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12. April 2024
Wachstum der Itzehoer mit Schattenseiten in der Kfz-Sparte
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Wachstum der Itzehoer mit Schattenseiten in der Kfz-Sparte

Die Itzehoer war 2023 der Versicherer, der nach dem Marktführer die meisten Kfz-Versicherungen hinzugewonnen hat. Das Wachstum hat aber auch Schattenseiten: Die Schadenaufwendungen haben signifikant zugenommen, womit der Versicherer aber nicht allein dasteht.

Rund 70% der Prämien erzielt die Itzehoer Versicherungen aus der Kfz-Sparte. Insofern treffen die Entwicklungen in der Kfz-Versicherung das Unternehmen besonders.

Zunächst bleibt festzuhalten, dass die Itzehoer einen Beitragssprung um 9,7% von 653,6 Mio. Euro im Jahr 2022 auf 717,0 Mio. Euro im Jahr 2023 machte und damit deutlich über dem Marktdurchschnitt lag. Stärkster Treiber war die Kfz-Versicherung: Hier lag das Beitragswachstum sogar bei 12,3%. Das Unternehmen gewann über 130.000 Verträge hinzu und lag beim Neugeschäft nach Stückzahlen damit direkt hinter der HUK.

Kehrseite des Rekordwachstums war allerdings eine signifikante Zunahme der Schadenaufwendungen in der Kfz-Versicherung. „Von der defizitären Situation im Gesamtmarkt konnten wir uns nicht abkoppeln“, so Itzehoer Vorstandsvorsitzender Uwe Ludka. So sei 2023 das Kfz-Beitragsniveau, insbesondere inflationsbedingt, marktübergreifend nicht auskömmlich gewesen. Das schnelle Wachstum ging mit einer höheren Schadenquote einher. Die Itzehoer reagierte darauf bisher mit einer Beitragsanpassung. Für Juli kündigt der Versicherer eine weitere Erhöhung an.

Auflösung von Schwankungsrückstellungen

Dass die Beitragsanpassungen zunächst moderat waren, führt Ludka auf die Ergebnisse in der Coronazeit zurück. „Wir konnten uns das erlauben, weil wir in der Corona-Pandemie zuvor einen umgekehrten Effekt in Form niedriger Schadenaufwendungen gehabt hatten“, so Ludka. Schwankungsrückstellungen, die damals aufgebaut wurden, haben die Itzehoer Versicherungen nun durch die Entnahme von 43,9 Mio. Euro wieder zurückgeführt. Ein kostendeckendes Niveau ist allerdings noch nicht erreicht. Im Jahr 2024, für das sich nach ersten Prognosen ein weiterer starker Zuwachs an Policen ankündigt, wird vor Schwankungsrückstellungen noch einen versicherungstechnischen Verlust auszuweisen haben, erklärt Ludka. 2025 soll dann wieder profitabel werden.

Schadenaufkommen führt zu längeren Bearbeitungsszeiten

Die höhere Zahl an Schadenfällen führt auch bei der Itzehoer zu einem Absinken des Servicelevels. Die Schadenbearbeitung dauert länger als gewohnt, was auch auf einen Personalmangel in den Abteilungen zurückzuführen ist. Das Niveau bleibe aber relativ hoch, betont Vorstandsmitglied Frank Thomsen, der auf die Wertschätzung vonseiten der Vertriebspartner für die Bearbeitungsprozesse der Itzehoer verweist.

Rechtsschutzsparte mit Wachstum

Spartenübergreifend verzeichneten die Itzehoer Versicherungen einen Anstieg der Vertragsanzahl um 9,0%. Während das Lebensversicherungsgeschäft weiterhin in Größenordnung eines Prämienniveaus von 50 Mio. Euro stagnierte und andere Schadensparten eher unauffällig wuchsen, verzeichnete die Rechtsschutzversicherung nach Kfz die zweitstärksten Zuwächse. Hier stieg die Anzahl der Verträge um 2,9%. „Unsere Strategie, Produkte an der Leistungsspitze des Marktes zu platzieren und diese durch eine Vielzahl moderner Services zu flankieren, die unseren Versicherten juristische Orientierung und Hilfestellung in vielen modernen Alltagssituationen geben, erweist sich als Erfolg“, kommentiert Thomsen diese Entwicklung und hebt die Zusammenarbeit mit Flightright hervor, mit der Kunden bei Flugverspätungen geholfen wird.

Weiteres Wachstum 2024

Der angestrebte Jahresüberschuss konnte mit 9,9 Mio. Euro erreicht und dem Eigenkapital zugeführt werden, das sich nun auf 260 Mio. Euro beläuft. Die Summe der Kapitalanlagen stieg auf 2.021,1 Mio. Euro. „2024 erwarten wir ein weiteres Wachstum um mehr als 100 Mio. Euro“, sagt Vorstandsmitglied Christoph Meurer.

Hinweis auf Sturmflutversicherung

Bei Präsentation der Geschäftszahlen 2023 erläuterte Meurer auch die Sturmflutversicherung der Itzehoer. 2.000 mal wurde dieser Baustein zur Elementarversicherung verkauft. Sturmflutrisiken sind versicherbar, so die Botschaft. 2014 bereits hat die Itzehoer als erster deutscher Risikoträger eine entsprechende Option für die Gebäudeversicherung an den Start gebracht und 2017 auf Hausrat erweitert. Diese sei seitdem am Markt und habe zuletzt bei der schweren Ostsee-Sturmflut im Oktober 2023 ihre Wirksamkeit bewiesen. Sturmflut sei zwar ein seltenes Ereignis, so Meurer, sie kann aber nicht nur die Küsten treffen, sondern auch Flüsse und Meeresarme. Aber selbst an besonders exponierten Stellen wie Orte an der Ostsee könnte man mit Selbstbehalten bezahlbaren Schutz bekommen, so Meurer. (bh)

Bild (v. l.n.r.): Der Itzehoer Vorstand mit Christoph Meurer, Uwe Ludka und Frank Thomsen. Ein Thema der Bilanzpressekonferenz war auch die Sturmflutversicherung. Das Bild, das der Vorstand hier hält, zeigt einen Schadenfall in Arnis nach der Ostsee-Sturmflut. (Quelle: Itzehoer Versicherungen)