AssCompact suche
Home
Assekuranz
10. Juli 2024
Warum das Altersvorsorgedepot eine gute Idee sein könnte

2 / 2

Warum das Altersvorsorgedepot eine gute Idee sein könnte

Warum das Altersvorsorgedepot eine gute Idee sein könnte

Potenzielle Auswirkungen auf das Investmentverhalten

Für viele Bürger, die sich der Notwendigkeit einer zusätzlichen Vorsorge bewusst sind, ist die steuerliche Belastung noch immer ein riesiger Schmerzpunkt. Die Steuerfreiheit könnte diese Hürde abbauen und für eine breitere Kapitalmarktbeteiligung sorgen.

Die Investoren-Quote steigt in Deutschland über die letzten Jahre kontinuierlich. Grund dafür ist der Boom rund um ETFs, der vereinfachte Zugang durch Neobroker und das steigende Bewusstsein für die eigene Altersvorsorgesituation. Die weitere Förderung von Kapitalmarktinvestitionen sollte diese Zahl weiter steigern. Der aktuelle Entwurf klingt nach einem No-Brainer ohne bürokratischen Aufwand. Wird die Komplexität reduziert, wird die Zahl der Anleger in Deutschland weiter steigen.

Auswirkungen auf Finanzberater

Für Privatanleger bedeutet der Entwurf eine weitere Emanzipation von Finanzberatern und die Möglichkeit, auch über die Do-it-Yourself-Anlage steuerliche Vorteile zu nutzen. Beim Verbraucherschutz und der allgemeinen Presse sollte dies positiv aufgenommen werden. Allerdings bleibt die Frage, ob auch Privatanleger maximal davon profitieren oder der wilde Westen der Anlage dadurch gesteigert wird.

ETFs als kostengünstige und effiziente Anlageinstrumente sind grundsätzlich für die Altersvorsorge begrüßenswert, im Sinne der Effizienzmarkthypothese.

Die Praxis zeigt allerdings oft eher einen wilden Mix aus Einzeltiteln und wahlloser ETF-Auswahl. Auch in der Zukunft wird hier Anleitung notwendig sein. Insbesondere wenn geförderte Produkte auch alternative Investments und Kryptowährungen umfassen sollten. Diskussionen um Provisionsverbote und die Obsoleszenz von Finanzberatung durch DIY-Produkte und geringe Einstiegshürden werden diesen Effekt verstärken. Kostenminimierung ist wichtig, aber nicht die alleinige Lösung.

Zudem sind einige entscheidende Rahmenbedingungen weiterhin unklar:

  • Das Gesetz soll auch Anwendung bei zukünftigen fondsgebundenen Lebensversicherungen finden – wie sieht es mit bereits abgeschlossenen ETF-Sparplänen und Rentenversicherungen aus?
  • Gilt die steuerliche Förderung für herkömmliche Bank- und ETF-Sparpläne sowie Neobroker? Oder nur für spezielle zertifizierte Sparpläne, siehe Riester?
  • Welche Anlagen werden final zugelassen und wie hoch fällt die genaue steuerliche Förderung aus? Wird jede Anlageform gleichermaßen gefördert und die Auswahl dem Anleger komplett freigestellt sein?
  • Wird es keinerlei Aufklärungs- und Beratungsanforderung an dieses neue Produkt geben und falls doch, wer soll dieses durchführen?
Fazit

Der Gesetzentwurf der FDP zur Steuerfreiheit von Aktien- und ETF-Sparplänen ist eine längst überfällige Idee mit vielen positiven Effekten:

  • Förderung der privaten Altersvorsorge
  • Vereinfachung der Steuererklärung
  • Motivation zur eigenen Anlage und höhere Beteiligung am Kapitalmarkt
  • Stärkung der Autonomie der Privatanleger

Die Umsetzung durch die Regierung steht dabei allerdings auf einem anderen Blatt und die offenen Fragen müssen zwingend geklärt werden, bevor sich der Entwurf realisieren kann. Auch wenn der Entwurf in seinen Grundzügen sinnvoll erscheint, zeigt das Beispiel Riester, dass die praktische Umsetzung entscheidend ist. Die Versicherungspflicht mit Opt-Out wie im aktuellen Koalitionsvertrag zeigt zudem, dass ein Entwurf noch lange keine beschlossene Sache ist.

So oder so wird es für Vermittler mit Fokus auf den Leben-Bereich Zeit, umzudenken. Die eigenen Geschäftsmodelle müssen hinterfragt werden und weitere Stützen neben den Provisionseinnahmen geschaffen werden. Stützen, die bestenfalls unabhängig von Produktgebern sind. Dafür kommen Servicepauschalen, Zusatzangebote oder reine Beratungsleistungen auf Honorarbasis in Frage.

Am Ende bleibt es also abzuwarten, wie die tatsächliche Ausgestaltung des Entwurfs aussehen wird und ob er tatsächlich umgesetzt wird. Wer hier nicht Spielball der Politik sein will, muss umdenken und sein Geschäftsmodell stückweise reformieren.

Bild: © vegefox.com – stock.adobe.com

Seite 1 Warum das Altersvorsorgedepot eine gute Idee sein könnte

Seite 2 Potenzielle Auswirkungen auf das Investmentverhalten

 
Ein Artikel von
Adrian Schmidt