„Nachhaltigkeit, Investment, Versicherung stärker verknüpfen“

Interview mit Hermann Schrögenauer, Vorstand der LV 1871, und Alfred Platow, Gründer und Vorstandsvorsitzender der ÖKOWORLD AG

Herr Platow, gleich direkt gefragt: Wer hatte die Idee zur Klimarente und wie kam es zu dem Namen?

Alfred Platow Der Oberbegriff Klima steht nicht nur für Ökologie, sondern auch für Ethik und soziale Aspekte. Genauso wie der Name unserer Gesellschaft ÖKOWORLD nicht nur für ökologisch steht, sondern wir uns unter dieser „Dachmarke“ auch um Ethik und soziale Aspekte kümmern. Ethik, Ökologie und Soziales sind die drei Säulen der Nachhaltigkeit.

Mit dem Namen steigen auch die Erwartungen – das gilt generell. Was ist das Versprechen, das Sie damit geben wollen, Herr Schrögenauer?

Hermann Schrögenauer Unsere Unternehmen einen Werte wie Beständigkeit, Ausdauer, Glaubwürdigkeit und Zielstrebigkeit im Sinne der Geschäftspartner und Kunden. ÖKOWORLD und LV 1871 wollen mit dieser strategischen Partnerschaft die Themen Nachhaltigkeit, Investment und Versicherung noch stärker verknüpfen. Durch diese Kombination können Kunden ihrem Ziel der finanziellen Unabhängigkeit in der Lebensplanung entscheidend näher kommen.

Herr Platow, Sie legen strenge Kriterien bei Ihren Fonds an. Nun gibt es mittlerweile bemerkenswerte Diskussionen um den Begriff und die Bedeutung von Nachhaltigkeit. Reiben Sie sich da manchmal verwundert die Augen?

AP Ja, in der Tat. Die EU hat spätestens mit der Einstufung von Atomkraft als nachhaltig im negativen Sinne das Fass zum Überlaufen gebracht. Zuvor konnten wir uns auch oft nur wundern, was so alles in Nachhaltigkeitsfonds Einzug gehalten hat. Waffen, Öl, Atomkraft, Chlorchemie und andere Sachen, die in einem Nachhaltigkeitsfonds nichts zu suchen haben. Da muss man als Interessentin und Interessent schon sehr genau hinschauen, welche Kriterien der Fonds sich eigentlich zugrunde gelegt hat.

Sie halten aber trotz der Mitbewerber, die unter dem Etikett Nachhaltigkeit eher weichgespült anbieten und verkaufen, an Ihren Leitlinien fest?

AP Für die Rolle rückwärts sind wir nicht zu haben. Anders als verschiedentlich zu hören ist, sind wir der Meinung, dass weder Atomstrom noch Kohle eine Alternative zu russischem Gas sind. Wir sind der Meinung, dass einzig die erneuerbaren Energien und eine gesteigerte Energieeffizienz eine langfristige Lösung bieten.

Ihr Ziel war es immer, auch gute Performance zu erzielen. Wird dies mit Blick auf eine nachhaltige Anlagestrategie heute leichter oder schwerer?

AP Das verwaltete Vermögen des ÖKOWORLD KLIMA beläuft sich derzeit auf rund 730 Mio. Euro. Ende 2018 noch 35 Mio. Euro. Der Volumenzuwachs zeigt deutlich, dass Zug in das Thema gekommen ist. Mit einem Investment in den ÖKOWORLD KLIMA schlugen Anlegerinnen und Anleger in den vergangenen Jahren den breiten Markt. Aber auch bei den erfreulichen Performance-Zahlen stehen wir klar für „Gewinn mit Sinn“ statt für „Gewinn um jeden Preis“. Es ist uns wichtig, dass die Investments positive Wirkungen haben.

Herr Schrögenauer, die Klimarente ist eine fonds-gebundene Rentenpolice. Wie durchgängig ist die Nachhaltigkeit – vom Abschluss bis zum Ablauf?

HS Wir sind ein Versicherungsverein auf Gegenseitigkeit – aus dieser DNA heraus verpflichten wir uns einzig und allein den Interessen unserer Kunden. Und: Wir zählen zu den finanzstärksten und sichersten Lebensversicherern in Deutschland. Nachhaltig zu investieren, ist für unser Haus keine Floskel. Das zeigt die Nachhaltigkeit unseres Geschäftsmodells seit mehr als 150 Jahren.

Auch bisher haben Sie schon eine nachhaltige Fondspalette angeboten. Für wen eignet sich was?

