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18. September 2025
Versicherungsschutz für Kitas: Einblicke aus der Praxis
Versicherungsschutz für Kitas: Einblicke aus der Praxis

Versicherungsschutz für Kitas: Einblicke aus der Praxis

Kitas sollen Kindern Schutz und zugleich Raum bieten, sich frei zu entfalten. Für die Einrichtungen selbst gilt es, sich gegen verschiedene Risiken abzusichern. Zum Kindertag hat AssCompact bei einem Maklerhaus nachgehakt, das entsprechende Versicherungslösungen anbietet – darunter auch für Waldkindergärten.

Interview mit Dirk Lauffer, geschäftsführender Gesellschafter der CuP Versicherungsmakler GmbH
Herr Lauffer, Sie haben unter anderem auch Versicherungslösungen für Kitas im Portfolio. Wie kam es dazu?

Unser erstes Mandat nach Gründung CuP Versicherungsmakler GmbH war eine Montessori-Schule in Franken, die aktiv nach einer Betriebsrentenlösung gesucht hat. Wir stellten schnell fest, dass es in der Branche üblich ist, dass man schnell weiterempfohlen wird, wenn man einen anständigen Job gemacht hat und vor allem Vertrauen gewinnen konnte. Somit kam das darauffolgende Mandat dann direkt in der Nachbarschaft, bis hin zur tatsächlichen „Spezialisierung“ und alleinigen Ausrichtung auf diese Zielgruppe.

Das Thema Betriebsrenten haben Sie eben angesprochen. Was umfasst denn Ihr Portfolio an Versicherungslösungen für die Einrichtungen und deren Mitarbeiter?

Unser Slogan lautet „ganzheitlicher Versicherungsschutz für Ihre Bildungseinrichtung“. Deshalb nehmen wir uns auch jedem individuellen Risikobereich an – von der Dienstreisekasko über Klassenreisenversicherungen bis hin zu komplexen Betriebsrentenlösungen und der Versicherung von Therapietieren. Beispielsweise hat jedes Bundesland ein eigenes Finanzierungsgesetz für die Alterssicherung von Lehrkräften oder Erziehern, hier muss man zwangsläufig bundesweit die gesamte Klaviatur spielen.

Welchen Absicherungsbedarf haben Kitas im Allgemeinen?

Die absolute Basis stellen eine Betriebshaftpflicht, eine Inhaltsversicherung mit Betriebsunterbrechung, eine Rechtsschutzversicherung (mit Strafrechtsschutz) und eine gute Vermögensschadenversicherung für die Absicherung der – häufig auch ehrenamtlichen – Mitarbeitenden dar. Darüber hinaus gibt es individuelle Risikobereiche oder Bedürfnisse, Risiken abzusichern – wie beispielsweise einer Gruppenunfallversicherung. Zusätzlich ist in dieser Branche inzwischen eine gute Vorsorgelösung zwingend von Bedarf, um Personal finden, binden und motivieren zu können. Hierzu gehört standardmäßig eine nachhaltige Betriebsrente mit einer Arbeitgeberbeteiligung über das gesetzliche Mindestmaß hinaus, wie auch ein betriebliches Gesundheitsbudget (in Form einer betrieblichen Krankenversicherung).

Sie haben speziell auch Lösungen für Natur- und Waldkindergärten im Angebot. Was unterscheidet diese Einrichtungen von klassischen Kitas – auch in Bezug auf Risiken?

Der wesentliche Unterschied ist der Standort und der Naturbezug – denn die Betreuung findet grundsätzlich im Freien statt. Meistens gibt es einen Bauwagen oder einen Schutzraum, wenn es draußen mal so richtig ungemütlich wird. Aber ein Nieselregentag ist für einen Waldkita-Zwerg kein Hindernis, den Tag nicht im Wald zu verbringen.

Das Risiko eines Bauwagens oder eines Flurstücks ist natürlich ein ganz anderes als das eines Schul- oder Kindergartengebäudes. Zusätzlich hat der Waldeigentümer, auf dessen Flurstück der Betrieb stattfindet, natürlich Sorgen, was da sonst noch alles passieren kann – das fängt bei der Baumpflege an und hört bei Insektenstichen oder Wildtieren auf.

Welche typischen Schadensfälle oder Haftungsfragen treten bei Natur- und Waldkindergärten häufiger auf?

