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25. April 2022
Wie der PKV-Verband die Pflege demografiefest machen will
Wie der PKV-Verband die Pflege demografiefest machen will

Wie der PKV-Verband die Pflege demografiefest machen will

In den kommenden Jahren wird die Zahl der Pflegebedürftigen stark zunehmen – die der Beitragszahler nimmt hingegen ab. Die Soziale Pflegeversicherung gerät in eine finanzielle Schieflage. Der PKV-Verband hat nun ein Konzept vorgestellt, um die Pflege an die demografischen Herausforderungen anzupassen.

Die Bevölkerung in Deutschland altert. Mit dieser Alterung gehen dem klassischen Generationenvertrag, wonach die Versorgung der Älteren maßgeblich aus den Beiträgen der Erwerbstätigen finanziert wird, seine demografischen Voraussetzungen verloren. Während nach Angaben des Statistischen Bundesamtes (Destatis) 2020 auf 100 Erwerbstätige noch 31 Senioren kommen, sollen es 2040 bereits 47 Senioren pro 100 Erwerbstätige sein. Ohne Anpassungsmaßnahmen in den Sozialversicherungen würde sich die Beitragslast aller gesetzlich Versicherten in den kommenden 20 Jahren nahezu vervierfachen, wie der Verband der Privaten Krankenversicherung e.V. (PKV-Verband) prognostiziert.

Bundeszuschüsse können keine nachhaltige Lösung sein

Angesichts der demografischen Entwicklung ist die Soziale Pflegeversicherung (SPV) durch rasch ansteigende, künftige Leistungsausgaben besonders betroffen. Bereits 2022 stellt der Bund aus dem Haushalt zur Kompensation des Finanzierungsdefizits erstmals einen Zuschuss in Höhe von 1 Mrd. Euro zur Verfügung. Allerdings: Solche Steuerzuschüsse sind für die Regierung lediglich eine einfache und bequeme Lösung zur Abfederung der finanziellen Schieflage in den sozialen Sicherungssystemen (AssCompact berichtete). Die strukturellen Probleme bei der Finanzierungsbasis in der jeweiligen Sozialversicherung werden damit keinesfalls gelöst, wirklich nachhaltige Lösungen sehen anders aus. Zudem werden die Steuerzahler angesichts der demografischen Trends mit steigenden Zusatzbelastungen rechnen müssen. Nach aktuellen Berechnungen des Wissenschaftlichen Instituts der Privaten Krankenversicherungen (WIP) müsste der neue Bundeszuschuss zur SPV bis 2030 auf 10,4 Mrd. Euro pro Jahr steigen. Infolgedessen hat der PKV-Verband nun ein Konzept vorgelegt, womit die SPV auf die gegenwärtigen Herausforderungen besser vorbereitet werden könnte.

Regelmäßige Dynamisierung der Leistungen

Für Menschen ab 85 Jahren, die eine hohe Wahrscheinlichkeit haben, pflegebedürftig zu werden oder es schon sind, sollen nach dem Willen des PKV-Verbandes die Leistungen der gesetzlichen Pflegepflichtversicherung erstmals regelmäßig dynamisiert werden. Die Dynamisierung solle sich an der realen Kostenentwicklung orientieren und diese zur Hälfte abdecken. Damit würde das Wachstum der Eigenanteile – die sogenannte Pflegelücke – begrenzt werden. Für die 84- bis 61-Jährigen solle die Dynamisierung der Leistungen dann schrittweise abgeschmolzen werden. Pflegebedürftige im Alter Ende 70 erhalten also noch vergleichbare Leistungsanpassungen wie über 80-Jährige. Ab Alter 60 werde der Leistungsanspruch auf dem heutigen Niveau festgeschrieben und die wachsenden Eigenanteile müssten vollständig durch private Vorsorge abgesichert werden.

Individuelle Vorsorge gegen Finanzierungslücke

Eine zentrale Rolle im PKV-Konzept spielt – wie oben bereits anklingt – die individuelle Vorsorge. Mit einer Pflegezusatzversicherung ließe sich nämlich die „Pflegelücke“ zwischen den gesetzlichen Teilkaskoleistungen und den realen Kosten heute schon zu bezahlbaren Preisen vollständig schließen, heißt es im PKV-Konzept. Grundsätzlich gelte hier: Je früher man eine Pflegezusatzversicherung abschließt, desto geringer ist der Beitrag.

Wie der PKV-Verband die Pflege demografiefest machen will

Auf Basis aktueller Zahlen der Rating-Agentur Assekurata läge der Beitrag für einen 25-Jährigen, der im Fall stationärer Pflege den durchschnittlichen Eigenanteil von monatlich rund 2.100 Euro vollständig absichern will, derzeit bei etwa 33 Euro im Monat; für einen 35-Jährigen bei 49 Euro/Monat und bei höherem Alter noch weiter ansteiegend (siehe auch nebenstehende Grafik). Laut PKV-Verband dürfte aber in den meisten Fällen schon ein deutlich niedrigeres Pflegemonatsgeld für die Pflegevorsorge ausreichend sein – mit entsprechend reduziertem Beitrag.

Pflegevorsorge gezielt fördern

Außerdem befürwortet der PKV-Verband die Implementierung diverser Förderinstrumente, um die private Pflegevorsorge in möglichst allen Schichten der Gesellschaft zu verankern. Insbesondere folgende Lösungen wären denkbar:

  • Eine Förderung betrieblicher Pflegeversicherungen durch Steuer- und Sozialabgabenfreiheit. So ließen sich nach PKV-Verbandsangaben ganze Belegschaften gegen das Pflegerisiko absichern.
  • Ein Steuerabzug für Beiträge zur Pflegezusatzversicherung – bei Produkten mit angemessenem Leistungsumfang.
  • Zuschüsse für Personen, die nicht von einer Steuerbegünstigung profitieren würden, weil sie keine oder nur wenig Steuern zahlen.
  • Personen, die aufgrund eines hohen Alters einen sehr hohen Beitrag zahlen müssten, könnten sich bei einem Versicherungsunternehmen über einen Einmalbeitrag ein günstigeres Einstiegsalter und damit eine deutlich niedrigere Prämie sichern.

Nach PKV-Verbandsangaben erhöhe sich durch das formulierte Konzept nicht nur die Chance für eine Beitragsstabilität in der SPV. Auch die Verschuldung zulasten der jüngeren Generation könne durch entfallende Bundeszuschüsse zurückgefahren werden. (as)

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