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10. Juli 2021
Work-Life-Balance der Deutschen unter den besten in Europa

Work-Life-Balance der Deutschen unter den besten in Europa

Die Anforderungen im Job gut meistern und gleichzeitig genügend Zeit für Familie, Freunde und Freizeit haben: In welchen Ländern klappt dieses Gleichgewicht am besten, wo dagegen sind die Bürger am meisten gestresst? Hier die Ergebnisse einer aktuellen Umfrage in verschiedenen EU-Staaten.

Welche europäischen Länder scheinen die Formel für Work-Life-Balance gut gelöst? Und wie misst man überhaupt ein solches Konzept? Antworten dazu liefert eine aktuelle Umfrage von Eurofound, die in verschiedenen EU-Staaten im Februar und März 2021 durchgeführt wurde. Darin wurden die Teilnehmenden gefragt, wie oft sie in den letzten zwei Wochen berufliche Aufgaben in ihrer Freizeit erfüllt haben, sich wegen des Jobs zu müde gefühlt haben, um Dinge im Haushalt zu erledigen, sich durch ihre Arbeit davon abgehalten fühlten, Zeit mit der Familie zu verbringen oder über ihren Job außerhalb der Arbeitszeit nachgedacht haben.

Moneytransfers.com ermittelte den Prozentsatz der Personen, die diese Fragen mit „immer“ oder „meistens“ beantworteten, um zwölf Ländern einen „Stress-Score“ zu geben als Zeichen einer schlechten Work-Life-Balance.

Gestresste Griechen

Im beliebten Reiseziel und Land der Götter und Mythen Griechenland fühlen sich die Berufstätigen offenbar alles andere als entspannt: Laut Umfrage erhielt Griechenland die höchste Stressbewertung (130,1) mit dem höchsten Prozentsatz von Menschen, die das Gefühl hatten, ihre Hausarbeit wegen der Arbeit vernachlässigt zu haben, und wegen des Jobs ihre Familie nicht so oft zu sehen wie gewünscht (32,2%).

Sorgen um den Job treibt Portugiesen um

Die am zweithäufigsten gestressten Bürger finden sich in Portugal. Hier machten sich der Umfrage zufolge die Menschen am meisten Sorgen um ihre Arbeit (38%), und es gleichzeitig eine der höchsten Quoten von Menschen gab, die Teile ihrer Freizeit dem Job opferten (20,2%).

Entspannte Dänen

Am anderen Ende der Skala lag Dänemark mit einem Stress-Gesamtwert von 57. Nur etwa jeder zehnte Däne gab an, in seiner Freizeit zu arbeiten. Lediglich 10,4% meinten, Arbeit bedeute Verzicht auf Familienzeit. In den Niederlanden, dem fast ebenso entspannten Land, gaben noch weniger an, wegen der Arbeit nicht genug Zeit für die Familie zu haben (9,4%).

Deutschland unter Ländern mit der geringsten Belastung

Deutschland landet im Stress-Ranking ebenfalls am unteren Ende und gehört zu den Ländern mit der geringsten Belastung. Einen besseren Stresswert als Deutschland hat neben Dänemark und den Niederlanden nur noch Schweden.

 

Work-Life-Balance der Deutschen unter den besten in Europa

 

Laut Umfrage arbeiteten nur 11,9% der Berufstätigen in Deutschland in ihrer Freizeit, während 19,2% der Meinung waren, dass die Arbeit sie davon abhält, genug Zeit mit der Familie zu verbringen. 28,7% waren der Ansicht, dass die Arbeit sie davon abhält, all ihre notwendigen Hausarbeiten zu erledigen, und 14,7% hatten sich in den letzten zwei Wochen Sorgen um die Arbeit gemacht.

Mehr Stress wegen Überstunden?

Sind die Menschen in einigen Ländern also gestresster, weil sie länger arbeiten? Bei der Eurofound-Umfrage wurden die Menschen auch gefragt, wie viele Wochenstunden sie im letzten Monat durchschnittlich gearbeitet haben. MoneyTransfers.com hat dies mit ihrem Stress-Score verglichen, konnte aber nur eine schwache Korrelation zwischen der wöchentlichen Arbeitszeit und der Work-Life-Balance ermitteln.

Zwar arbeiteten die Niederländer die wenigsten Wochenstunden mit 37,3 und wiesen einen der niedrigsten Stresswerte auf, wohingegen die Spanier mit am meisten arbeiteten mit 42,3 Stunden und auch einen der höchsten Stresswerte hatten, doch bei allen anderen Ländern zeigt sich dieser Zusammenhang nicht. So arbeiten die Menschen in Griechenland als am stärksten gestressten Land mit am wenigsten pro Woche mit 38,6 Stunden. Das am wenigsten gestresste Land Dänemark kam dagegen auf die zweithöchste Wochenstundenzahl, nämlich 42,4 Stunden.

Wie andere Länder blieb Deutschland mit relativ kurzen Arbeitszeiten von 37,3 Stunden und einem niedrigen Stresswert von 74,5 im erwarteten Rahmen.

Fazit: Ausreichend Zeit zu haben bedeutet für jeden etwas anderes

MoneyTransfers.com kommt zu dem Fazit, dass es offensichtlich bei einer guten Work-Life-Balance nicht um die tägliche Arbeitszeit geht. Vielmehr hängt es von der individuelle Sichtweise ab, wie sehr die Menschen das Gefühl haben, von der Arbeit in ihrer Freizeit beeinträchtigt zu werden, müde und gestresst zu sein, und wie viel Zeit sie mit anderen Dingen als der Arbeit verbringen möchten.

So haben familienorientierte Griechen möglicherweise das Gefühl, wegen ihres Jobs nicht genügend Zeit für Familie und Verwandte zu haben, obwohl sie gar nicht so viel Zeit bei der Arbeit verbringen. „Ausreichend“ Zeit bedeutet offenbar für jeden etwas anderes. (tk)

Bild: ©  fotomek – stock.adobe.com