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28. Januar 2021
Wohngebäudesparte leidet unter Kostentreiber Leitungswasserschäden

Wohngebäudesparte leidet unter Kostentreiber Leitungswasserschäden

Es sind nicht die spektakulären Wetterereignisse, die die Wohngebäudesparte unter Druck setzen, sondern Leitungswasserschäden. In der Hausratversicherung gilt es vor allem, den Lebenstrends zu folgen. Der Assekuradeur Konzept & Marketing hat auf die neuen Anforderungen bereits reagiert, sagt Dr. Marco Felten, Bereichsverantwortlicher Produktmanagement der Konzept & Marketing GmbH.

Herr Dr. Felten, der Immobilienboom scheint in Corona-Zeiten nicht abzureißen. Welche Auswirkungen hat dies auf die Wohngebäude- und Hausratsparte?

Die Preisentwicklung von Immobilien spielt durchaus eine Rolle bei der Produktentwicklung. In städtischen Ballungsgebieten und vor allem in beliebten Stadtvierteln steigen die Preise immer weiter an. Das liegt unter anderem am anhaltenden Trend der Urbanisierung bei zugleich viel zu knappem Wohnraum. Kombiniert mit vermutlich noch auf längere Zeit niedrig bleibenden Kreditzinsen und fehlenden alternativen Anlagemöglichkeiten erzeugt das eine hohe Nachfrage. Im ländlichen Bereich könnte sich allerdings ein gegenläufiger Effekt einstellen.

Die Wohngebäudeversicherung gerät unter Druck. Der Grund sind Überalterung und auch Wetter­extreme. Wie erleben Sie die Schadenentwicklung?

Spektakuläre Naturereignisse bleiben den Menschen durch die Berichterstattung über tragische Schicksale der Betroffenen natürlich besser im Gedächtnis. Leitungswasserschäden erregen dagegen deutlich weniger Aufmerksamkeit. So entsteht leicht der Eindruck, dass sie in der Bilanz der Versicherer keine große Rolle spielen. Doch genau das Gegenteil ist der Fall. Leitungswasserschäden sind schon lange der größte Kostentreiber in der Wohngebäudeversicherung. 2019 waren es nach GDV-Informationen erstmals über 3 Mrd. Euro, die zur Behebung von Leitungswasserschäden erstattet wurden. Um das einmal ins Verhältnis zu setzen: Wir reden hier von mehr als der Hälfte der gesamten Leistungsausgaben aller deutschen Wohngebäudeversicherer.

Das bedeutet, die Preise werden weiter steigen?

Damit Versicherungen ihren Zweck – Menschen zu helfen – erfüllen können, ist es notwendig die Beiträge bedarfsgerecht anzupassen. An diesem Punkt ist die Schaden-Kosten-Quote entscheidend. Hier bewerten wir jedes Jahr neu, wie sich die Beiträge entwickeln. Im Bereich der Wohngebäudeversicherung war in den vergangenen Jahren aufgrund hoher Ausgaben eine Anpassung der Beiträge unumgänglich. Die erwähnten Rekordausgaben für Leitungswasserschäden lassen in diesem Zusammenhang auf einen erheblichen Sanierungsstau in deutschen Wohngebäuden schließen. Ebenfalls durch die von Jahr zu Jahr steigenden Preise für Handwerker und Materialien sind wir vermutlich noch ein ganzes Stück von einer Trendwende entfernt.

Was ist mit den Bedingungen?

Den Großteil der Schäden machen die klassischen Gefahren aus: Feuer, Leitungswasser und Sturm. Daran wird sich auch in Zukunft wenig ändern. Hier benötigt der Kunde einen umfangreichen Schutz, den wir als Produktentwickler ständig aktuell halten. Grundsätzlich können wir uns aber darauf einstellen, dass Tarife deutlich modularer werden. Der Trend geht deutlich zu individuellen Versicherungslösungen. Das gilt auch für die Wohngebäudeversicherung, aber ganz besonders für den Hausratschutz. Schließlich passt sich der Hausrat des Kunden viel schneller aktuellen Trends und technologischen Entwicklungen an als ein Gebäude. Die Möglichkeiten, seinen Versicherungsschutz um Module wie zum Beispiel Smart Home und Cyber zu erweitern, werden immer relevanter.

Kann denn auch schon über Prävention an der Preisschraube gedreht werden?

Ganz sicher. Wenn wir wollen, dass Versicherungen zugleich leistungsfähig und bezahlbar bleiben, ist eine Kostensenkung notwendig. Um das zu erreichen, müssen mehr Kunden präventive Maßnahmen zur Schadenverhinderung ergreifen. Unsere Aufgabe ist es, die Anschaffung von Frühwarnsystemen wie zum Beispiel zur Messung von Druckabfall in Wasserleitungen oder Einbruchmeldeanlagen sowie die Durchführung präventiver Maßnahmen wie beispielsweise Leckortungen attraktiver zu gestalten. Dafür können Kooperationen mit den Herstellern sowie Rabatte auf den Versicherungsbeitrag eine Möglichkeit sein. Aktuell entwickeln wir selbst einen neuen Wohngebäudeschutz und prüfen entsprechende Optionen.

Die Hausratversicherung entwickelt sich dagegen stabil. Oder sehen Sie das anders?

