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6. Juli 2023
Welchen Mehrwert bieten Robo-Advisors zu marktbreiten ETFs?
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Welchen Mehrwert bieten Robo-Advisors zu marktbreiten ETFs?

Der digitale Asset-Manager Evergreen hat das Angebot von Robo-Advisors untersucht und kommt nicht gerade zu einem positiven Fazit. Zum einen verfügen nur wenige über ein rein nachhaltiges Angebot, zum anderen halte sich auch der Mehrwert gegenüber marktbreiten Indizes in Grenzen.

Digitale, Algorithmen-basierte Portfoliomanager, sogenannte Robo-Advisors, sollen Anlegern eine einfache, automatisierte Möglichkeit geben, Geld in den Kapitalmarkt zu investieren – zu geringen Gebühren und angepasst an die Bedarfe der Kunden.

Doch so viel Mehrwert scheinen die Robo-Advisors gar nicht zu bringen, wie eine Studie des digitalen Asset-Managers Evergreen herausgefunden haben soll. Gerade im Vergleich zu marktbreiten ETFs sollen sie sich nicht so gut schlagen, wie beworben. Auch im Bereich Nachhaltigkeit gebe es Nachholbedarf.

Nur wenig rein nachhaltige Angebote

Zwar bieten über 65% der Anbieter neben klassischen Anlagestrategien eine zusätzliche Nachhaltigkeitsoption an, bei der allerdings i. d. R. auch nur die klassische ETF-Strategie mit nachhaltigen ETFs dupliziert wird. Robo-Advisors könnten dabei keine eigenen Nachhaltigkeitskriterien abbilden.

Über ein rein nachhaltiges Angebot verfügen laut Evergreen nur knapp 15% der Robo-Advisors. All diese Anbieter hätten gemein, dass sie nicht in ETFs investieren und somit nicht in Abhängigkeit zu ETF-Anbietern stehen. Einige dieser Robo-Advisors vertreiben Einzeltitel-Portfolios oder eigengemanagte Fonds und könnten so die Zusammensetzung ihrer angebotenen Produkte beeinflussen. Andere investieren derweil in aktive Fonds und haben eine größere Bandbreite an Nachhaltigkeitskriterien zur Verfügung, mit der höhere Nachhaltigkeitsstandards erreicht werden könnten.

Außerdem bemängelt Evergreen auch die Konsequenz bei den Nachhaltigkeitskriterien, die bei der größeren Debatte um Greenwashing schon häufiger kritisiert wurde. Viele Anbieter nachhaltiger Strategien orientierten sich laut dem Vermögensverwalter an den groben Nachhaltigkeitsratings von MSCI oder der SFDR-Klassifizierung. Doch bei genauerem Hinschauen zeige sich, dass nicht alle Portfolios dasselbe Level an Nachhaltigkeit aufweisen würden und so nach wie vor viel Ermessensspielraum bleibe.

Deutlich höhere Kosten

Hinsichtlich der Risikofaktoren unterscheiden sich viele Robo-Advisors nicht signifikant vom normaltypischen passiven Portfolio. Zwar reduzierten laut Evergreen das passiv-typische US-Klumpenrisiko in abweichenden Maßen, doch der Mehrwert der Portfolios sei hinsichtlich der Risikofaktoren im Vergleich zu einem einfachen marktbreiten Index aber trotzdem überschaubar. Passend dazu: Mehr als 65% der 26 untersuchten Robo-Advisors weichen bis auf kleinere Unterschiede nicht wesentlich von typisch passiven Asset-Management-Methoden ab.

Hinzu komme Evergreen zufolge der Kostenfaktor. Während für einen marktbreiten ETF Gesamtkosten von 0,20% bis 0,45% jährlich anfallen, seien die durchschnittlichen Kosten bei den Robo-Advisors deutlich höher, da neben den Fondskosten auch bei fast allen Anbietern Servicegebühren anfallen.

Zinsen stellen Annahme der Robo-Advisors infrage

Zusätzlich gebe es eine Annahme, die Robo-Advisors üblicherweise treffen, die jetzt aber durch die Zinswende hinterfragt werden müsse. Üblicherweise bekommen risikoreiche Anleger aktienlastige Portfolios, risikoaverse Anleger dagegen anleihenlastige. Es gilt bei Robo-Advisors der Grundsatz, dass Anleihen rendite- und schwankungsarm sind, besonders bei Staatsanleihen. Doch viele anbieter würden übersehen, dass Anleihen zinssensitiv sind.

Wenn es keine Zinsen gibt und sich die Zinsen auch nicht verändern, könne dies vernachlässigt werden. Doch wenn die Zinsen steigen, falle einem dies schnell „auf die Füße“. Ein Gründ für dieses Unwissen könne sein, dass die ersten Robo-Advisors erst 2013 starteten und damit lange nach Beginn der europäischen Niedrigzinsphase. (mki)

Bild: © Have a nice day – stock.adobe.com