Ehrlich gesagt sind diese Mandate sehr, sehr pflegeleicht. Da gibt es kein Gebäude, das eine Leitungswasser- oder Feuerschaden verursacht. Da bohren vielleicht mal Kinder mit einem Ast Löcher in ein Zelt oder eine Jurte kommt durch Witterung zu Schaden, aber die Schadensfälle halten sich – auch nach 24 Jahren Erfahrung in der Branche – sehr in Grenzen.

Wirken sich die zunehmenden Extremwetterereignisse auf die Risikoeinschätzung aus?

Wenn Pädagogen einen Waldkindergarten planen, dann entsteht zumeist ein Traumbild mit einer Idealvorstellung des eigenen Betriebs: Der Waldkingarten-Bauwagen steht auf einer Waldlichtung direkt bei einem kleinem Fluss. Dass die Traumvorstellung dieses Betriebs ein versicherungstechnischer Kopfschuss sein kann, wird dann erst bewusst, wenn Pädagogen das erste Mal mit uns reden, uns den Standort auf Google Maps zeigen und von uns eine erste Risikoeinschätzung erhalten. Auch kommt zum Tragen, dass Waldkindergärten zumeist nicht umfriedet oder umzäunt sind. Das Thema Vandalismus oder Einbruch spielt daher gelegentlich auch mal eine Rolle.

Gibt es passende Absicherung auf dem Markt oder setzen Sie auf Spezialkonzepte?

Eine passende Absicherung gibt es. Wo? Natürlich bei uns. Hier sind zwei Jahrzehnte Erfahrung in die Produkte und Sideletter geflossen. Ein Standardabsicherung wird schon beim Bauwagen schwer. Welcher Versicherer mag schon einen nicht eingezäunten Bauwagen, der noch mitten im Wald liegt gerne zu einer sehr guten Prämie versichern?

Die Zahl von Naturkindergärten ist in den vergangenen Jahren deutlich gestiegen und etabliert sich zusehends als zukunftsweisende Form der Kinderbetreuung über eine Modeerscheinung hinaus. Wie hat sich die Nachfrage bei Ihnen in den letzten Jahren verändert?

Wir sind aktuell, so denke ich, noch nicht mal beim Peak angelangt. Das betrifft nicht nur die Wald- oder Naturkindergärten, sondern auch reformpädagogische Schulen. Die Nachfrage ist groß und weiter steigend, da heute viele Menschen individueller denken und die klassische (zumeist städtische und kirchliche) Betreuung und das öffentliche Schulsystem hinterfragen oder gar ablehnen. Zusätzlich vertreten die Eltern selbst nicht selten einen pädagogischen Ansatz wie Montessori oder Waldorf – oder aber ihnen ist ein Naturbezug für das Kind im eigenen Erziehungs- und Bildungsverständnis elementar wichtig. Bis dato haben wir ein Wachstum von über 10% jährlich.

Läuft in der Kundenakquise viel über die eingangs bereits erwähnte persönliche Weiterempfehlung oder aber gewinnen Sie neue Kunden auch über Kanäle wie soziale Medien?

Vor 10 bis 15 Jahren haben wir sämtliche Akquise-Kanäle bespielt. Vom postalischen Mailing über selbst moderierten Facebook-Gruppen („Wie gründe ich eine Privatschule“) bis hin zu Google AdWords. Die Jahrzehnte voller Fleiß bringen uns jetzt in die Komfortzone, dass wir aktuell nur auf Empfehlung arbeiten. Wir sind selbst Mitglied bei Bundes- oder Landesverbänden, was uns zusätzlich hilft, innerhalb der Branche wahrgenommen zu werden.

Zum Abschluss noch ein allgemeiner Blick in die Zukunft: Welche Entwicklungen sehen Sie für die Branche in den nächsten fünf bis zehn Jahren?

Das Thema Digitalisierung ist abgeschlossen, das Thema Automatisierung ist zu 70 % bei uns umgesetzt, das Thema KI steckt noch in den Kinderschuhen. Aktuell bin ich mir persönlich sicher, dass das Thema KI unsere Zukunft sein wird. Aber ich bin mir auch sicher, dass auch in 15 oder 20 Jahren immer noch eine persönliche Beratung nicht zu ersetzen sein wird.