Jahrelang haben Versicherungsmakler an ihren Websites mithilfe von Suchmaschinenoptimierung (SEO) für Google gefeilt. Doch die Spielregeln ändern sich. ChatGPT, Claude, Perplexity und Co. verändern zunehmend nicht nur das Suchverhalten der Kunden, sondern auch, wie Sichtbarkeit entsteht und wer künftig als Versicherungsexperte wahrgenommen wird. In der Fachwelt setzt sich hierfür aktuell der Begriff GEO durch: Generative Engine Optimization.
Was ist GEO und warum ist es relevant?
GEO steht für die Optimierung von Inhalten für KI-gestützte Suchsysteme. Wenn ein potenzieller Kunde fragt: „Welche Absicherung brauche ich als Selbstständiger?“, erscheint keine klassische Trefferliste mehr, sondern eine direkte Empfehlung. Entweder taucht der Name eines Versicherungsmaklers in dieser Antwort auf oder eben nicht.
Der entscheidende Unterschied: Google lieferte Links. KI-Systeme liefern Antworten.
Die unsichtbare Revolution im Suchverhalten
Millionen Menschen nutzen bereits täglich KI für ihre Recherchen. Die KI generiert daraus Antworten, oft ohne dass der Nutzer eine Website besuchen muss. Dieses sogenannte Zero-Click-Verhalten verändert die Spielregeln der Sichtbarkeit. Entscheidend ist nicht mehr, wer auf Seite eins steht, sondern wer von der KI überhaupt in eine Antwort einbezogen wird. Die Sichtbarkeit verlagert sich von der Suchergebnisseite in die Trainingsdaten, Echtzeitsuchen und Quellenauswahl der KI-Systeme. Wer heute also nicht versteht, wie KI-Modelle Informationen verarbeiten, welche Quellen sie priorisieren und wie sie Antworten strukturieren, verliert den Anschluss an eine wachsende Nutzergruppe.
Das Entscheidungsverhalten der Kunden verläuft dabei nicht linear, sondern im Dialog. Sie stellen Folgefragen, verfeinern ihre Eingaben und nutzen die KI als Gesprächspartner, der ihre Bedürfnisse versteht. KI-Systeme werden also zunehmend zu Begleitern, die den gesamten Entscheidungsprozess für den passenden Versicherungsschutz unterstützen. Der Makler, das Produkt oder die Dienstleistung, die in keiner Antwort während dieses Dialogs mit der KI erscheinen, finden in der Wahrnehmung dieser Nutzer schlicht nicht statt.
Dass ChatGPT und ähnliche Systeme immer weniger als Suchmaschine, sondern immer mehr als Gesprächspartner wahrgenommen werden, verändert auch die Art der Suchanfragen. Eine klassische Suchanfrage wie „Was ist die beste private Krankenversicherung?“ wird zunehmend durch dialogorientierte Fragen ersetzt, etwa: „Welchen Versicherungsmakler empfiehlst du mir?“
Warum klassisches SEO nicht mehr ausreicht
KI-Systeme bewerten Inhalte nach anderen Kriterien als traditionelle Suchmaschinen. Ein Makler kann heute die perfekte SEO-Strategie verfolgen und trotzdem in der KI-Suche unsichtbar bleiben. Oder umgekehrt: durch die richtige GEO-Strategie auch bei klassischen Suchmaschinen profitieren.
Gerade im Versicherungsbereich wird es brisant. Menschen suchen nach unabhängiger Beratung und nach Orientierung in komplexen Themen. KI-Assistenten werden zu Vertrauensinstanzen für erste Einschätzungen und empfehlen dann diejenigen Experten, die in ihren Datenquellen als kompetent erkannt werden. Wer hier nicht präsent ist, verliert nicht nur Sichtbarkeit. Er verliert Glaubwürdigkeit. Denn Abwesenheit wird zunehmend als mangelnde Expertise interpretiert.
Die Herausforderung der Transformation
Die Umstellung von SEO auf GEO ist eine strategische Neuausrichtung. Sie betrifft die gesamte Online-Präsenz eines Maklers, von der Art der Inhalte bis zur Frage, welche Signale als vertrauenswürdig gelten. Diese Fragen erfordern spezialisiertes Know-how.
Welche Quellen werten KI-Systeme aus? Wie erkennen sie Kompetenz? Welche Rolle spielt Aktualität? Dazu kommt, dass sich die Landschaft rasant verändert. Was heute funktioniert, kann morgen schon überholt sein.
Der frühe Vogel fängt den Wurm
GEO ist keine Zukunftsvision. GEO ist da. Doch die große Welle kommt erst noch. Viele Unternehmen haben die Transformation bisher nicht auf dem Schirm. Und das ist eine Chance. Denn wer jetzt handelt, positioniert sich, bevor der Markt sich sortiert. Und dann geht es nicht mehr um Vorsprung, sondern nur noch darum, überhaupt mitzuhalten.
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