Dass die Rechtspopulisten bei der Europawahl am Wochenende zu den größten Gewinnern zählten, prallt am deutschen Aktienmarkt weitestgehend ab. Der Leitindex DAX hat am Tag nach der Wahl sogar das alte Rekordhoch von 9.810 Punkten übersprungen. Dem Index fehlen nun keine 150 Punkte mehr bis zur Marke von 10.000 Punkten. Experten sind insgesamt weiter zuversichtlich. „Ein Ende der Aktienhausse in Deutschland ist nicht zu befürchten“, erläutert etwa Kapitalmarktexperte Robert Halver von der Baader Bank in seinem aktuellen Marktkommentar. „Die Finanzhistorie zeigt, dass Aktien erst bei restriktiver Geldpolitik nachgeben. Diese ist aber weder für die US-Notenbank – die Fed zeigt gemäß ihres Protokolls der letzten Fed-Sitzung überhaupt keine Eile für Zinserhöhungen – noch für die Bank of Japan und die EZB zu erwarten.“
Positive konjunkturelle Rahmenbedingungen
Ein Grund für den Höhenflug des DAX ist, dass sich wichtige deutsche Konjunkturdaten wie ifo-Index oder GfK-Konsumklima zum größten Teil positiv entwickeln oder sich zumindest stabil halten. Trotz der Ukraine-Krise hat sich zudem die Lage in Europa, speziell in Südeuropa, in den vergangenen Wochen und Monaten aufgehellt. Die Ratingagentur Standard & Poor’s hat in der vergangenen Woche daher die Bonitätsnoten von Griechenland und Spanien heraufgestuft. Von der Entspannung in Europa profitieren auch die deutschen Großkonzerne, da das EU-Ausland für viele die wichtigste Exportregion ist. Zusätzlichen Rückenwind verleiht den Aktienmärkten die unverändert expansive Geldpolitik der großen Notenbanken, wodurch die Renditen sicherer Investments wie Bundesanleihen oder Bankguthaben unter Druck geraten sind und bei Investoren jede Menge Liquidität vorhanden ist.
Unterdurchschnittliche Bewertung
Die Bewertung der DAX-Titel liegt trotz des Rekordstandes nach wie unterhalb des historischen Durchschnitts. Aktuell werden die 30 wichtigsten deutschen Aktien mit einem Gewinnvielfachen (KGV) von 13–14 bewertet. Das durchschnittliche DAX-KGV der vergangenen Jahre lag dagegen bei etwa 15. Während des Rekordhochs im März 2000 betrug es sogar mehr als 34. Zudem ist lediglich der Performance-Index, der neben den Kursentwicklungen auch die Dividendenzahlungen berücksichtigt, auf einem Höchststand. Der Kursindex liegt mit 5.075 Punkten noch deutlich unter dem Rekordhoch aus dem Jahr 2000 von 6.266 Punkten. Damit liegen die Kurse der DAX-Mitglieder im Schnitt noch immer rund 20% unter ihren Rekordständen. (mh)
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