HS Die Klimarente richtet sich an Anleger, die nicht nur ihre persönliche Zukunft, sondern auch die nachfolgender Generationen sichern möchten. Über die nachhaltige Geldanlage mit attraktiver Rendite sichern sie sich fürs Alter ab und investieren gleichzeitig in eine lebenswerte Zukunft. Der Anspruch der ÖKOWORLD und deren Fonds macht die Klimarente zum dunkelgrünen Investment im Sinne von Artikel 9.

Unsere „Strategie Nachhaltigkeit“ berücksichtigt Kriterien nach Artikel 8. Dafür haben wir ein Portfolio aus bis zu fünf Fonds zusammengestellt, die alle die Nachhaltigkeitskriterien des FNG-Siegels erfüllen und zusätzlich in der Vergangenheit ein gutes Rendite-Risiko-Verhältnis vorweisen konnten.

Nachhaltigkeit hat viele Facetten und ist immer auch eine sehr persönliche Entscheidung des Anlegers, insbesondere mit Blick auf die einzelnen Nachhaltigkeitskriterien. Wir möchten unseren Kunden und Geschäftspartnern die Möglichkeit bieten, aus einem breiten Spektrum zu wählen, um den persönlichen Bedarf abzudecken.

Müssen nachhaltige Angebote auch in anderen Bereichen besondere Kriterien erfüllen, zum Beispiel was Kosten oder Provisionen angeht?

HS Wir haben die Strategie Klimarente in unsere MeinPlan Familie eingebettet. Die MeinPlan Familie zeichnet sich bereits seit ihrer Einführung im Jahr 2018 durch sechs unterschiedliche Provisionsmodelle aus. Uns war es immer wichtig, eine passende Lösung für den individuellen Beratungsbedarf zu bieten. Dazu gehört auch mehr Flexibilität, wie sie beispielsweise unsere Cash-to-go-Option bietet.

Immer mehr Menschen hinterfragen Produkte und Dienstleistungen. Aber nicht jeder springt auf den Nachhaltigkeitszug auf. Welche Erfahrungen machen Sie damit? Nische, Trend oder fast Normalität?

AP Immer mehr Anlegerinnen und Anleger setzen mit unserer Fondspalette auf unsere langjährige Erfahrung. Der Trend zu verantwortungsvoller Geldanlage und zukunftsfähigem Investieren hat unsere Kapitalzuflüsse förmlich sprudeln lassen. Wir sind der festen Überzeugung, dass der Megatrend Nachhaltigkeit auch in der Finanzwelt zukünftig eine wichtige Rolle spielt.

In der „Verkaufsstory“ geht es um Glaubwürdigkeit. Kunden wollen ein gutes Produkt, aber auch einen Vermittler, der dieses Thema verkörpert. Das ist nicht immer einfach, denn momentan sind wir höchstens am Anfang einer Transformation. Was können Sie Ihren Vertriebspartnern mit auf den Weg geben?

HS Zum einen geben wir natürlich die Klimarente als überaus glaubwürdiges bzw. hochqualitatives Produkt mit auf den Weg. Zum anderen sollten Geschäftspartner darauf achten, beim Thema Nachhaltigkeit keine Dogmen zu erzeugen. Es gibt nicht die eine Nachhaltigkeit. Das Empfinden bei diesem Thema ist äußerst individuell. Ein gutes fachliches Know-how im Bereich Nachhaltigkeit ist das Wichtigste. Die emotionale Entscheidung sollte der Kunde treffen.

AP Wichtig ist, dass sich ökologisches, soziales und ethisches Handeln auch im Bereich Finanzen und Vorsorge verwirklichen lassen. Die Klimarente setzt auf Zukunftsthemen wie Wasser, Gesundheit, Ernährung, Bildung oder Energieeffizienz. So lassen sich mit der Geldanlage auch globale Prozesse mitgestalten. Zu 100% ausgeschlossen sind dabei Unternehmen, die in folgenden Themenfeldern tätig sind: Atomkraft, Kohle, Erdöl, Chlorchemie, offene Gentechnik und Militär. Ausschlusskriterien sind außerdem Diskriminierung, Kinder- und Zwangsarbeit, Raubbau an natürlichen Ressourcen sowie vermeidbare Tierversuche.

Dieses Interview lesen Sie auch in AssCompact 07/2022, S. 36 f., und in unserem ePaper.

Bild: Hermann Schrögenauer, LV 1871, und Alfred Platow, ÖKOWORLD AG