Wo bewegt sich der europäische Markt für Fusionen und Übernahmen (M&A) im dritten Quartal 2025 hin? Im letzten Bericht hatte MarshBerry vorsichtig optimistisch in die nähere Zukunft geschaut. Im zweiten Quartal 2025 wurde dem M&A-Markt jedoch auch noch ein Status zwischen Zurückhaltung und Handlungsbereitschaft quittiert. Im ersten Quartal lag der Fokus eher auf kleineren Konsolidieren. Also was hat sich im dritten Quartal in Europa und Deutschland getan?
„Spürbare Belebung“ in Europa
MarshBerry zufolge gewannen Fusionen und Übernahmen in Europa nach einem insgesamt eher verhaltenen Jahresauftakt im dritten Quartal deutlich an Dynamik. Das niederländische Analysehaus sieht zudem, dass Käufer und Investoren mit neuer Entschlossenheit agierten. Dies wurde demnach begünstigt von „aufgestauter Nachfrage, freundlichen Aktienmärkten und den Zinssenkungen“. So kam es im dritten Quartal zu einer spürbaren Belebung der Deal-Aktivität. MarshBerry schätzt den Markt daher gut positioniert für ein starkes Schlussquartal und einen positiven Jahresausklang ein.
Risiken bleiben präsent
Doch der neue Bericht „Q3 2025 – M&A Trends – Update zum europäischen Markt für Versicherungsvermittler“ weist u. a. auch darauf hin, dass es in Europa weiterhin makroökonomische Risiken gibt, die das Transaktionsumfeld mittelfristig belasten könnten. „Strukturelle Haushaltsungleichgewichte bleiben eine zentrale Quelle der Unsicherheit. Die europäischen Regierungen stehen vor der Herausforderung, steigende Ausgaben für Verteidigung und Gesundheitswesen innerhalb eines zunehmend angespannten Haushaltsrahmen zu finanzieren. Dieses Spannungsfeld zwischen begrenztem fiskalischen Spielraum und öffentlichem Widerstand gegen Sparmaßnahmen rückt erneut Fragen der Haushaltsdisziplin und Tragfähigkeit der Staatsverschuldung in den Vordergrund“, heißt es in dem Bericht.
Fazit für Europa: Dynamik und Widerstandsfähigkeit
Insgesamt spricht MarshBerry für das dritte Quartal aber von einer spürbaren Verbesserung. Von der Volatilität der ersten Jahreshälfte ist kaum noch etwas zu sehen und Käufer haben ihre Buy-and-Build-Strategien reaktiviert. So kann das Analysehaus den europäischen M&A-Aktivitäten in der Versicherungsvermittlung eine bemerkenswerte Widerstandsfähigkeit bescheinigen. Und im Bericht heißt es: „Der Markt ist gut positioniert, um die wiedergewonnene Dynamik bis zum Jahresende aufrechtzuerhalten und das Momentum in das Jahr 2026 mitzunehmen.“
Das sind die Zahlen für das dritte Quartal
In Zahlen heißt das für das dritte Quartal, also bis zum 30.09.2025: MarshBerry konnte 373 veröffentlichte M&A-Transaktionen zählen, an denen europäische Versicherungsmakler beteiligt waren. Zudem schätzt das Unternehmen die tatsächliche Zahl höher ein, da kleinere Transaktionen oft nicht öffentlich gemacht werden. Zum Vergleich: Zum gleichen Zeitpunkt im Vorjahr hatte es bereits 444 veröffentlichte Transaktionen gegeben, womit das gesamte Transaktionsvolumen trotz der dynamischeren Marktaktivität im dritten Quartal mehr als 15% unter dem Vorjahresniveau liegt. Außerdem: Im zweiten Quartal 2025 wurden 58,1% der Transaktionen in Kontinentaleuropa von Private-Equity-Gesellschaften unterstützt.
In Deutschland blieb der Markt zurückhaltend
Und wie steht es um die Fusionen und Transaktionen in Deutschland? Hierzulande blieb das Momentum der M&A-Aktivität laut MarshBerry auch im dritten Quartal auf einem verhaltenen Niveau. Zwischen Juli und September wurden 13 veröffentlichte Übernahmen identifiziert. Einerseits führt der Bericht dies auf die Sommermonate zurück, andererseits auf zahlreiche kleinere, nicht gemeldete Transaktionen sowie die zeitintensiven internen M&A-Prozesse zweier Konsolidierer.
Explizit beschreibt MarshBerry folgende Vorgänge: Astorg wurde erster PE-Partner bei ATTIKON, das bisher auf Fremdkapital und „Family & Friends“-Finanzierungen gesetzt hatte. Ein Gesellschafterwechsel wurde beim Hanseatic Broking Center (HBC) vollzogen: Auf Preservation Capital folgt nun Bridgepoint als neuer Mehrheitsinvestor. In beiden Fällen rechnet das Analysehaus in Zukunft mit einer steigenden Übernahmedynamik und einer wachsenden Attraktivität mittelgroßer Konsolidierungsplattformen.
„Endspiel“ in der deutschen Maklerpool-Landschaft
Zugleich findet weiterhin das „Endspiel“ in der deutschen Maklerpool-Landschaft statt, wie MarshBerry es nennt. Der nach Bruttoumsatz zweitgrößte Pool blau direkt übernahm den in den 1990er-Jahren gegründeten MAXPOOL aus Hamburg und trieb damit die Marktkonsolidierung weiter voran. Des Weiteren steht noch die Übernahme des Maklerpools WIFO durch die Artemis Bidco, das Beteiligungsvehikel von Oakley Capital, im Raum, die bereits seit Längerem beim Bundeskartellamt angemeldet ist. Diese Transaktionen reihen sich MarshBerry nach in eine Serie vergleichbarer Engagements ein, darunter Warburg Pincus bei blau direkt, Hg Capital bei Fonds Finanz und Ascendia bei PMA.
Laut Bericht wird – getrieben von Netzwerkeffekten, wachsendem IT-Investitionsbedarf, demografischem Wandel und den Vertriebsstrategien der Versicherer – eine weitere Zunahme von Pool-Transaktionen, vor allem bei Unternehmen mit 5 bis 100 Mio. Euro Bruttoumsatz erwartet. Dieses Marktsegment habe seit 2018 schätzungsweise über 7% Marktanteil an die drei größten Pools verloren. Besonders interessant werde die Entwicklung der sechs noch inhabergeführten Pools innerhalb dieser Gruppe zu beobachten sein.
Der gesamte Bericht und weitere Informationen finden sich auf der Website von MarshBerry. (lg)
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