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14. Dezember 2023
„Mitarbeiter-Benefits sind bei uns Chefsache“

„Mitarbeiter-Benefits sind bei uns Chefsache“

Der Wettbewerb um Fachkräfte und Auszubildende erfordert über das reine Gehalt hinausgehende Extras. Betriebliche Benefits wie Gesundheitsleistungen oder Altersvorsorge stellen hierbei ein beliebtes Mittel der Wahl dar. Bernd Helmsauer erzählt, wie die Umsetzung im Unternehmen gelingen kann und welches Benefit für einen nachhaltigen Eindruck unter den Beschäftigten sorgt.

Interview mit Bernd Helmsauer, Vorstand der Helmsauer Gruppe
Herr Helmsauer, Ihr Maklerhaus ist als „Top-Arbeitgeber Mittelstand“ vom Magazin FOCUS und beim Arbeitgebervergleichsportal kununu als „Top Company 2023“ ausgezeichnet. Ist eine gute Arbeitgebermarke Chefsache bei der Helmsauer Gruppe?

Das Thema einer guten Arbeitgebermarke hat in den letzten Jahren massiv an Bedeutung gewonnen. Durch das Internet sind entsprechende Vergleichsmöglichkeiten aufgetaucht, die es früher nicht gegeben hat. Früher hat man als Betrieb von der Mund-Werbung gelebt, aber die Reichweite war vergleichsweise gering.

Für uns hat daher eine gute Arbeitgebermarke hohe Bedeutung, das Thema ist Chefsache und direkt unter dem Vorstand angesiedelt. Das bedeutet zugleich, dass die Führungspersonen bei uns aufgerufen und gefordert sind, das entsprechende Sozialverhalten zu zeigen und das Bild eines guten Arbeitgebers zu vermitteln. Denn am Ende ist meiner Wahrnehmung nach die Arbeitsplatzzufriedenheit das zentrale Bindungsmerkmal – und nicht, wie oft behauptet, nur das Gehalt.

Wie sind Benefits in der Unternehmenskultur der Helmsauer Gruppe verankert?

Wir sind der Auffassung, dass, wenn man als Versicherungsmakler die Kundinnen und Kunden über Benefits berät, man das Thema auch selbst anpacken sollte. Das wirkt authentisch. Und Authentizität ist ein sehr wichtiges Merkmal, wenn es um Vertrauen oder Werte geht, so wie es in unserem Geschäft der Fall ist.

Daher bietet die Helmsauer Gruppe ein breites Spektrum an Leistungen. Dazu zählt eine rein arbeitgeberfinanzierte betriebliche Altersvorsorge über 200 Euro pro Monat. Darüber hinaus haben wir eine monatliche Berufsunfähigkeitsrente über 1.000 Euro. Jede Mitarbeiterin und jeder Mitarbeiter verfügt außerdem mittels Budgettarif über eine betriebliche Krankenversicherung von jährlich 600 Euro netto. Daneben bieten wir den Beschäftigten noch über Einkaufsportale Rabattmöglichkeiten. Und last, but not least: Die Helmsauer Gruppe kommt im Bereich der Fort- und Weiterbildung für 100% der entstandenen Kosten auf. Das gilt auch für die Absolvierung eines Masterstudiums in Kooperation mit einer Fernhochschule. Das ergibt für die Beschäftigten nochmals einen Extra-Kick.

Im Gegenzug sind wir ein Arbeitgeber, der Wert darauf legt, dass die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter loyal, engagiert und veränderungsbereit sind. Also wir fordern auch etwas. Doch das zahlt sich aus. Wir registrieren nur ein Sechstel der in der Branche üblichen Fluktuationsrate.

Wie läuft bei der Helmsauer Gruppe die Einführung und Umsetzung von Benefits ab?

All diese Benefits, über die wir eben gesprochen haben, sind über die Eigentümerstruktur der Helmsauer Gruppe eingeführt worden. Warum? Bei Benefits nimmt der Arbeitgeber für die Beschäftigten viel Geld in die Hand. Das trifft in der Belegschaft auf eine besondere Wertschätzung. Außerdem bin ich persönlich selbst von den genannten Benefits, insbesondere der betrieblichen Altersvorsorge, überzeugt. Das ist eine seriöse Sache. Und sicher, es gibt manchmal auch Vorschläge aus dem Arbeitnehmerkreis. Aber die beziehen sich dann eher auf individuelle Extras wie ein Jobrad.

Der Arbeitsmarkt ist umkämpft. Fachkräfte und Auszubildende wollen vom Benefit-Angebot überzeugt werden. Wie intensiv wird die Helmsauer Gruppe in den Bewerbungsgesprächen darauf angesprochen?

