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1. September 2025
Wie KI die Bestandsumdeckung vereinfacht
Wie KI die Bestandsumdeckung vereinfacht

Wie KI die Bestandsumdeckung vereinfacht

Mit KI-gestützten Systemen lassen sich Prozesse effizienter gestalten. Davon profitieren Versicherer, aber neue KI-Anwendungen können auch Vermittlerunternehmen bei Prozessen wie dem Maklerüber­nahmegeschäft unterstützen und den Aufwand für die Umdeckung von Versicherungspolicen reduzieren.

Ein Artikel von Michael Süß, Managing Partner der ConVista Consulting AG

Künstliche Intelligenz (KI) bietet für die Versicherungsbranche deutliche Wertschöpfungspotenziale. Insbesondere die KI-Disziplin des Natural Language Processing (NLP) ermöglicht bei der Verarbeitung von Dokumenten und Formularen Effizienzsteigerungen. Da moderne Sprachmodelle wie Large Language Models (LLMs) mittlerweile in der Lage sind, menschliche Sprache in beeindruckender Weise zu verarbeiten, und an die Versicherungsbranche angepasst werden können, sind diese Systeme nun auch für sprachlich komplexe Aufgaben geeignet. So kann KI zum Beispiel Dokumente auf inhaltlicher Ebene vergleichen sowie eigenständig Muster und Inhalte in Daten erkennen, um Fachkräfte bei traditionell manuellen, zeitaufwendigen, repetitiven und fehleranfälligen Aufgaben zu unterstützen.

Bisherige KI-Anwendungsfälle in der Praxis

Zu Anwendungsfällen, die sich bereits heute in der Praxis bewährt haben, gehören unter anderem die semantische Datenanalyse, etwa von Versicherungsbedingungen für Wettbewerbsvergleiche, die Analyse von Dokumenten, beispielsweise für die Vorbereitung von Migrationen, sowie die automatisierte Extraktion von Werten aus Formularen und Dokumenten, was insbesondere bei der Bestandsumdeckung für deutlich mehr Effizienz sorgt. Im Folgenden wird konkreter beleuchtet, wie KI bei der Bestandsumdeckung Prozesse vereinfachen und beschleunigen kann.

Vereinfachung der Prozesse in der Bestandsumdeckung

Bestandsumdeckungen sind traditionell aufwendige, komplexe und zeitintensive Prozesse, da in der Regel eine heterogene Datengrundlage die effiziente Übertragung von Versicherungspolicen verhindert. In weitgehend gesättigten Märkten ist die Umdeckung von Versicherungsbeständen jedoch eine Chance für Versicherer, Makler und Assekuradeure, neues Wachstum zu generieren und Bestandsabrieb entgegenzuwirken.

Darüber hinaus verändert sich der Maklermarkt aktuell stark. Mehr als ein Drittel der Versicherungsvermittler sind über 55 Jahre alt, so eine Strukturanalyse des Bundesverbands Deutscher Versicherungskaufleute e. V. (BVK). Da viele Versicherungsmakler altersbedingt ihren Ruhestand planen und einen Nachfolger oder Käufer für ihr Unternehmen suchen, befindet sich der Versicherungsvertrieb in einem Generationenwechsel. Schätzungsweise rund 40% der gesamten Versicherungsbestände und Betriebe werden in den kommenden Jahren altersbedingt übergeben.

Hinzu kommt, dass sich aufgrund steigender regulatorischer und organisatorischer Anforderungen immer mehr Makler sich Pools und Verbünden anschließen. Ein weiterer Trend sind große Konsolidierer, die insbesondere mittelständige Gewerbe und Industriemakler aufkaufen und zu neuen Einheiten formen. Ebenso benötigen Versicherer für unternehmensinterne Bestandsübertragungen, beispielsweise im Rahmen von Migrationen, effizientere Lösungen.

