AssCompact suche
Home
Management & Wissen
9. November 2016
Vielfalt der Kundenwünsche als Ausgangspunkt einer Kooperation von GKV und PKV

Vielfalt der Kundenwünsche als Ausgangspunkt einer Kooperation von GKV und PKV

Die finanzielle Bereitschaft seitens der gesetzlich Krankenversicherten, ihren bestehenden Gesundheitsschutz individuell zu ergänzen, steigt an. Um diesen Bedarf passgenau abzudecken, arbeitet die KKH Kaufmännische Krankenkasse seit 2013 mit der Deutschen Familienversicherung zusammen. Von Ingo Kailuweit, KKH.

Gesundheit ist ein Investitionsgut von wachsender Bedeutung. Ausgaben in diesem Bereich werden – gesellschaftlich und ökonomisch – zunehmend als Kosten verstanden, denen eine produktive Wirkung gegenübersteht. Nicht nur Arbeitgeber, auch Arbeitnehmer investieren verstärkt in die Erhaltung der eigenen Gesundheit – durch privaten Konsum etwa in den Bereichen Wellness oder Fitness. Hinzu kommen konkrete Vorsorgeprodukte im Segment der Krankenzusatzversicherung, die Studien zufolge bereits jeder zweite Arbeitnehmer für die Zukunft für unverzichtbar hält. Entsprechend hoch ist die finanzielle Bereitschaft seitens der gesetzlich Versicherten, ihren bestehenden Schutz der gesetzlichen Krankenversicherung (GKV) individuell zu ergänzen. Dieses Bedürfnis – als Ergebnis eines gestiegenen Interesses an Gesundheitsförderung einerseits und einer auch medial verstärkten Unzufriedenheit mit dem gesetzlichen Leistungskatalog andererseits – bildet aus Sicht der KKH den Nährboden für eine Kooperation mit der privaten Krankenversicherung (PKV).

Seit 2013 arbeitet die KKH mit der Deutschen Familienversicherung (DFV) zusammen, um ihren Kunden eine individuelle Ergänzung der gesetzlichen Leistungen anzubieten. Die Vermittlung der Produkte erfolgt dabei über die Eigenmarke KKH MeinPLUS. Dieses „Konstrukt“ ermöglicht es, sämtliche für den Kunden relevante Leistungen und Services – innerhalb des gesetzlichen und aufsichtsrechtlichen Rahmens – als Gesamtpaket aus einer Hand bewerben zu können. Denn tatsächlich wissen die Kunden häufig relativ wenig über das Portfolio ihrer Krankenversicherung. Es ist ein noch immer weitverbreiteter Fehlglaube, wonach alle Kassen der GKV in ihrem Leistungsumfang identisch seien. Zwar ist ein Großteil der medizinischen Versorgung in der Tat gesetzlich vorgeschrieben, doch die kassenindividuellen Unterschiede bei den zusätzlichen Leistungen, einschließlich preisrelevanter Bonus- und Wahltarife, und Services sind zum Teil beträchtlich. So ist es zum Beispiel keineswegs unerheblich, ob eine Krankenkasse (wie die KKH) ein bundesweites Betreuungsnetz unterhält oder ihre Beratung auf telefonischen oder Internet-Kontakt beschränkt. Ähnlich verhält es sich bei kassenexklusiven Angeboten: So bietet die KKH eine Reihe von innovativen Behandlungsmodellen wie etwa das Programm „Hilfe bei chronischen Kopfschmerzen und Migräne“, das als eines der drei weltweit besten Versorgungskonzepte in den Lehrplan der Harvard Business School (USA) aufgenommen wurde. Ein weiteres Leistungsbeispiel ist die kostenfreie ärztliche Zweitmeinung, mit welcher die KKH ihre Versicherten bei wichtigen Operationen unterstützt. Viele dieser und weiterer Angebote entwickelt die KKH, um der in regelmäßigen Befragungen ermittelten Vielfalt von Kundenwünschen zu entsprechen. In dieser Hinsicht präsentiert sich das Angebot von KKH MeinPLUS zunächst (nur) als eines von vielen Segmenten des Leistungsportfolios der Kasse. Der zentrale Unterschied gegenüber den Satzungs- und Wahlleistungen liegt darin, dass es sich bei den Zusatzversicherungen um Produkte handelt, die nicht von den Krankenkassen selbst angeboten werden dürfen. Daher arbeitet die KKH auf diesem Gebiet mit der DFV zusammen, die als Rechtsträger und „Backup-Unternehmen“ der Eigenmarke für den privaten Ergänzungsschutz verantwortlich ist. Die einfachen, leicht verständlichen Produkte für jede Lebenslage (wie zum Beispiel Zahn, Krankenhaus oder Ausland) entsprechen dabei auf ideale Weise dem Selbstverständnis, mit welchem die KKH ihrerseits auf dem GKV-Markt auftritt.

Mit der Wahl der DFV hat sich die KKH bewusst für einen Kooperationspartner entschieden, der nicht in der Sparte der PKV-Vollversicherung und damit als potenzieller Konkurrent im Hinblick auf gut verdienende Angestellte oder Selbstständige agiert. Auch für diese Zielgruppe ist die Verknüpfung aus gesetzlicher und privater Vorsorge attraktiv, rechnet sich doch die Vollversicherung nach einhelliger Expertenmeinung finanziell inzwischen eigentlich nur noch für Beamte. So gilt es als wahrscheinlich, dass die Politik das unproduktive Nebeneinander von GKV und (Voll-)PKV über kurz oder lang angehen wird. Die KKH ist davon überzeugt, dass allein dem Kombinationsmodell die Zukunft gehört, welches immer noch als unterschätztes Wachstumsfeld bezeichnet werden muss.

Autor: Ingo Kailuweit, Vorsitzender des Vorstandes der KKH