Sie können davon ausgehen, dass wir gegenwärtig in zwischen 70% und 80% der Bewerbungsgespräche vom Bewerber bzw. der Bewerberin auf das Benefit-Angebot angesprochen werden. Wobei ich ergänzen möchte, dass wir im Internet auch wirklich aggressiv damit werben. Die Menschen fragen das einfach sehr stark nach, denn das reine Gehalt reicht meiner Auffassung heutzutage einfach nicht mehr.

Am stärksten wird übrigens das Thema betriebliche Krankenversicherung nachgefragt, gefolgt von der selbstständigen Berufsunfähigkeitsversicherung, und dann erst die Altersvorsorge. Einkaufspor­tale werden hingegen als weniger relevant angesehen. Deswegen kommt keiner und geht niemand.

Wie wird das Benefit-Angebot der Helmsauer Gruppe von den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern geschätzt? Was kommt denn besonders gut an?

Der stärkste Effekt war überraschenderweise bei der Einführung der betrieblichen Krankenversicherung zu verspüren. Ich habe von einigen Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmern sogar eine E-Mail bekommen, worin sich dafür explizit bedankt wurde. Das liegt meiner Einschätzung nach daran, dass der Arbeitnehmer oder die Arbeitnehmerin durch den Budgettarif kontinuierlich einen Mehrwert erhält. Selbst heute passiert es noch, dass sich ein im Urlaub an einer Erkältung erkrankter Mitarbeiter, der sich daraufhin in den USA mit teuren Medikamenten eindecken musste, bei mir bedankt – denn die Krankenversicherung kommt dafür unkompliziert auf. Zwei Tage später war das Geld auf seinem Konto.

Umgekehrt verhält es sich bei der betrieblichen Altersvorsorge. Wenn wir jemandem bei seiner Einstellung die 200-Euro-Altersvorsorge anbieten, dann wird das zur Kenntnis genommen. Die Wirkung verpufft schnell. Man schaut einmal auf den Lohnzettel und stellt fest: Das funktioniert, und dann wird das schnell vergessen. Die monatliche Beitragszahlung in der Altersvorsorge ist also nett, aber eben Routine. Und das, obwohl es den Arbeitgeber richtig Geld kostet.

Gibt es Unterschiede bei den Bedürfnissen nach Benefits zwischen den Generationen?

Die betriebliche Krankenversicherung wird genauso wie die Berufsunfähigkeitsversicherung von allen Beschäftigten gleichermaßen genutzt. Davon profitiert auch jeder, egal, ob jung, ob alt. In der Altersvorsorge wiederum gibt es Grenzen, wo sie keinen Sinn mehr macht. Wir stellen mittlerweile ja auch Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter ein, die älter als 60 Jahre sind. Dieser Personenkreis erhält von der Helmsauer Gruppe über eine Gehaltserhöhung eine Ansparleistung außerhalb der Lebensversicherung in der Höhe, dass diese Menschen denjenigen in der betrieblichen Altersvorsorge finanziell in etwa gleichgestellt sind.

Welche Benefits gewinnen weiter an Relevanz, gerade in Zeiten eines Arbeitnehmermarktes?

Ich halte die betriebliche Krankenversicherung für essenziell. Ich bin überzeugt, dass dieses Benefit in wenigen Jahren das Standardprodukt sein wird. Auch kleinere Maklerhäuser können dieses Benefit vergleichsweise einfach einführen. Generell betrachtet stelle ich aber fest, dass bei kleineren und mittelgroßen Maklerhäusern im Bereich Benefits noch Defizite bestehen. Da könnte man viel mehr tun.

Das gilt aber auch für die Beratung im Gewerbegeschäft. Die betriebliche Vorsorge wird vonseiten der Versicherungsmaklerinnen und -makler noch zu wenig beraten, wie ich beobachte. Da schlummert viel Geschäftspotenzial.

Und wie geht es hier bei der Helmsauer Gruppe in Sachen Benefits weiter?

Neben den genannten Benefits, die wir unverändert weiterlaufen lassen, planen wir demnächst über unsere neu erworbene Tochtergesellschaft, die DG-Gruppe AG – eine Spezialberatungsgesellschaft für betriebliche Altersvorsorge und betriebliche Krankenversicherung –, die Umwandlung von Gehaltsbestandteilen durch das sogenannte GehaltsExtra-Modell. Dadurch wollen wir über Zusatzprogramme wie Essensgutscheine, das Deutschland-Ticket oder ein Jobrad einen positiven Effekt beim Nettogehalt erzielen. Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer sollen einfach möglichst viel netto von ihrem Bruttogehalt bekommen. Und durch die GehaltsExtra-Variante können die Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer ohne eigene Aufwendungen deutlich höhere Beiträge in die betriebliche Altersvorsorge investieren, ohne einen eigenen Netto-Aufwand leisten zu müssen.

Dieses Interview lesen Sie auch in AssCompact 12/2023 und in unserem ePaper.

Bild: © Bernd Helmsauer, Helmsauer Gruppe bzw. © TenPixels – stock.adobe.com

 
Ein Interview mit
Bernd Helmsauer