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18. Januar 2022
Branchenmonitor: So kommt die PKV durch die Corona-Krise
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Branchenmonitor: So kommt die PKV durch die Corona-Krise

Die V.E.R.S. Leipzig GmbH hat im Rahmen ihres Branchenmonitors PKV die Bilanzen der 25 größten deutschen privaten Krankenversicherer untersucht und bescheinigt den Unternehmen, sich alles in allem im Krisenjahr 2020 gut behauptet zu haben. Mehraufwendungen aufgrund von Corona in Höhe von rund 1 Mrd. Euro stand ein Beitragseinnahmenwachstum um 4,4% gegenüber.

Vor Kurzem hat der Spitzenverband der Gesetzlichen Krankenkassen (GKV) aktuelle Zahlen bekannt gegeben, nach denen sich die GKV-Leistungsausgaben allein zwischen 2016 und 2020 von 210 auf 248 Mrd. Euro erhöht haben und angekündigt, dass in nächster Zeit für rund 16 Millionen GKV-Versicherte die Krankenkassenbeiträge ansteigen werden (AssCompact berichtete).

Wie die Situation in der privaten Krankenversicherung (PKV) aussieht, hat die V.E.R.S. Leipzig GmbH im Rahmen ihres aktuellen Branchenmonitors nun für den Zeitraum 2015 bis 2020 genauer unter die Lupe genommen.

Rund 1 Mrd. Euro zusätzliche Aufwendungen aufgrund von Corona

Laut den Bilanzen der näher untersuchten 25 größten deutschen privaten Krankenversicherer konnte sich die PKV im Krisenjahr 2020 gut behaupten, auch wenn im Vergleich zum Vorjahr ein Anstieg der Versicherungsleistungen von 2,1% – in den letzten fünf Jahren wurde ein durchschnittliches jährliches Wachstum von 3,65% verzeichnet – und aufgrund der Corona-Pandemie zusätzliche Schadenaufwendungen von über 1 Mrd. Euro je Versicherer zu Buche standen, was einen Anstieg von fast 3% bedeutet.

Positiver Wanderungssaldo von 20.500 Personen

Gleichzeitig blieb die zum Beginn der Corona-Krise befürchtete Abwanderung hin zur GKV aus – dem Branchenmonitor PKV zufolge nicht zuletzt aufgrund angebotener Stundungsregelungen oder anderer individuell gefundener Lösungen. So gab es stattdessen einen positiven Wanderungssaldo von 20.500 Personen. Insgesamt wuchs der Bestand der PKV-Versicherten im Jahr 2020 um 1,9% auf fast 36,1 Millionen Menschen. Die Zahl der PKV-Vollversicherten hingegen blieb dem Branchenmonitor zufolge mit knapp 9 Millionen auf einem mit Blick auf das vergangene Jahrzehnt konstanten Niveau. Zuwächse konnten somit vor allem in der PKV-Zusatzversicherung realisiert werden, in der die Anzahl der Versicherungsnehmer um 2,5% auf 27,3 Millionen anstieg.

Beitragseinnahmenwachstum auf 42,8 Mrd. Euro

Vor diesem Hintergrund gab es auch ein erneutes Beitragseinnahmenwachstum auf 42,8 Mrd. Euro (+ 4,4%) zu verbuchen. Allein 15,31% davon entfallen auf die Debeka. Dahinter folgt die DKV mit einem Anteil von 11,64%. Mithilfe des Beitragseinnahmenzuwachses konnte die Negativentwicklung in den Leistungszahlungen jedenfalls abgefedert und die Schadenquote in Summe um 1,7 Prozentpunkte auf 76,01% verbessert werden.

Die Beitragsentwicklung resultierte laut Branchenmonitor PKV aus einem Anstieg sowohl in der Krankenversicherung (+ 2,2%), die weiterhin ein Drittel der Beitragseinnahmen darstellt, als auch in der Pflegeversicherung (+ 30,3%). Im Vergleich zum Vorjahr gab es jedoch eine leichte Verschiebung des Anteils der Krankenvollversicherung (von 67,9 auf 66,1%) hin zur Pflegeversicherung (von 7,8 auf 9,8%).

Von den gesamten Beitragseinnahmen gingen in der kapitalgedeckten Finanzierung der PKV rund 33% der Gelder in die Altersrückstellungen. Das war in den vergangenen Jahren bereits ähnlich und damit gelang es trotz anhaltender Niedrigzinsphase, die Rücklagen der Versicherten auf 288 Mrd. Euro zu erhöhen.

Erhöhung der Verwaltungs- und Abschlusskosten

Sowohl in den Verwaltungs- als auch in den Abschlusskosten mussten die untersuchten Versicherer allerdings eine leichte Erhöhung hinnehmen, was insgesamt zu einer Verschlechterung der Bruttoaufwendungen für den Versicherungsbetrieb führte. Mit einem Zuwachs von 2,55% lagen die Aufwendungen zum Ende des Geschäftsjahres bei durchschnittlich 140,99 Mio. Euro.

Auch das versicherungsgeschäftliche Ergebnis der 25 untersuchten privaten Krankenversicherer fiel mit 215,59 Mio. Euro im betrachteten Jahr 2020 deutlich höher aus als im Vorjahr 2019 (184,44 Mio. Euro), was sich entsprechend auch in der Ergebnisquote niederschlug. Diese stieg im Durchschnitt um 1,69 Prozentpunkte auf 14,36% zum Ende des Geschäftsjahres 2020.

Alles in allem konnten die 25 im Branchenmonitor PKV näher betrachteten privaten Krankenversicherer laut V.E.R.S. Leipzig GmbH aber dennoch auf ein positives Geschäftsjahr 2020 zurückblicken. In Summe konnten sie einen Prämienzuwachs von fast 4,5% erwirtschaften und ein Gesamtvolumen von 41.596 Mio. Euro verzeichnen. Zurückzuführen sind diese Zahlen laut Branchenmonitor PKV einerseits auf die gestiegenen Durchschnittsprämien, andererseits auf eine verstärkte Nachfrage an Zusatzversicherungen.

Über die Branchenmonitore

Mit den jährlich veröffentlichten Branchenmonitoren möchte die V.E.R.S. Leipzig GmbH einen umfassenden Überblick über die wirtschaftliche Verfassung der Assekuranz geben. Zum zweiten Mal in Folge beinhalten die Analysen, die für die Versicherungsbereiche Haftpflicht, Komposit, Rechtsschutz, Wohngebäude, Hausrat, Kfz, Leben und Unfall vorliegen, nun auch die private Krankenversicherung. Die hier näher untersuchten 25 privaten Krankenversicherer sind Allianz, ALTE OLDENBURGER, ARAG, AXA, Barmenia, Bayerische Beamten, Continentale, Debeka, DKV, ERGO, Generali, Gothaer, Hallesche, HanseMerkur, HUK-COBURG, INTER, LKH, LVM, Münchener Verein, R+V, SIGNAL IDUNA, SDK, Union, uniVersa und Württembergische.

Weitere Informationen zum Branchenmonitor PKV gibt es hier. (ad)

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