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17. Mai 2023
Wie denkt Digitalversicherer FRIDAY über das Maklergeschäft?

Wie denkt Digitalversicherer FRIDAY über das Maklergeschäft?

Vor etwa einem Jahr ist der digitale Versicherer FRIDAY in den Maklervertrieb eingestiegen. Welche Erfahrungen hat das InsurTech seitdem gemacht? Wie unterstützt FRIDAY die Maklerschaft bei der Versicherungsvermittlung? Und welche Rolle spielt die Baloise Gruppe, zu der der Digitalversicherer gehört?

Interview mit Robin Latz, Country Head Germany bei FRIDAY, und Norbert Reimann, Leiter Maklervertrieb bei FRIDAY
Herr Latz, die Versicherungs­wirtschaft hierzulande blickt mit gemischten Gefühlen auf das Jahr 2023. Was erwartet FRIDAY beim Geschäftsverlauf im Jahr 2023?

Robin Latz Die letzte Zeit war herausfordernd, aber FRIDAY ist dank seines Setups in der Lage, schnell auf Veränderungen zu reagieren. So ist FRIDAY in den ersten Jahren im Direkt- und Vergleicher-Kanal stark gewachsen. Neu konzentrieren wir uns auf den Maklermarkt, denn dieser ist seit der Covid-Krise spürbar gewachsen und wir sehen hier Opportunitäten. Ziel für 2023 ist, die Anzahl der Makler deutlich zu steigern, die unsere Produkte ihrer Kundschaft vermitteln.

Die Zinswende macht Kapital deutlich teurer. Wie sieht es mit der Finanzierung von FRIDAY aus? Und welche Rolle spielt Baloise dabei?

RL Wir nähern uns konsequent dem Ziel, bis 2025 in Deutschland profitabel zu werden. Tatsächlich ist es ja so, dass angesichts der Zinswende Investoren von Wachstumsunternehmen einen klaren Pfad zur Profitabilität erwarten. Dies sorgt dafür, dass vermutlich einige Start-ups und InsurTechs 2023/24 Probleme bekommen werden, eine Finanzierung zu erhalten. Wir sind aber mit unseren Produkten, Services und Partnerschaften gut aufgestellt. Zudem ist FRIDAY mehrheitlich im Besitz der Schweizer Baloise Gruppe, die seit 160 Jahren nachhaltig erfolgreich am Markt ist.

InsurTechs sehen sich zunehmend mit der Kritik konfrontiert, ihre volldigitalisierten Lösungsversprechen nicht einhalten zu können und die Gewinnzone nicht zu erreichen. Wie ist das bei FRIDAY?

RL FRIDAY ist 2017 mit dem Versprechen gestartet, jedem Autofahrer ein Angebot für die Kfz-Versicherung in 90 Sekunden zu unterbreiten. Dieses Versprechen haben wir gehalten. Aber: War zu dem Zeitpunkt unsere digitale Schadenstrecke in dem heutigen Reifegrad? Nein, sicher nicht. Umso stolzer sind wir, dass heute nicht nur unser Neugeschäft zu 100% vollautomatisch policiert wird, sondern auch 60% unserer Kunden die Schadenmeldung online komplett digital durchführen.

Dieses Jahr haben wir uns vorgenommen, die Schadenprozesse weiter zu optimieren. Das übersetzt sich direkt in eine verbesserte Wettbewerbsfähigkeit. Die weitere Digitalisierung der Prozesse – insbesondere am Ende der Wertschöpfungskette, also im Bereich Schaden – ist ein wichtiger Befähiger, damit wir die Profitabilität in Deutschland bis Ende 2025 erreichen.

Herr Reimann, im Juni 2022 ist FRIDAY in den Maklervertrieb eingestiegen. Wie bedeutend ist der Maklerkanal im Vergleich zu anderen Vertriebswegen bei FRIDAY?

Norbert Reimann Makler sind ein wichtiger Vertriebskanal, der sich zudem als krisensicher bewährt hat. Letztes Jahr haben wir uns auf die Anbindung der Pools und Middleware-Anbieter konzentriert. Dieses Jahr schaffen wir die Produkte für diesen Kanal. Beim Maklerkanal darf man einen wichtigen Erfolgsfaktor jedoch nicht vergessen: Das Maklergeschäft ist ein People Business – daher benötigt der Aufbau dieses Kanals mehr Zeit als der Direkt- oder Vergleicher-Kanal.

Welche Schwerpunkte und Ambitionen setzt sich FRIDAY bei diesem Vertriebsweg?

