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13. Februar 2023
Wie junge Leute zu Versicherungen stehen
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Wie junge Leute zu Versicherungen stehen

Der Kundenmonitor Assekuranz 2022 von Sirius Campus und Aeiforia untersucht, welche Einstellungen vor allem junge Menschen zu Versicherungen haben. Auch Frauen und Familien bilden Zielgruppen, für die Vermittler und Versicherer einiges tun können. Der Wunsch nach Beratung ist insgesamt groß.

Der Schwerpunktbericht „Zielgruppenkonzepte“ des Kundenmonitors Assekuranz 2022 hat untersucht, welche Einstellungen „Entscheider und Mitentscheider“ in Versicherungsangelegenheiten zu Versicherungen sowie zur Akzeptanz einzelner zielgruppenspezifischer Produkt- und Zusatzleistungen haben. Befragt wurden im September und Oktober 2022 rund 2.000 Menschen zwischen 18 und 69 Jahren. Die Untersuchung wurde von der Sirius Campus GmbH in Kooperation mit der Aeiforia GmbH erstellt.

Junge Leute offen für verschiedene Beratungsangebote

Wenn Versicherer junge Kunden möglichst früh für sich gewinnen können, sind diese oft über mehrere Jahrzehnte bei ihnen Kunden. Wer jung ist, ist außerdem noch keineswegs von Vornherein auf Online-Abschlüsse festgelegt, so Sirius Campus. Eine gute individuelle und zielgruppengerechte Beratung für junge Menschen, die noch offen für viele verschiedene Vertriebs- und Betreuungswege sind, sollte daher sehr wichtig sein.

Wunsch nach regelmäßiger Beratung hoch

Der Wunsch nach regelmäßiger Beratung hat sich sogar im Vergleich zur Zeit vor Corona 2019 signifikant erhöht, so ein Ergebnis der aktuellen Studie. 56% der 18– bis 30-Jährigen sehen dies nun als wichtig an. Vorher lag der Anteil bei 40%. In der Gesamtgruppe der 18– bis 69-Jährigen klettert die Relevanz der Beratung von 50% (2019) auf 58% (2022).

Online-Beratung durch einen Vermittler erwünscht – besonders bei jungen Menschen

Was die Online-Beratung durch einen Vermittler – etwa in Form eines Videocalls – angeht, so ist auch hier der Wunsch danach gestiegen. Im Gesamtmarkt stellt Sirius Campus hier eine Steigerung von 32% (2019) auf 46% (2022) fest. 18- bis 30-Jährige wünschen sich sogar mit 71% eine Online-Beratung durch ihren Vermittler.

Wie finden junge Kunden ihren Vermittler?

51% aller bis 25-jährigen Befragten sind auf ihren aktuellen Versicherungsvermittler durch Empfehlungen aus dem persönlichen Umfeld gestoßen. Viele halten sich bis zu diesem Alter wohl an das Vorbild ihrer Eltern. Rund ein Viertel (27%) hat seinen Vermittler via Internet gefunden.

Jüngere haben mehr Vertrauen in Versicherer

Eine weitere Erkenntnis: Mit zunehmendem Alter ändert sich das Vertrauen in Versicherungsgesellschaften. Während es bei Befragten bis zum Alter von 25 Jahren hoch ist und etwa jeder Zweite der Aussage zustimmt, dass man Versicherungsgesellschaften im Großen und Ganzen vertrauen kann, sind unter den 26- bis 30-Jährigen 39% bzw. den 31- bis 35-Jährigen 42% dieser Meinung. Sirius Campus führt die Wahrnehmungsänderung auch darauf zurück, dass zwischen 26 und 35 Jahren vielfach erste konkretere Erfahrungen mit Versicherungsgesellschaften gesammelt werden. Anlässe für die Beschäftigung mit Versicherungsgesellschaften seien dann nicht mehr vorwiegend der Umzug oder Auszug von den Eltern oder der Berufseinstieg, sondern auch der Bau oder Kauf einer Immobilie, der Wechsel eines Arbeitgebers oder die Geburt eines Kindes. Mit den konkreten Erfahrungen wachse bei einigen jungen Leuten tendenziell auch die Skepsis über Versicherungsgesellschaften.

