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26. März 2021
Wie Blockchain die Investmentwelt von morgen verändern wird

Wie Blockchain die Investmentwelt von morgen verändern wird

Die Blockchain-Technologie wird die Investmentwelt nicht nur verändern, sondern revolutionieren. Eigentlich passiert das bereits heute schon. In Zukunft werden auf der Blockchain sogar rein digitale Fonds abgebildet werden können. Von Daniel Andemeskel, Head of Innovation Management bei Universal-Investment.

Die Investmentwelt diskutiert seit längerer Zeit intensiv über die Blockchain/Distributed-Ledger-Technologie und ihr Potenzial. Auch Politik und Regulierer, in Deutschland wie international, zeigen sich interessiert und sind erfreulicherweise offen für neue Konzepte und Ideen. Im Dezember vergangenen Jahres hat das Bundesministerium für Justiz und Verbraucherschutz den Regierungsentwurf eines Gesetzes zur Einführung von elektronischen Wertpapieren veröffentlicht (kurz eWpG). Die Auswirkungen der Covid-19-Pandemie sowie der steigende Druck der Digitalisierung fordern modernere Regelungen und Anpassungen des Rechtsrahmens an neue Technologien.

Mit der Modernisierung des deutschen Wertpapierrechts und der Etablierung digitaler Wertpapiere soll sichergestellt werden, dass der Wirtschaftsstandort Deutschland weiterhin an vorderster Front mit anderen Ländern wie beispielsweise den USA oder der Schweiz mithält.

Der Hype um die Blockchain

Aber warum erhält die Blockchain-Technologie derzeit so viel Aufmerksamkeit? Es ist davon auszugehen, dass sie die Investmentwelt nicht nur verändern, sondern revolutionieren wird – und dass dies eigentlich heute schon passiert. Denn die Idee eines dezentralen, unveränderbaren Datenregisters birgt das Potenzial, die gesamte Finanzwelt auf den Kopf zu stellen. Der wesentliche Unterschied zu anderen Entwicklungen der vergangenen Jahre ist, dass die Technologie nicht nur an den Symptomen von In­effizienzen in der Finanzindustrie ansetzt, sondern vielmehr versucht, deren Ursachen zu eliminieren. Ihr volles Potenzial kann die Blockchain aber erst bei einer ganzheit­lichen Betrachtung entfalten, also durch eine Verknüpfung aller auf ihr basierenden Wertschöpfungs­teile zu einem gesamten und integrierten Ökosystem.

UI Enlyte, die Investmentplattform von Universal-Investment für digitale Assets, setzt daher auf ein ganzheitliches digitales Konzept, anstatt einzelne Ausschnitte aus der Wertschöpfungskette abzubilden. Sie bildet erstmals alle Hauptphasen des Anlageprozesses digital ab: vom Onboarding der Kunden über die Emission Token-basierter Strukturen und deren Administration bis zum Reporting – alles digital auf einer einzigen Plattform. Die Vision dahinter ist, das Kaufen von digitalen Assets einfach, sicher und effizient zu machen.

Security Token vs. Crypto Currencies

Während das Investieren in Kryptowährungen wie Bitcoin bisher noch die Gemüter der Anleger spaltet, ziehen neue Trends wie die auf Smart Contracts basierende Tokenisierung immer mehr Aufmerksamkeit und Interesse auf sich. Im Rahmen der Tokenisierung werden Vermögenswerte digital über eine Blockchain, in Form von Security Tokens, abgebildet. Diese Security Tokens unterscheiden sich von sogenannten Crypto Currencies, die auch als alternative Zahlungsmittel vorgesehen sind. Gemäß der Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht (BaFin) sind Security Tokens, die mitglied­schaftliche oder schuldrechtliche Ansprüche mit vermögenswertem Inhalt vermitteln, beispielsweise mit den Rechten eines Aktionärs oder Schuldtitelinhabers vergleichbar. Security Tokens sind somit Wert­papiere auf Token-Basis.

Sowohl Security Tokens als auch Crypto Currencies werden von den Aufsichtsbehörden regulatorisch wie traditionelle Wertpapiere behandelt. UI Enlyte verfolgt einen ausgewogenen Ansatz: die eigenentwickelte, modulare Investmentplattform für digitale Assets ermöglicht Kunden einerseits einen sicheren Zugang zu Crypto Currencies wie Bitcoin, gibt ihnen darüber hinaus aber durch Tokenisierung von alternativen Assets wie beispielsweise Infrastrukturinvestments, Real Assets und Private Equity auch Zugang zu bekannten Anlageinstrumenten.

In der Theorie lassen sich alle Assets digital mithilfe der Blockchain-Technologie abbilden. So können regulierte Finanzprodukte wie Aktien, Anleihen oder Fonds, aber auch nichtfungible Vermögenswerte wie Immobilien oder Rohstoffe dargestellt werden. Eine Immobilie binnen zehn Minuten kaufen zu können, ist heute unmöglich und dauert stattdessen mehrere Wochen. In Zukunft wird es mitsamt erheblicher zeitlicher und finanzieller Einsparungen möglich sein. Die Blockchain wird die Fungibilität solcher Instrumente erheblich erhöhen. Die ersten Real Estate Security Tokens sind Mitte vergangenen Jahres schon in Deutschland von der BaFin genehmigt worden. Es ist zu erwarten, dass weitere Over-the-Counter-­Instrumente folgen werden.

Mit der erwarteten Erweiterung der regulatorischen Möglichkeiten werden auch normale Instrumente wie Aktien bald von Anbietern in digitaler Form emittiert.

Mittelfristige Vision ist der digitale Fonds

Das Kaufen und Verkaufen von digitalen Fonds gestaltet sich allerdings etwas komplexer. Solche Transaktionen involvieren verschiedene Marktteilnehmer: vom Investor über den Asset-Manager und die KVG bis hin zur depotführenden Stelle. Durch den Einsatz der Blockchain/Distributed-Ledger-Technologie und die damit einhergehende Desintermediation werden sich aber einige Funktionen fundamental verändern oder sogar ganz wegfallen.

Enlyte hat diesbezüglich ein klares Ziel: Sobald die regulatorischen Voraussetzungen geschaffen sind, wird das bestehende Produktangebot ausgebaut, um auch rein digitale Fonds auf der Blockchain abzubilden. Dazu setzen wir bereits heute darauf, ein integriertes Ökosystem durch Kooperation mit vertrauenswürdigen und etablierten Partnern aus den Bereichen Verwahrung, Handel sowie Strukturierung zu schaffen. Eine der entscheidendsten Herausforderungen der nächsten Jahre wird sein, verschiedene Spieler der Investmentwelt zu mobilisieren und zu motivieren, gemeinsam ein digitales Ökosystem zu schaffen, das es ermöglicht, Kunden umfassende End-to-End-Lösungen anzubieten. Die dahinter liegende Vision gibt einen Ausblick auf die Investmentwelt von morgen: Kundengruppen sollen zukünftig Investmentfonds wie Bücher bei Amazon erwerben können – einfacher, schneller und günstiger, als es bisher der Fall ist.

Diesen Artikel lesen Sie auch in AssCompact 03/2021, Seite 68 f., und in unserem ePaper.

Bild: ©Murrstock – stock.adobe.com

 
Ein Artikel von
Daniel Andemeskel