Wer heute eine Immobilie kauft, denkt nicht nur an Lage oder Grundriss, sondern auch ans Heizen. Hintergrund ist die neue EU-Gebäuderichtlinie, die seit Mai 2024 in Kraft ist. Sie verpflichtet alle Mitgliedsstaaten, den durchschnittlichen Primärenergieverbrauch von Wohngebäuden bis 2030 um 16% und bis 2035 um 20 bis 22% zu senken. In Deutschland gelten die Vorgaben über das Gebäudeenergiegesetz, mit spürbaren Folgen für Wohnungsbesitzer.
In welchen Regionen der Anteil energieeffizienter Wohnungen besonders hoch oder besonders niedrig ist und welchen Preisaufschlag Verkäufer gegenüber Immobilien mit schlechteren Energieeffizienzklassen verlangen, das untersucht der Postbank Wohnatlas 2025. Das Hamburgische Weltwirtschaftinstitut (HWWI) hat dazu bundesweit alle Angebote von Eigentumswohnungen im Bestand und Neubau untersucht, bei denen eine Energieeffizienzklasse angegeben war.
Welche Regionen sind am energieeffizientesten?
Im Durchschnitt aller 400 Landkreise und kreisfreien Städte Deutschlands ist die Energieeffizienz von 31% der angebotenen Eigentumswohnung sehr gut bis durchschnittlich eingestuft (Klassen A+, A, B, C und D). Am höchsten ist der Anteil in den sieben größten Metropolen, den „Big 7“, mit durchschnittlich 32,3%, am niedrigsten in den kreisfreien Mittelstädten mit 29,7%.
In 39 Regionen, überwiegend in Ostdeutschland und Südbayern, liegt der Anteil bei mindestens 40%. Den höchsten Wert verzeichnet der brandenburgische Landkreis Oberhavel mit 49%, gefolgt von der Stadt Jena in Thüringen und dem bayerischen Landkreis Rottal-Inn mit jeweils 47,9%. Die weiteren Plätze belegen die Landkreise Heidenheim (47,3%), Barnim (46,8%), Oställgau (46,7%) und Landsberg am Lech (46,2%).
In 21 Regionen liegt der Anteil der Wohnungen mit Energieklasse D oder besser dagegen unter 20%. Am niedrigsten ist er im brandenburgischen Landkreis Prignitz mit 13,6%. Knapp darüber liegen die Landkreise Holzminden (Niedersachsen) mit 14,6% und Rhein-Hunsrück-Kreis (Rheinland-Pfalz) mit 14,7%. Ebenfalls unter den Schlusslichtern sind die brandenburgischen Landkreise Uckermark (15,6%) und Elbe-Elster (16,1%).
Ostdeutsche Großstädte ganz vorne
Unter den deutschen Großstädten mit mehr als 100.000 Einwohnern führen zwei ostdeutsche Städte das Ranking an. In Jena erreichen 47,9% der angebotenen Eigentumswohnungen die Energieeffizienzklasse D oder besser, in Cottbus sind 43,7%. Auch Chemnitz (40,1%) und Erfurt (39,7%) gehören zur Spitzengruppe und belegen die Plätze 7 und 8 im Städtevergleich.
Höherer Aufpreis in Hamburg
Bei den Big 7 liegt der Durchschnittspreis der Angebote mit sehr guter bis durchschnittlicher Energieeffizienz bei 6.748 Euro pro Quadratmeter. Wohnungen der Effizienzklassen E bis H sind im Durchschnitt 1.782 Euro pro Quadratmeter günstiger.
In Hamburg ist der Aufschlag laut Wohnatlas am höchsten. Dort liegt der Durchschnittspreis für Wohnungen mit Effizienzklasse D oder besser bei 7.409 Euro pro Quadratmeter. Das sind 2.545 Euro mehr als bei Angeboten der Klassen E bis H. Es folgt München mit einem Aufpreis von 2.256 Euro und dicht darauf Frankfurt am Main mit einem Aufpreis von 2.237 Euro. Die geringste Differenz weist Stuttgart mit 1.023 Euro auf.
Preisvorteil im Landkreis Greiz
Auch abseits der Metropolen kann Energieeffizienz jedoch kostspielig werden. Unter den untersuchten Landkreisen und kreisfreien Städten gibt es 29 Regionen, in denen die durchschnittlichen Preisaufschläge für Angebote der Klassen D und besser bei mindestens 1.500 Euro pro Quadratmeter liegen. An erster Stelle steht der Landkreis Miesbach in Bayern. Dort verlangen Verkäufer im Schnitt einen Aufpreis von 3.112 Euro pro Quadratmeter. Auch viele Ferienregionen fallen in diese Kategorie. Dazu gehört neben Miesbach auch der bayerische Landkreis Garmisch-Partenkirchen mit einem Aufschlag von 2.291 Euro pro Quadratmeter. Unter den Top 10 befinden sich auch die Landkreise Cuxhaven (2.199 Euro), Schleswig-Flensburg (2.187 Euro) und Vorpommern-Rügen (2.172 Euro) an der Nord- und Ostseeküste.
In 62 Regionen beträgt der durchschnittliche Preisaufschlag dagegen weniger als 500 Euro pro Quadratmeter. Im Landkreis Greiz in Thüringen sind Angebote mit den Energieeffizienzklassen D oder besser sogar günstiger. Ihr Durchschnittspreis liegt um 172 Euro pro Quadratmeter unter dem für Angebote der Klassen E bis H. Es folgen zwei weitere Regionen in Thüringen. Im Landkreis Gotha liegt der Aufschlag im Schnitt bei 22 Euro und im Kreis Altenburger Land bei 32 Euro. Ostdeutschland ist insgesamt achtmal unter den Top 10 mit den niedrigsten Preisaufschlägen vertreten. (mki)
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