AssCompact suche
Home
Management & Wissen
13. August 2020
Wie nachhaltig wandelt sich die Assekuranz infolge der Corona-Krise?

Wie nachhaltig wandelt sich die Assekuranz infolge der Corona-Krise?

Angesichts der Covid-19-Pandemie mussten die Versicherer ihren Geschäftsbetrieb unter neuen Rahmenbedingungen fortführen. Inwieweit die Corona-Krise Organisation und Struktur der Assekuranz nachhaltig verändert und welche Auswirkungen etwa für das Neugeschäft erwartet werden, beleuchtet eine Studie.

Die Covid-19-Pandemie hat auch die Versicherungsbranche weitestgehend unvorbereitet getroffen. Wie in vielen anderen Branchen wurden Mitarbeiter ins Home-Office geschickt und daran gearbeitet, den Geschäftsbetrieb trotz Lockdown aufrechtzuerhalten. Wie eine aktuelle Studie der Versicherungsforen Leipzig zeigt, konnten die Gesellschaften ihren Betrieb weitestgehend problemlos an die neuen Umstände anpassen. Und wie vielfach bereits thematisiert, wird die Corona-Krise für die Branche zum Digitalisierungsmotor. Die Studie hat auch untersucht, welche Chancen und Herausforderungen auf die Assekuranz im Allgemeinen und die einzelnen Unternehmensbereiche im Speziellen zukommen. Inwieweit Corona die Organisation und Struktur der Versicherer nachhaltig verändert, war eine weitere zentrale Frage an Experten aus der Assekuranz.

Mehr Flexibilität dank Home-Office ...

Krisenzeiten sind Zeiten der Veränderung, in denen sich auch neue Chancen ergeben. Die Corona-Krise hat die Tore für neue Normen in der Arbeitswelt geöffnet. Infolge der Pandemie wurden ganze Belegschaften ins Home-Office geschickt – vor der Pandemie kein Standard bei den meisten Versicherern. Laut Studie gelang der Übergang zum Arbeiten im heimischen Büro bei 88% der Befragten reibungslos. Das Home-Office kommt sogar so gut an, dass ein Großteil hofft, die neu gewonnene Flexibilität auch nach der Krise erhalten zu können, so die Studienautoren.

 

Wie nachhaltig wandelt sich die Assekuranz infolge der Corona-Krise?

 

... doch das Arbeiten von zu Hause ist nicht nur eitel Sonnenschein

Fast 90% der Befragten wünschen sich nach den Beschränkungen durch COVID-19 weiterhin eine flexible Wahl des Arbeitsortes. Doch bis sich Home-Office langfristig und erfolgreich etabliert, gilt es noch f einige Hürden zu überwinden. 60,3% der Beschäftigten hatten mit der neuen Form der Zusammenarbeit „zu kämpfen“. Herausfordernd war vor allem der fachliche und informelle Austausch. Weitere Schwierigkeiten stellten Führungsthemen dar infolge der Führung aus der Ferne.

Für rund ein Drittel der Befragten stellten sich mit dem Home-Office auch technische Herausforderungen, was etwa die Internetgeschwindigkeit angeht oder Möglichkeiten, Dokumente zu Hause auszudrucken. Auch private Mehrbelastung im heimischen Büro wurde als Herausforderung genannt.

Um mobiles Arbeiten auch nachhaltig in der Versicherungsbranche zu etablieren, gilt es künftig, durch geeignete Kommunikationsstrukturen neue Rahmenbedingungen zu schaffen, die entstandenen Herausforderungen zu verringern und es zu ermöglichen, verstärkt von den Vorteilen der flexiblen Zusammenarbeit zu profitieren.

 

Wie nachhaltig wandelt sich die Assekuranz infolge der Corona-Krise?

 

Corona als Treiber der Digitalisierung

Aufgrund des „Anpassungszwangs“ infolge der Corona-Krise erfolgte ein Digitalisierungsschub in der Versicherungsbranche, der auch nach der Krise noch spürbar sein wird. Die Befragten stellten fest, dass die digitale Kontaktaufnahme sowohl durch die Kunden als auch durch die Vermittler deutlich zugenommen hat. Auch in anderen Bereichen wie dem Schadenmanagement wurden vermehrt digitale Kontaktmöglichkeiten (E-Mail, Chat oder Webformulare) genutzt, um einen Schaden zu melden. Die Kontaktbeschränkungen haben augenscheinlich dem digitalen Kundenkontakt einen Schub verliehen. Künftig dürften die Ansprüche der Kunden an digitale Kontaktmöglichkeiten wohl weiter steigen.

Rückgang des Neugeschäfts, weniger Schadenfälle in der Kfz-Versicherung

Die Corona-Krise setzt den Versicherern finanziell zu. So verzeichneten die Experten einen deutlichen Rückgang des Neugeschäfts. Zugleich wirkt sich die Krise auch auf den Schadenbereich aus, wenn auch ganz unterschiedlich je nach Sparte. Während in der Kfz-Versicherung die Kontakt- und Reisebeschränkungen zu einem Rückgang der Schäden geführt haben, haben die Fälle in der Rechtsschutzversicherung hingegen zugenommen. Hier zeigt die Auswertung der Umfrage einen Anstieg im arbeits- und vertragsrechtlichen Kontext, vor allem im Bereich Reiserecht.

Betriebsunterbrechungsversicherung: Steigende Nachfrage erwartet

Während Produktentwicklung und Schadenmanagement sowie Kundenservice und die Betriebsorganisation nach Ansicht der Befragten im Allgemeinen langfristig profitieren können, wirkt sich die Krise vor allem auf die Bereiche Kapitalanlage und Vertrieb negativ aus. Hier war laut Studie ein deutlicher Rückgang des Neugeschäfts zu beobachten. Im Produktbereich reagierte die Branche kurzfristig mit punktuellen Anpassungen ihrer Produkte und Services auf die Krise, indem beispielsweise Zahlungsmodalitäten flexibler gestaltet oder spezielle Tarif-Upgrades für systemrelevante Berufe angeboten wurden. Langfristig werden der Umfrage zufolge keine nennenswerten Veränderungen in der Produktlandschaft erwartet. Doch aller Diskussionen und Kritik zum Trotz rechnen die befragten Mitarbeiter bei Versicherern mit einer steigenden Nachfrage nach Betriebsunterbrechungsversicherungen. (tk)

Bild: © Monster Ztudio – stock.adobe.com