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14. März 2023
Zahl der Baugenehmigungen gesunken, Verbände mahnen
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Zahl der Baugenehmigungen gesunken, Verbände mahnen

2022 wurde in Deutschland der Bau von 354.400 Wohnungen genehmigt. Laut Statistischem Bundesamt sind das 26.300 Wohnungen weniger als im Vorjahr – der niedrigste Stand seit 2018. Der BFW Verband spricht von einer „Katastrophe mit Ansage“, der GdW mahnt die Regierung zum Handeln.

Mit 354.400 genehmigten Wohnungen wurden im Jahr 2022 insgesamt 26.300 Wohnungen weniger genehmigt als im Vorjahr. Dies teilt das Statistische Bundesamt (Destatis) nach vorläufigen Ergebnissen mit. Das sind 6,9% oder 26.300 Wohnungen weniger als im Jahr 2021, als mit 380.700 Baugenehmigungen der höchste Wert seit dem Jahr 1999 erreicht worden war.

Niedriger als im Jahr 2022 war die Zahl der Baugenehmigungen den Statistikern zufolge zuletzt 2018. Die Zahlen umfassen sowohl die Baugenehmigungen für Wohnungen in neuen Gebäuden als auch für neue Wohnungen in bestehenden Gebäuden. Die Zahl der Baugenehmigungen ist ein wichtiger Frühindikator für die zukünftige Bauaktivität, da Baugenehmigungen geplante Bauvorhaben darstellen.

Materialengpässe und hohe Kosten für Baustoffe

Laut Statistischem Bundesamt dürfte zum Rückgang der Bauvorhaben insbesondere der Materialmangel und die hohen Kosten für Baumaterialien gesorgt haben sowie der Fachkräftemangel am Bau und die zunehmend schwierigeren Finanzierungsbedingungen.

Zahl der neu genehmigten Wohnungen seit Sommer rückläufig

Im Jahr 2022 wurden in neu zu errichtenden Wohngebäuden 304.600 Wohnungen genehmigt. Das waren 7,3% Wohnungen weniger als im Vorjahr. Destatis zufolge ist die Zahl der genehmigten Neubauwohnungen vor allem im zweiten Halbjahr 2022 im Vergleich zum Vorjahreszeitraum deutlich gesunken. Wurden im ersten Halbjahr 2022 nur 2,1% weniger Wohnungen genehmigt als in den ersten sechs Monaten des Jahres 2021, so waren es im zweiten Halbjahr 2022 dann 12,6% weniger als in der zweiten Jahreshälfte 2021.

Vor allem weniger Ein- und Zweifamilienhäuser genehmigt

Besonders stark verringert hat sich 2022 die Zahl der Baugenehmigungen für Einfamilienhäuser. Demnach bewilligten die Baubehörden 78.100 neue Einfamilienhäuser und somit 16,8% weniger als im Jahr 2021. Bei dieser Entwicklung ist allerdings auch der Basiseffekt durch das Auslaufen des Baukindergeldes im März 2021 zu berücksichtigen. Diese Fördermaßnahme trug dazu bei, dass im ersten Quartal 2022 insgesamt 26,2% weniger Einfamilienhäuser genehmigt wurden als im ersten Quartal 2021.

Wie die Statistiker weiter mitteilen, wurden im zweiten bis vierten Quartal 2022 fast 13% weniger Einfamilienhäuser genehmigt als im Vorjahreszeitraum. Die Zahl der genehmigten Neubauwohnungen in Zweifamilienhäusern war 2022 ebenfalls überdurchschnittlich stark rückläufig: In Zweifamilienhäusern wurden im Jahr 2022 fast 14% weniger Wohnungen genehmigt als im Vorjahr.

BFW: „Katastrophe mit Ansage“

Der BFW Bundesverband Freier Immobilien- und Wohnungsunternehmen spricht im Hinblick auf die Zahlen von einer „Katastrophe mit Ansage“, die hätte vermieden werden können. „Die Lage am Wohnungsmarkt gerät leider immer weiter ins Rutschen und sie wird sich mit den angekündigten Maßnahmen der Bundesregierung weiter beschleunigen. Jetzt wird der Markt, der ohnehin darniederliegt, nochmals abgewürgt mit weiteren Verschärfungen, die die GEG-Novelle vorsieht. Das ist kurzsichtig und fahrlässig zugleich“, betont BFW-Präsident Dirk Salewski.

GdW mahnt Regierung zum Handeln

„Die einbrechenden Neubauzahlen bedeuten leider, dass bezahlbares Wohnen in Deutschland auf absehbare Zeit Mangelware bleiben wird. Wenn nur etwas über 350.000 Wohnungen genehmigt werden, sind wir von dem Ziel von 400.000 neuen Wohnungen jährlich weit entfernt“, erklärt Axel Gedaschko, Präsident des Spitzenverbandes der Wohnungswirtschaft GdW.

Gründe für den Absturz seien die historisch schlechten Baubedingungen: Material- und Fachkräftemangel, Preisexplosionen, Zinsanstieg und das staatlich verursachte Förderchaos, das seit Anfang 2022 herrscht. Bauwillige hätten keinerlei Planungssicherheit mehr, wie sie die massiv steigenden Kosten auch infolge stark steigender Gebäudeanforderungen stemmen sollen. Neubauvorhaben würden deshalb reihenweise eingestellt.

Der GdW Bundesverband deutscher Wohnungs- und Immobilienunternehmen ruft die Bundesregierung auf, zu handeln und bezahlbaren Wohnungsbau angemessen zu fördern. Laut GdW helfe in der aktuellen Krisensituation von extremen Kostensteigerungen kurzfristig nur eine auskömmliche und verlässliche finanzielle Unterstützung, um bezahlbaren Wohnungsbau zu ermöglichen. Zusätzlich müssten innovative Technologien wie das serielle und modulare Bauen stärker unterstützt werden. (tk)

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