NR Unsere Vision ist, eine Versicherungserfahrung zu schaffen, die der Kunde liebt, unabhängig vom Vertriebsweg. Darum beziehen wir Makler in den Entwicklungsprozess mit ein. Schon jetzt kooperieren wir mit renommierten Maklerpools wie blau direkt, AMEXPool, Netfonds oder DMU. Ich bin überzeugt, dass sich ausgezeichneter Service, hohe Geschwindigkeit und komfortable Prozesse auszahlen werden. Hand in Hand mit FRIDAY und unseren innovativen Lösungen – wie der Zahl-pro-Kilometer-Kfz-Versicherung – können Makler bei der eigenen Klientel richtig punkten.

Der Maklermarkt befindet sich im Wandel: einerseits durch die Marktkonsolidierung, andererseits durch den Anstieg des Durchschnittsalters der Makler. Was bedeuten diese Entwicklungen für FRIDAY?

RL Die hohe Konsolidierungsdynamik in der Branche erfordert von den Maklern eine zunehmend hybride Aufstellung: Das Angebot von digitalen und produktspezifischen Lösungen wird immer wichtiger. Der Anspruch an einfache und komplett integrierte Prozesse ist so hoch wie nie. Hier setzen wir an: Wir helfen auch bei der Portfoliosteuerung bzw. -übernahme. FRIDAY ist prozessual und technisch in der Lage, die Konsolidierung als zuverlässiger Partner zu unterstützen.

Wie unterstützt FRIDAY die Makler bei der Servicierung der Verträge?

NR Wir sind da, wo unsere Kunden uns erwarten. Daher nutzen wir die branchenüblichen Formate, um Daten und Dokumente mit Maklern auszutauschen. Endkunden haben verschiedene Möglichkeiten, mit FRIDAY in Kontakt zu treten, beispielsweise über Makler. Wir versorgen diese mit allen Informationen. Bei der Schadensbearbeitung und der dazugehörigen Kommunikation sehen wir gute Entwicklungsmöglichkeiten. Unser Ziel ist, einer der ersten Anbieter zu sein, der die entsprechende BiPRO-Norm realisiert hat.

Weitere Möglichkeiten liegen im Service auch auf der Produktseite. Beispielsweise tragen Besserstellungsklausel, Besitzstandswahrung und Update-Garantien dazu bei, dass Kunden stets ein aktuelles Produkt haben. Wir erhoffen uns dadurch, den Aufwand für Makler zu verringern.

Eine vertrauensvolle Beziehung erfordert abgestimmte Kommu­nikationswege. Wodurch stellt FRIDAY den Kontakt zu Maklern her?

NR Makler erhalten über unsere Hotline und E-Mail den schnellstmöglichen Support. Darüber hinaus haben die ersten Key-Account- Manager ihre Arbeit bei FRIDAY aufgenommen. Sie beantworten Anliegen und Fragen und beraten Makler umfassend. Weitere Kontaktpunkte sind: Messen, Veranstaltungen und Webinare. Wir bereiten eine Reihe unterschiedlicher Webinar-Angebote vor, um mit Maklern in Kontakt zu treten.

Welche maklerspezifischen Weiterentwicklungen haben sich daraus bereits ergeben?

NR Trotz der positiven Reaktionen auf unsere Kfz-Tarife – insb. „Zahl pro Kilometer“ – erhielten wir das Feedback, den eVB-Prozess nicht im Sinne der Maklerschaft darzustellen. Daraufhin befassten wir uns mit der Anforderung, um die eVB-Vergabe vor Antragstellung zu konstruieren und in die Middleware-Anbieter NAFI und Softfair zu integrieren.

Parallel dazu haben wir an der neuen Hausratversicherung gearbeitet. Hier wurde uns gespiegelt, dass in der ersten Tarifgeneration Deckungen und Produktvielfalt fehlten. So kam es, dass wir das komplette Produkt inklusive Tarifierung neu aufgesetzt haben. Die neue Hausratversicherung beinhaltet nun die Möglichkeit, Elementargefahren zu versichern. Gleichzeitig bietet sie durch die drei Produktlinien mehr Auswahlmöglichkeiten. Aber auch bei Themen wie der Datenkommunikation lernen wir ständig dazu und arbeiten das Feedback ein.

Die Unabhängigkeit eines Anbieters stärkt das Vertrauen ebenfalls. Wie sehr können sich Makler und Kunden darauf verlassen, dass FRIDAY selbstständig bleibt?

RL FRIDAY gehört zur finanzstarken Baloise Gruppe, hat jedoch eine eigene Versicherungslizenz und verfolgt eine unabhängige Marktstrategie. Als digitaler Versicherer sind wir unserer Vision verpflichtet, eine Versicherungserfahrung zu schaffen, die der Kunde liebt. Diesem Mantra bleiben wir treu und werden den Maklern und Kunden noch viele Innovationen und einen zuverlässigen digitalen Service bieten.

Dieses Interview lesen Sie auch in AssCompact 05/2023, S. 92 f., und in unserem ePaper.

Bild: © Robin Latz und Norbert Reimann, FRIDAY

 
Ein Interview mit
Norbert Reimann
Robin Latz