Selbstwirksamkeit bei junger Generation seit Corona angeschlagen

Für das Verhalten junger Leute sind laut Sirius Campus die psychologischen Faktoren „Zukunftswahrnehmung“, „Selbstwirksamkeit“ und „Kontrollüberzeugung“ besonders relevant. Nun hatte die Corona-Krise starken Einfluss auf die junge Generation, besonders ihre Selbstwirksamkeit, also die Erwartung, Handlungen aufgrund eigener Kompetenz selbst erfolgreich ausführen zu können, so Sirius Campus. 79% der jungen Befragten und 70% bis 25 Jahre glauben derzeit, die meisten Probleme aus eigener Kraft gut meistern zu können. Vor der Pandemie waren es noch 87% der jungen Leute, die diese Angabe machten. Trotz aller Herausforderungen blicken aber 70% weiterhin positiv in die Zukunft.

Wann ist Kündigung einer Versicherung für junge Generation kein Tabubruch mehr?

„Die Einschätzung der eigenen Kompetenz und die persönliche Zukunftswahrnehmung beeinflussen das Verhalten in Krisenzeiten und werden gleichzeitig durch Krisen geprägt“, sagt Martin Gattung, Gründer und Geschäftsführer der Aeiforia GmbH. „Das Wissen um diese Wechselwirkung macht es leichter, Kündigungs-, Einspar- und Vorsorgebereitschaft als Folge einer Krise zu verstehen.“ So gehen Gattung zufolge ein Rückgang an Optimismus und positiver Selbstwirksamkeit bei jungen Leuten damit einher, dass die Kündigung einer Versicherung in der Regel keinen Tabubruch für diese Zielgruppe darstellt.

Zielgruppenspezifische Beratung für Frauen gewünscht

Auch eine weitere Zielgruppe, nämlich 59% der weiblichen Entscheider und Mitentscheider in Versicherungsangelegenheiten, wünscht sich der Studie nach eine speziell auf die Anforderungen von Frauen abgestimmte Versicherungsberatung. Dies gilt beispielsweise beim Thema „Altersvorsorge“. Vor drei Jahren lag dieser Wert bei 47%. Eine Standardberatung, die spezifische Anforderungen weiblicher Biografien nicht berücksichtigt, kritisieren vor allem die 31- bis 55-jährigen Frauen und wollen weg davon.

Kinder absichern hat sehr hohen Stellenwert

Und auch die Absicherung der eigenen Familie wird von vielen als äußerst wichtig angesehen. Dies betrifft eine weitere Zielgruppe: Familien mit mindestens einem Kind unter 18 Jahren. Mehr als 85% der Väter und Mütter sagen demnach, dass ihnen die Absicherung der Familie im Ganzen sowie der Kinder im Besonderen wichtig sei. Die Absicherung der Kinder ist den Eltern der Studie zufolge sogar noch etwas wichtiger als die der Familie insgesamt. 29% der Väter würden z. B. für einen günstigen Einschluss von Kindern in die Unfallversicherung, auch einen höheren Beitrag bezahlen.

Zielgruppe Familie noch wenig im Fokus

„Junge Familien stehen noch immer zu wenig im Fokus der Assekuranz“, so Christoph Müller, Untersuchungsleiter und Mitbegründer der Sirius Campus GmbH. „Dabei ist der Wunsch nach Absicherung in den Familien hoch und die bislang fehlende Auseinandersetzung mit dem Thema eröffnet der Assekuranz viele Ansatzpunkte. Spezielle kostengünstige Familienversicherungspakete, die den Basisbedarf einer Familie absichern, stoßen vielfach auf hohe Akzeptanz bei Müttern und Vätern.“ (lg)

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