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21. Februar 2024
Wie Gewerbeversicherer von Konjunkturtief und Insolvenzen betroffen sind
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Wie Gewerbeversicherer von Konjunkturtief und Insolvenzen betroffen sind

Die konjunkturelle Lage ist nicht nur für Betriebe eine Herausforderung – sondern auch für die Unternehmen, die sie versichern. AssCompact hat bei den drei Maklerfavoriten in der gewerblichen Sachversicherung der TRENDS IV Studie nachgefragt, wie sie mit den Entwicklungen umgehen und wie die Konjunktur die Auftragslage beeinflusst.

„Dramatisch schlecht“ – so betitelte Bundesfinanzminister Robert Habeck die Aussichten für die deutsche Wirtschaft für das laufende Jahr. Vergangene Woche hatte die Bundesregierung die Konjunkturprognose für 2024 von 1,3% auf nunmehr nur noch 0,2% Wirtschaftswachstum gesenkt.

Für Versicherer, die in der gewerblichen Sachversicherung tätig sind, ist dies durchaus eine Herausforderung. AssCompact hat bei den drei Maklerfavoriten – Allianz, VHV und AXA – in der gewerblichen Sachversicherung aus der AssCompact Studie TRENDS IV 2023 nachgefragt, wie sie die derzeitige Situation bewerten.

„Das ifo Geschäftsklima als Indikator für die konjunkturelle Entwicklung in Deutschland ist seit Mai vergangenen Jahres gesehen, wenn man von einer kurzen Erholung im Oktober und November absieht, stetig gefallen. Das ist für uns als gewerblicher Sachversicherer eine Situation, die uns selbstverständlich Sorgen bereitet“, sagt Ulrich Stephan, Firmenvorstand der Allianz Versicherungs-AG. Dennoch sei man für das laufende Jahr verhalten optimistisch, schickt Stephan noch hinterher.

Versicherungssumme steigt mit höherer Inflation

Die außergewöhnlich hohe Inflation und die sich daraus ergebende herausfordernde wirtschaftliche Situation habe „selbstverständlich“ Auswirkungen auf Gewerbekunden und auch ihren Versicherungsschutz, schreibt die AXA. „Steigen die Preise, steigt unter Umständen auch der Wert von Sachinhalten oder Gebäuden. Daher ist es unerlässlich, den Versicherungsschutz in der gewerblichen Sachversicherung jährlich den Bedingungen anzupassen.“

Die Anpassung erfolgt aufgrund der Indexwerte des Statistischen Bundesamtes (Destatis), basierend auf dem Gesamtindex der gewerblichen Erzeugerpreise. Steigt der Index, werden auch die Versicherungssummen erhöht, wenn der Index sinkt, wird die Versicherungssumme entsprechend der Verträge reduziert. „Nicht immer passt das aber genau zur betrieblichen Realität“, so die AXA weiter. Deshalb ist eine Anpassung auch auf individueller Basis möglich. Laut dem Unternehmen nutzt ein Großteil der Firmenkunden der AXA das Instrument der Summenanpassung, um im Schadenfall gut abgesichert zu sein und sich vor Unterversicherung zu schützen.

Bei der VHV wird eine solche Anpassung beispielsweise nicht nur in wirtschaftlich herausfordernden Jahren, sondern auch nach jedem Schaden gemacht.

Versicherer rechnen mit deutlich höheren Insolvenzen

Für die Versicherer selbst hat die Konjunktur Einfluss auf die Auftragslage. „Die Wirtschaftslage beeinflusst uns als Sachversicherer insofern, als dass ein Anstieg von Neugründungen oder Insolvenzen unsere Kundenbasis verändert“, sagt die Allianz.

Für das laufende Jahr gehen die befragten Versicherer von einem deutlichen Anstieg der Insolvenzen aus. Das deckt sich mit aktuellen Zahlen von Destatis. Laut vorläufigen Zahlen sind die beantragten Regelinsolvenzen im Januar 2024 um 26,2% gegenüber dem Vorjahresmonat gestiegen – seit Juni 2023 sind damit durchgängig zweistellige Zuwachsraten im Vorjahresvergleich zu beobachten. „Treiber hierfür sind die bekannten externen Faktoren“, kommentiert die VHV. Als Beispiele nennt sie steigende Energiekosten, höhere Zinsen und allgemein auch Preissteigerungen.

Bedürfnisse der Unternehmen sind grundsätzlich unverändert

Die Frage, ob sich die Bedürfnisse in der Gewerbeversicherung angesichts der schwierigen wirtschaftlichen Lage verändert haben, verneinen die befragten Versicherer. „Die Bedürfnisse unserer Kundinnen und Kunden nach Absicherung ihrer individuellen Risiken sehen wir im großen Kontext der gesamtwirtschaftlichen Lage unverändert“, so Allianz-Firmenvorstand Ulrich Stephan. (js)

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