Wie schwer ist es denn momentan für ein Unternehmen, Deckungskapazität von einem Versicherer aus einer Hand zu bekommen?
SE Das hängt von der Unternehmensgröße ab. Die meisten Versicherer stellen nur noch eine Deckungskapazität von 5 Mio. Euro zur Verfügung. Diese Deckung reicht für Umsatzgrößen ab 30 oder 40 Mio. nicht aus. Für uns Makler wird es dann mühsam, größere Deckungsstrecken zu besorgen. In einem Fall haben wir in einem Versicherungsprogramm 16 Versicherer. Das ist administrativ ein großer Aufwand und treibt natürlich die Kosten.
AFE Ja, ab etwa 25 Mio. Euro Umsatz wird es schwierig mit Antragsmodellen oder schlanker Bearbeitung. Dann muss ich als Makler auf die Fragebögen der Versicherer oder auf die Möglichkeit eines Audits zusammen mit einem Versicherer umschwenken.
Wie gelingt in solchen Fällen eine Vereinheitlichung der Risikobewertung?
AFE Die Vereinheitlichung ist mühsamer geworden. Verwendet man Fragebögen, kommt man schnell auf deutlich über hundert Fragen – plus Zusatzfragen von jedem Versicherer. Den größten gemeinsamen Nenner zwischen den Anbietern ermitteln wir bei NW ProRisk durch Automatisierung. Aber dann muss man in einem solchen Programm verhandeln: Welcher Versicherer folgt wem?
Wie entwickelt sich wiederum die Nachfrage nach Cyberversicherungen?
SE Seit zwei Jahren steigt die Nachfrage massiv an. Aber auch davor hatten wir bereits eine starke Wachstumskurve.
AFE Das ist auch meine Erfahrung: Die Nachfrage steigt stetig. Der Punkt für Makler ist vielmehr: Wie viele meiner Beratungen bekomme ich auch in die Bücher? Denn das zählt am Ende des Tages. Durch die verschärften Zeichnungsvoraussetzungen der Versicherer ist der Abschluss einer Police ein Stück weit unsicherer geworden. Zieht das Unternehmen bzw. der Geschäftsführer das wirklich bis zum Schluss durch? Der Abschlussprozess einer Cyberversicherung hat sich im Vergleich zu früher durch die Erfüllung der Hausaufgaben spürbar verlängert.
SE Was aber meiner Meinung nach nicht bedeutet, dass sich der Prozess zwischen Anbahnung und Abschluss zeitlich verlängert hat. Früher haben die Unternehmer viel länger überlegt, ob sie eine Cyberpolice überhaupt benötigen. Heute ist das vielen sofort klar. Als Makler müssen wir deutlich weniger Aufklärungsarbeit leisten. Dafür hat sich die Phase der Informationssammlung zur Zeichnung der Police allerdings erheblich verlängert.
Seite 1 Worauf Makler beim Cyberrisikoschutz aktuell achten müssen
Seite 2 Beruht die aktuelle Sanierungswelle bei den Versicherern auf einem daraus resultierenden Lerneffekt?
Seite 3 Wie schwer ist es denn momentan für ein Unternehmen, Deckungskapazität von einem Versicherer aus einer Hand zu bekommen?
Seite 4 Gibt es Unternehmen, die sich auch gegen eine Cyberversicherung entscheiden?
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