Die große Herausforderung in der Hausratversicherung liegt eher darin, den Anschluss an den sich rasant verändernden Lebensstil nicht zu verlieren. Neue Trends bringen auch immer neue Gefahren mit sich. Smart Home und Cyber sind dafür nur zwei Beispiele. Deshalb ist Flexibilität in der Hausratversicherung das A und O. Der Kunde wünscht sich einen Schutz, der sich seinem Absicherungsbedarf anpasst. Hier haben wir uns mit der neuen K&M Hausratversicherung allsafe home 2.0 gut aufgestellt. Vier Tariflinien und bis zu neun optionale Bausteine sind für Makler ein hervorragendes Werkzeug zur individuellen Absicherung ihrer Kunden.

Hier waren zuletzt eher E-Bikes oder auch Drohnen ein Thema. Ist das nur Beiwerk?

Die Säulen bleiben auch beim Hausrat der Schutz gegen Feuer, Leitungswasser, Sturm – wenn es Hausrat auf der Terrasse oder im Garten gibt – und Einbruchdiebstahl. Alles Weitere ist individuell zu betrachten. Das fängt schon beim Schutz gegen Fahrraddiebstahl an. Deshalb haben wir diesen Schutz auch aus der Grunddeckung ausgegliedert. Und trotzdem sind Kunden dank unserer Vorsorgedeckung mit der Anschaffung eines Fahrrads abgesichert.

E-Bikes sind kein Trend mehr, sondern ein wichtiger Teil unseres gesellschaftlichen Wandels hin zu mehr Elektromobilität. Sie sind fester Bestandteil städtischer Entwicklungskonzepte und eine tolle Möglichkeit, um Mobilität auch im Alter zu gewährleisten. Die Entwicklungen während der Corona-Pandemie begünstigen den Erfolg von E-Bikes, wenn Menschen Alternativen zum öffent­lichen Nahverkehr suchen. Drohnen werden hingegen bis auf Weiteres eher eine Nische bleiben.

Sie haben eine Kombi für Wohngebäude und Hausrat entwickelt. Bedeutet das, vom Kunden her zu denken?

Es ist zumindest ein erster und wichtiger Schritt, auch wenn wir hier noch lange nicht am Ende der Kundenorientierung angekommen sind. Wichtig ist, dass diese die oberste Maxime bei der Produktgestaltung sein muss. Den Kunden interessiert es nicht, ob sein Risiko in der Hausrat- oder der Wohngebäudeversicherung versichert ist. Für ihn zählt seine Lebenswelt – sein Zuhause. Und das möchte er mit allem, was dazu gehört, absichern. Diese Möglichkeit bietet unser Kombiprodukt allsafe casa. Im Schadenfall gibt es keinerlei Abgrenzungsproblematiken, und vor allem gibt es nur einen Regulierungsvorgang über einen Ver­sicherer mit einem Ansprechpartner.

Welche Nachteile hat die Kombi?

Sollte eine der Absicherungen nicht länger notwendig sein, lässt sich der Versicherungsschutz ganz einfach in Einzelverträge für Hausrat und Wohngebäude aufteilen. Der nicht länger benötigte Schutz kann dann regulär gekündigt werden. Für den Kunden hat diese Kombination keine Nachteile. Allerdings ist es nicht ungewöhnlich, dass aufgrund dieses Alleinstellungsmerkmals am Markt etwas mehr Erklärungsbedarf zu diesem umfänglichen Schutz besteht. Deshalb bieten wir unseren Partnern hier eine umfangreiche Auswahl moderner Kundenunterlagen und Marketingmaterialien an.

Wie ist bei Ihnen denn zuletzt das Geschäft gelaufen?

Die Versicherungswirtschaft ist mit Blick auf die Pandemie und ihre wirtschaftlichen Auswirkungen bis jetzt glimpflich davon­gekommen. Wir haben auch 2020 erneut mit einem Bestandswachstum abschließen können. Das haben wir vor allem unseren Mitarbeitern zu verdanken, die sich in Rekordzeit auf das Arbeiten im Home-Office umgestellt haben. Natürlich tragen auch unsere Vertriebspartner einen großen Anteil an diesem Erfolg.

Gibt es Neues in der Zusammen­arbeit mit Maklern?

Die ständige Optimierung unseres Serviceangebots für Versicherungsmakler ist die Grundlage unseres Erfolges. Nicht umsonst haben wir uns selbst den Titel „Der Maklerpartner“ auf die Fahnen geschrieben, um uns jederzeit an unser Bestreben zu erinnern, unseren Partnern den bestmöglichen Service zu bieten. Und natürlich freuen wir uns, dass unsere Bemühungen mit dem 1. Platz unter den Schaden- und Unfallversicherern im Rahmen des AssCompact AWARDs Maklerservice 2020 honoriert wurden. Ganz besonders stolz sind wir auf die Bestnote in der Kategorie „Beste digitale Unterstützung/Prozesse/Tools“. Mit dem Bestreben, unsere Partner auf dem Weg der Digitalisierung optimal zu begleiten, haben wir eine fortlaufend erfolgreiche Zusammenarbeit im Jahr der Pandemie gewährleistet.

Dieses Interview lesen Sie auch in AssCompact 01/2021, Seite 40 f., und in unserem ePaper.

Bild: © Jürgen Fälchle – stock.adobe.com

 
Ein Artikel von
Dr. Marco Felten