Das heißt: Sowohl der Versicherer als auch die Ausschließlichkeitsagenturen erkannten gemeinsam die Vorteile eines solchen Wechsels?
Da bin ich mir heute sicher und die Branche schaut nach unserer Wahrnehmung auch ganz genau, was wir da tun und ob das ein Weg ist, den andere Unternehmen auch gehen könnten.
IGAL e. V. hat eine entscheidende Mittlerrolle beim Umwandlungsprozess inne. Welche Rolle spielte die IGAL bei der Umsetzung?
Die IGAL genoss als Interessengemeinschaft der ALH-Vermittler schon immer ein hohes Vertrauen auf beiden Seiten und konnte diesen Prozess nicht nur anstoßen, sondern auch weitgehend gestalten. So kam zum Beispiel der Anstoß, die vfm Gruppe als Partner ins Projekt zu nehmen, vor allem von uns. Wir holten uns kompetente Berater ins Boot, für die dieser völlig neue Weg auch hochinteressant war, und stellten die richtigen Fragen.
Heute sind wir das Netzwerk für Vermittler mit Interesse an einer innovativen gesellschaftsübergreifenden Agenturlösung oder kurz: IGAL. Wir bilden die kollegiale Heimat für selbstbewusste, gute Vertriebler.
Wer ist heute in der IGAL organisiert und welche Ziele verfolgt die Vereinigung aktuell?
Der IGAL e. V. bündelt heute rund 150 Agenturunternehmen mit rund 500 Mitarbeitern. Die meisten stammen aus der alten AO-Welt. Wir haben aber auch schon neue Agenturen gewinnen können. Neben dem notwendigen Generationenwechsel sehen wir unsere Aufgabe darin, auch andere Kolleginnen und Kollegen zu begeistern, in Freundschaft mit unseren Premiumpartnern zu arbeiten und gleichzeitig den Markt umfangreich anbieten zu können.
Könnten Sie noch detaillierter erläutern, wie es ein Vermittlernetzwerk wie IGAL seinen Mitgliedern ermöglicht, auch Kundengruppen zu erreichen, die zuvor nicht zugänglich waren?
Durch unsere Kooperation mit der vfm Gruppe können wir Produkte von allen gängigen Versicherern anbieten oder bestehende Verträge in unsere Betreuung nehmen. Dabei ist es jedem weitgehend selbst überlassen, ob dies über unseren Dienstleister vfm-service oder bei größerem Volumen mit Direktanbindung an einen Versicherer geschieht. So stehen Lösungen für Kundengruppen zur Verfügung, für die die ALH bisher als ausschließlicher Partner in Teilbereichen nicht das passende Produkt anbot.
Die Erfahrung zeigt nun, dass durch unsere Rundum-Betreuung in diesen Kundengruppen wiederum auch die Top-Produkte von ALH und Itzehoer platziert werden können.
Warum hat der IGAL e. V. zusätzlich noch die IGAL Service GmbH gegründet?
Wie in den meisten Hausvereinen organisierte die IGAL alle Aufgaben ehrenamtlich. Aufseiten der Gesellschaften und bei unseren Dienstleistern stehen dagegen qualifizierte bezahlte Strukturen. Wir mussten uns hier professionalisieren. Die GmbH entlastet den IGAL-Vorstand, indem sie z. B. unsere Veranstaltungen und Treffen organisiert. Sie bietet Weiterbildung und Beratungen an und ist unsere Schnittstelle für die Anbindung neuer Agenturen. Wir können so bei unseren Partnern das Gewicht unserer Zusammenarbeit deutlicher darstellen. Mit meinem Vorgänger und heutigen Ehrenpräsidenten, Detlef Schimansky, als Geschäftsführer und engagierten Mitarbeiterinnen haben wir uns hervorragend aufgestellt.
Sie haben betont, dass der Übergang von der Ausschließlichkeit zur Mehrfachagentur in Zusammenarbeit mit dem Versicherer eine Win-win-Situation darstellt. Inwiefern kann die Erfolgsgeschichte der IGAL als Blaupause für andere Versicherer und ihre Vermittlerinnen und Vermittler dienen?
Das kommt ganz auf den Mut der Verantwortlichen an. Wie erwähnt wissen wir, dass wir von vielen Gesellschaften und kollegialen Vereinigungen intensiv beobachtet werden. Über den Bundesverband Deutscher Versicherungskaufleute (BVK) und den Arbeitskreis Vertretervereinigungen der Deutschen Assekuranz (AVV) stehen wir auch mit einigen in regem Kontakt. Nicht überall passen aber die Voraussetzungen. Denn ein solcher Weg geht definitiv nicht im Streit zwischen Gesellschaften und Vermittlern, sondern nur in fairer Partnerschaft. Die Steine und Bedenken müssen gemeinsam aus dem Weg geräumt werden.
Liegt die Zukunft des Vertriebs also eher bei den Mehrfachagenten als bei den AO-lern?
Ja, alleine schon die breitere Marktaufstellung spricht klar für den Mehrfachagenten.
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Seite 1 Zukunft der AO: „Breitere Marktaufstellung spricht für Mehrfachagenten“
Seite 2 Das heißt: Sowohl der Versicherer als auch die Ausschließlichkeitsagenturen erkannten gemeinsam die Vorteile eines solchen Wechsels?
Stephan Buck - Anmelden, um Kommentare verfassen zu können