezialisierte Finanzierer schon viel früher als klassische Banken die hohe Nachfrage nach Kapital von kleinen Unternehmen im Wiederaufschwung bedienen. Denn sie werden sich schneller als der allgemeine Kreditmarkt auf die sich bessernde Gesamtlage einstellen können und ihre Kreditvergabe entsprechend ausweiten.

Kleinunternehmen werden Orientierungshilfen brauchen

Der Weg zum passenden Kreditangebot ist für viele kleine Unternehmen allerdings immer noch nicht offensichtlich. Klar ist, dass die Hausbankfiliale immer weniger zum selbstverständlichen ersten Anlaufpunkt bei der Kreditsuche werden dürfte. Denn wegen der Corona-Krise ziehen sich Banken deutlich schneller aus der Fläche zurück, als es noch Anfang 2020 der Fall zu sein schien. Einer Studie der Beratungsfirma Investors Marketing zufolge wird die Zahl der Filialen beschleunigt durch die Pandemie von 26.700 Ende 2019 auf rund 16.000 im Jahr 2025 fallen.

Wo aber anfangen bei der Suche im digitalen Dschungel von Webseiten und Anbietern? Und wie bei Qualität und Seriosität die Spreu vom Weizen trennen? Eine Umfrage des Meinungsforschungsinstituts YouGov für iwoca unter über 500 Selbstständigen und Kleinunternehmern aus 2019 hat den hohen Bedarf an Orientierung zu den Angeboten spezialisierter Kreditanbieter verdeutlicht: Einem beachtlichen Teil (42%) der kleinen Unternehmen war bewusst, dass neben den klassischen Banken auch spezialisierte Finanztechnologieanbieter von Unternehmenskrediten existieren. Allerdings kannten nur 11% der Befragten den Markennamen von mindestens einem der genannten Anbieter, die ausschließlich Unternehmenskredite vergeben.

2021 wird die Stunde der unabhängigen Kreditvermittlung

Laut der gleichen YouGov-Umfrage schätzte bereits damals knapp ein Drittel der Kleinunternehmer (30%) unabhängige Berater als eine der verlässlichsten Anlaufpunkte auf der Suche nach Krediten ein. Die Chancen stehen gut, dass sich dieser Anteil in den kommenden Monaten erhöhen und 2021 eine der günstigsten Gelegenheiten sein wird, die Symbiose zwischen Beratung und Kreditvermittlern auf eine ganz neue Ebene zu heben. Denn für kleine Unternehmen wird der Bedarf an Krediten hoch sein, um den Neustart zu finanzieren. Viele klassische Kreditanbieter werden sich allerdings weiter besonders aus dem Geschäft mit kleinen Unternehmen zurückziehen. Spezialisierte Finanzierer werden die Lücke schließen können – aber nicht ohne die Hilfe der unabhängigen Finanzvermittlung, die sich bereits seit mehreren Jahren als wichtige Beratungsbrücke zwischen spezialisiertem Angebot und kleinen Unternehmen beweist.

Diesen Artikel lesen Sie auch in AssCompact 01/2021, Seite 66 f., und in unserem ePaper.

Bild: © itchaznong – stock.adobe.com

 
Ein Artikel von
Martin Schemm