Egal, ob sportlich, kulturell, politisch oder sozial engagiert – knapp jeder zweite Bundesbürger ist Mitglied in einem oder mehreren Vereinen. Kein Wunder also, dass in Deutschland mit über 620.000 Vereinen eine im europäischen Vergleich hohe Vereinsdichte existiert. Doch wie sieht es mit der Absicherung von Risiken in der Vereinslandschaft aus? Denn bereits ein ungesicherter Lautsprecher kann einen hohen Personenschaden verursachen, und viele weitere vereinsalltägliche Vorgänge bergen ähnliche Risiken. Daher hat sich das Meinungsforschungsinstitut Civey im Auftrag des Spezialversicherers Hiscox in einer repräsentativen Umfrage unter im Verein haupt- oder ehrenamtlich Tätigen nach ihrem Risikobewusstsein und bestehenden Versicherungsschutz erkundigt.
Bewusstsein für persönliches Haftungsrisiko ist recht ausgeprägt
Positiv ist, dass sich ein Großteil der befragten Vereinsmitglieder über das persönliche Haftungsrisiko laut Studie sehr wohl im Klaren ist: Über die Hälfte (56,8%) aller Befragten gibt an, zu wissen, wann sie bei Schadensersatzforderungen persönlich haften. Noch dazu schätzt knapp ein Viertel (24,8%) der Befragten Irrtümer oder Fehler durch den Vorstand oder Mitarbeiter als größtes Risiko für den eigenen Verein ein. Auf der anderen Seite kennt jedoch knapp ein Drittel der Befragten (32%) sein persönliches Haftungsrisiko überhaupt nicht und 11,2% sind sich hierin relativ unsicher.
Risikobewusstsein vorhanden, aber nicht im Zusammenhang mit dem Verein
Neben Fragen der persönlichen Haftung zeigen die Ergebnisse der Hiscox-Befragung aber auch, dass sich die befragten Vereinsmitglieder einer Vielzahl an Risiken und möglichen Schäden bewusst sind: 3 von 10 Befragten (29,9%) halten mögliche Personenschäden bei Dritten für ein großes Risiko. Aber auch Schäden bei einer eigenen Veranstaltung oder auf einer Reise (20,3%) sowie Datenverlust und Datenschutzverstöße (18,4%) werden als Risiken wahrgenommen. Dennoch geben 29% an, dass keines der genannten Risiken aus ihrer Sicht im Zusammenhang mit der Vereinstätigkeit relevant sei bzw. dass sie dazu keine Meinung haben.
Absicherung gegen Risiken bei Vereinen eher dürftig
Ausgehend von ihrer Risikoeinschätzung äußerten die befragten Vereinsmitglieder klare Präferenzen bei der Relevanz von Versicherungsangeboten: Weit über die Hälfte (57,8%) halten beispielsweise für ihren Verein eine Absicherung gegen Personen- oder Sachschäden für am wichtigsten und 4 von 10 (40,1%) geben einer Absicherung gegen die persönliche Haftung des Vorstands die oberste Priorität. Vergleicht man allerdings die theoretische Risikowahrnehmung mit der praktischen Absicherung dieser Risiken, offenbaren sich eklatante Versicherungslücken. Denn weniger als die Hälfte (46,6%) der Befragten gibt an, dass ihr Verein gegen Personen- und Sachschäden abgesichert ist. Sogar nur rund 23% verfügen über eine Veranstalterhaftpflicht, obwohl wiederum 54% der Vereine laut Umfrage auch Events durchführen. Und eine Vermögensschadenhaftpflicht besitzen lediglich 17% der Vereine.
Absicherung gegen digitale Risiken faktisch nicht vorhanden
Im Gegensatz zur aktuellen Cyberbedrohungslage in der Wirtschaft ergibt sich aus der aktuellen Hiscox-Vereinsumfrage auch noch kein Hinweis auf ein ähnliches Risikobewusstsein bei den deutschen Vereinen: Zwar nennt knapp ein Fünftel (18%) der Befragten einen Verstoß gegen den Datenschutz und den Verlust von Daten als das größte Risiko. Aber lediglich knapp 2% der Befragten geben an, dass ihr Verein überhaupt über eine Cyber- oder Datenversicherung verfügt. Für ungebundene Vermittler scheint also der Hiscox-Studie entsprechend noch viel Vertriebspotenzial im deutschen Vereinswesen zu stecken. (as)
Bild: © tuan_azizi – stock.adobe.com
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