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25. November 2021
Auf Versicherungswirtschaft vertrauen können

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Auf Versicherungswirtschaft vertrauen können

Die Makler kritisieren den harten Markt in der Industrieversicherung und die Kommunikation einiger Versicherer. Trotz Annäherung bleiben Fragen offen und die Befürchtung, dass sich die Versicherungswirtschaft als Sparringspartner der Industrie selbst aus dem Spiel nimmt.

Interview mit Thomas Haukje, Präsident des BDVM e. V. und Geschäftsführender Gesellschafter der Nordwest Assekuranz­makler GmbH & Co. KG
Herr Haukje, Sie betonen immer wieder, dass das Vertrauensverhältnis zwischen Versicherer und Industrie in der harten Sanierungsphase beschädigt worden sei. Verbessert sich das Klima allmählich?

Das kommt ganz auf den Versicherer an. Grundsätzlich ist festzuhalten, dass weiterhin sehr robust agiert wird. Der Sanierungskurs geht bei vielen Risikoträgern unermüdlich weiter. Kunden sind verärgert und verunsichert. Da ist kein ruhigeres Fahrwasser in Sicht. Das Verhalten ist zudem ambivalent, und es gibt eben nicht den einen Trend, dem die Versicherer im Industrie­geschäft über alle Sparten hinweg folgen. Kunden sind also weiterhin überrascht und belastet von den unterschiedlichen Forderungen vieler Versicherer.

Prämiensteigerungen, Limits und Kapazitätsreduzierungen – ist das Ende der Fahnenstange erreicht?

Große Risikoträger hatten für dieses Jahr bessere und rechtzeitige Kommunikation hinsichtlich der Kapazitäten und Prämien gelobt. Davon ist im Wesentlichen nichts zu spüren. Das Sturmtief „Bernd“ wird von vielen Anbietern als der Auslöser zusätzlicher Aktivitäten in Sach genannt. Obwohl ebenfalls immer wieder betont wird, dass die deutsche Versicherungswirtschaft resilient ist und kein Versicherer nach einem Sturmtief seine Zeichnungspolitik grundsätzlich ändert. Dennoch wurden die Kumulkontrollen ausgelöst und viele Regionen einer neuen Risikobewertung hinsichtlich Elementar unterworfen.

Das lähmt den laufenden Underwriting- und Renewal-Prozess. „Bernd“ hat uns alle erst mal auf Start zurückgeworfen. Kunden verstehen sicher, dass die diesjährigen, katastrophalen Elementarereignisse Auswirkungen haben, erwarten aber dennoch Klarheit, wohin die Reise konkret geht, und keine überhitzten Reaktionen oder gar „Impact-Underwriting“.

Gilt das insbesondere für die kritischen Sparten D&O und Cyber?

In diesen Sparten geht es weiterhin in besonderer Art und Weise rund.

Der D&O-Markt hat sich auch im Jahre 2021 nicht entspannt, und eine Besserung ist wohl auch für 2022 nicht in Sicht. In Anbetracht der nicht auskömmlichen Schadenquoten der Versicherer werden weiterhin die Kapazitäten reduziert. Im letzten Jahr wurden die Kapazitäten meist auf 15 Mio. Euro gesenkt. In diesem Jahr gehen einige Versicherer schon dazu über, eine weitere Reduzierung der Deckungssummenkapazität auf 10 Mio. Euro vorzunehmen. Ferner werden Bedingungsänderungen herbeigeführt wie zum Beispiel die Streichung der 2-fach-Maximierung, Streichung der Wiederauffüllungsklausel oder Streichung von Zusatzlimiten, um die Kapazitäten der Versicherer zu maximieren.

Auch lassen sich manche Berufsgruppen wie zum Beispiel Finanzdienstleister aufgrund der negativen Schadenerfahrungen der D&O-Versicherer in der jüngsten Vergangenheit deutlich schwerer versichern.

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Ein Interview mit
Thomas Haukje