Hoher Bedarf an technologischer Unterstützung

Der Bedarf an neuen Technologien, um bisherige Prozesse zu vereinfachen, ist deshalb groß. Denn bei der Bestandsumdeckung besteht in der Regel das Problem, dass die über Jahre aufgebauten Privatkundenbestände häufig in verschiedenen Datenformaten wie zum Beispiel PDF, XLSX, GDV oder BiPRO oder sogar nur in Papierform vorliegen, oft veraltet sowie über viele verschiedene Versicherer und Tarifgenerationen diversifiziert sind. Daher verfügen diese Verträge über kein aktuelles Bedingungswerk sowie zeitgemäße Leistungsmerkmale und entsprechen häufig nicht mehr der Lebens- und Risikosituation des Kunden. Daraus ergeben sich zum einen Haftungsrisiken für Makler, andererseits sind dies auch ungenutzte Umsatzpotenziale für Cross- und Upselling.

KI-gestützte Bestandsübertragung für mehr Effizienz

Da bei der Bestandsübertragung traditionell manuell all diese Datensätze digitalisiert, vereinheitlicht sowie in Bezug auf Semantik und Geschäftslogik in das Zieldatenmodell des Bestandsführungssystems migriert sowie fehlende Daten ergänzt werden müssen, ist dieser Prozess aufgrund der heterogenen Datenlage fehleranfällig und bindet enorm viele Ressourcen. Mittlerweile können neue KI-Lösungen diese zeitaufwendigen Vorgänge jedoch mithilfe von Automatisierung unterstützen.

Mit speziell entwickelten KI-gestützten Softwareanwendungen wie dem Portfoliotransfer der ConVista können aufkaufende Versicherer, Assekuradeure oder Makler(pools) die Datenerfassung sowie die Bestandsanalyse automatisieren und Vertragsdaten in wenigen Schritten in die Bestandsführungssoftware übertragen.

Deutlich verkürzte Bearbeitungszeit durch automatisierte Datenextraktion

In der Praxis durchläuft die künstliche Intelligenz alle Dokumente und ist fähig, die notwendigen Daten aus den Policen auszulesen und automatisch in die Zieldatenbank zu importieren. Mussten Informationen wie Versicherer, Tarifvariante, Stand des Bedingungswerks, Versicherungsscheinnummer, Kundenkontaktdaten, Vertragsinhalte, Versicherungssumme und viele weitere Daten zuvor händisch übertragen werden, was auch aufgrund der fehlenden Standardisierung von Policen zeitaufwendig ist, geschieht dies nun automatisiert. Der Mensch hat in diesem Fall nur noch eine Kontrollfunktion, wodurch deutlich Aufwand eingespart und die Umdeckung von Beständen vereinfacht wird.

Nach der automatisieren Datenauslesung und Kontrolle durch die Fachkraft können im nächsten Schritt die Daten im Angebotswesen weiterverarbeitet werden. Da die Investitionssumme für KI-gestützte Software zudem überschaubar ist, eignen sich diese neuen KI-Technologien für Maklerunternehmen, Assekuradeure und Versicherungen jeder Größe. Da beispielsweise eine solche KI-basierte Lösung keine Anbindung an externe KI-Modelle benötigt, werden die (Kunden-)Daten auch nicht weitergereicht und der Datenschutz bleibt gewahrt.

Fazit: Wettbewerbsvorteil durch KI-basierte Automatisierung

Traditionell komplexe und fehleranfällige Prozesse wie die Umdeckung von Versicherungsbeständen, die bisher mit manuellem Aufwand verbunden waren, können durch die Unterstützung von künstlicher Intelligenz unter menschlicher Aufsicht vereinfacht und somit deutlich effizienter gestaltet werden. Hierdurch kann KI sowohl großen Versicherern als auch kleinen und mittleren Maklerunternehmen einen Wettbewerbsvorteil verschaffen, insbesondere vor dem Hintergrund des anstehenden Generationswechsels im deutschen Versicherungsgeschäft. Dabei fungiert KI als Co-Pilot und ist somit auch ein Mittel, um dem Fachkräfte­mangel entgegenzuwirken.

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Ein Artikel von
Michael Süß