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7. März 2023
Zahlen zu Frauen, Finanzen und Führungskräften

Zahlen zu Frauen, Finanzen und Führungskräften

Der Equal Pay Day und der Weltfrauentag geben auch alljährlich Anlass, die finanzielle und berufliche Situation von Frauen auf den Prüfstand zu stellen. Es werden diverse „Gaps“ und der Frauenanteil in Führungspositionen aufgezeigt. Auch Work-Life-Balance hängt mit dem Themenkomplex zusammen.

Frauen arbeiten häufiger in Teilzeit, nehmen häufiger und längere Auszeiten für Care-Arbeit und haben seltener Führungspositionen inne. All das trägt zum Gender Pay Gap bei. Aber auch die Ursache des Gender Pension Gaps wird laut Statistischem Bundesamt (Destatis) darin gesehen.

Gender Pension Gap: 29,9%

Das geschlechtsspezifische Gefälle bei den Alterseinkünften liegt laut Destatis aktuell bei 29,9%. Knapp ein Drittel niedriger als die von Männern waren die Alterseinkünfte von Frauen durchschnittlich. Der Erhebung zu Einkommen und Lebensbedingungen (EU-SILC) 2021 zufolge hatten Frauen über 65 Jahre in Deutschland Alterseinkünfte in Höhe von 17.814 Euro brutto im Jahr. Männer dieser Altersgruppe bezogen 25.407 Euro brutto. Mit Alterseinkünften sind Alters- und Hinterbliebenenrenten und -pensionen sowie Renten aus individueller privater Vorsorge gemeint.

Eine repräsentative Umfrage von Fidelity International, die vom Markt- und Meinungsforschungsinstitut Kantar durchgeführt wurde, hat außerdem gezeigt, dass Frauen bei der Frage nach ihrem jährlichen Wunscheinkommen im Ruhestand einen deutlich niedrigeren Wert als Männer wählen. Als durchschnittliches Wunscheinkommen pro Jahr geben Männer 35.320 Euro an. Frauen hätten gerne 30.230 Euro. Allerdings rechnet nur jede vierte Frau (26%) damit, im Ruhestand ihr gewünschtes Einkommen tatsächlich zu erreichen, so das Umfrageergebnis. Zudem legen Frauen laut Fidelity nicht so viel fürs Alter zur Seite wie Männer. Warum sparen sie nicht mehr für die Rentenzeit? Als Grund nennen 42% der Frauen, dass ihnen das Geld fehle. Auch die Lebenserwartung wird oft nicht in die Rentenplanung einbezogen. Diese stelle Fidelity zufolge bei Frauen aufgrund ihrer längeren Lebensdauer jedoch eine entscheidende Größe dar. Der Umfrage nach denken viele nicht an die Kosten für eine eventuelle Langzeitpflege. Dies betrifft beide Geschlechter. Rund jede zehnte befragte Person berechnet diese in seine benötigten finanziellen Mittel für den Ruhestand mit ein.

„Es liegt nun an der Politik und der Finanzbranche, Lösungen aufzuzeigen, wie Frauen ihre gewünschte Rente erreichen können. Neben einer besseren finanziellen Allgemeinbildung in Deutschland benötigen wir auch konkrete Verpflichtungen, die Lohnlücke zwischen Männern und Frauen zu schließen“, sagt Tina Kern, Head of Personal Investing & Advisory Operations bei Fidelity International in Deutschland.

Gender Gap Arbeitsmarkt: 39%

Anlässlich des Equal Pay Days teilt Destatis mit, dass die „Gender Gap Arbeitsmarkt“ im Jahr 2022 39% betrug. Sie setzt sich aus drei Größen zusammen, die in die Berechnung des Indikators einfließen: Bruttostundenverdienste, bezahlte Arbeitsstunden und Erwerbstätigenquoten. Neben der Verdienstlücke pro Stunde zeigt der „Gender Gap Arbeitsmarkt“ somit Unterschiede in der bezahlten monatlichen Arbeitszeit (Gender Hours Gap) und in der Erwerbsbeteiligung von Frauen und Männern (Gender Employment Gap) auf.

Frauenanteil unter Führungskräften: 29%

Ein weiterer, oft genannter Indikator ist der Anteil von Frauen unter Führungskräften. Auch dazu hat Destatis Zahlen parat: Im Jahr 2021 lag er in Deutschland bei 29%. Im Vergleich dazu beträgt der Frauenanteil unter allen Erwerbstätigen 47%. Destatis zufolge unterscheide sich der Anteil der weiblichen Führungskräfte je nach Branche deutlich. Im Bereich Erziehung und Unterricht beispielsweise beträgt er 67%, im Gesundheits- und Sozialwesen 61%, während im Bereich Unternehmensdienstleistungen lediglich 26% der Frauen Führungspositionen besetzen. Zu Führungspositionen zählt Destatis laut eigenen Angaben Vorstände und Geschäftsführerinnen oder Geschäftsführer kleiner Unternehmen, die Bereichsleitung großer Unternehmen sowie Führungskräfte in Handel, Produktion, Dienstleistung oder im Verwaltungsdienst.

KfW-Research hat auf Basis des repräsentativen KfW-Mittelstandspanels 2022 im Vorfeld des Internationalen Frauentags eine aktuelle Sonderauswertung veröffentlicht und teilt in dem Zusammenhang mit, dass es in Deutschland noch nie so viele kleine und mittlere Unternehmen mit einer Frau an der Spitze wie zurzeit gegeben habe. Von den rund 3,8 Millionen mittelständischen Betrieben werde jeder Fünfte (19,7%) von einer Chefin geführt. In Großunternehmen sieht es etwas anders aus: Der Anteil beträgt demnach 16,2% in den Vorständen der 101 größeren Unternehmen, die unter die Regelungen des zweiten Führungspositionengesetzes fallen.

Finanzielle Unabhängigkeit und Work-Life-Balance

Eine aktuelle Postbank Umfrage hat gezeigt, dass Frauen immer mehr Wert auf finanzielle Unabhängigkeit und berufliche Anerkennung legen. Zugleich bezeichnen sich aktuell auch 61% der Frauen als finanziell unabhängig. „Der Wandel der Rollenbilder zeigt sich gerade in der jüngeren Frauengeneration“, so Angela Stein, Abteilungsleiterin Vertriebsanalysen und Impulse bei der Postbank. Ein eigenes Einkommen und damit finanzielle Unabhängigkeit seien für viele mittlerweile ein hohes Gut. Viele kümmern sich zu Hause zusätzlich um Kinder oder pflegen Angehörige. Care-Arbeit wird üblicherweise nicht bezahlt und geht deshalb auch nur in geringerem Umfang mit Ansprüchen auf Sozial- und Rentenleistungen einher. Deshalb, heißt es von der Postbank, wäre es wichtig, dass künftig mehr Frauen in Vollzeit arbeiten können.

„Gleichzeitig legen immer mehr jüngere Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer Wert auf eine ausgewogene Work-Life-Balance“, sagt Stein. Als Zukunftsmodell nennt sie daher, dass beide Partner um die 30 Stunden pro Woche arbeiten und die Care-Arbeit untereinander aufteilen. Voraussetzung für so ein Modell sei allerdings, dass Kinderbetreuung und Pflegeangebote für Senioren flächendeckend sichergestellt sind. Auch Unternehmen müssten umdenken, beispielsweise sollten Mitarbeitende beider Geschlechter trotz reduzierter Arbeitszeit keine Nachteile für ihre Karriere befürchten müssen. (lg)

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