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11. Mai 2022
Verkehrsrechtsschutz: Weniger Streitigkeiten wegen Corona?
Hammer of judge with models of car accident on gray background

Verkehrsrechtsschutz: Weniger Streitigkeiten wegen Corona?

Die Covid-Krise hat die Straßen leerer und staufreier werden lassen und dadurch die Unfallquote gesenkt. Ob und wie sich das auf die Gerichtsstreitigkeiten rund ums Verkehrsrecht ausgewirkt hat, hat eine aktuelle YouGov-Umfrage im Auftrag von ROLAND Rechtsschutz genauer betrachtet und dabei einige Klischees bedient.

Dass die Corona-Pandemie mit ihren Lockdowns und langen Home-Office-Phasen zu einer geringeren Schadenbelastung in der Kfz-Sparte geführt hat und Kfz-Versicherer ihren Kunden in der Folge teilweise Geld zurückerstattet haben, ist inzwischen bekannt. Doch wie hat sich die Zeit der leeren Straßen und staufreien Autobahnen auf die Unfallstatistik und vor allem auf daraus resultierende Rechtsstreitigkeiten ausgewirkt?

Unfallrisiko leicht gesunken, aber mehr Verkehrsrechtsstreitigkeiten

Eine aktuelle YouGov-Umfrage im Auftrag von ROLAND Rechtsschutz, die auch bereits 2016, 2018 und 2020 durchgeführt wurde und jeweils die zurückliegenden fünf Jahre betrachtet, zeigt: Zwar ist das Risiko, als Fußgänger, Radfahrer oder Autofahrer in einen Unfall verwickelt zu werden, in den vergangenen Jahren leicht zurückgegangen (von 26% im Jahr auf 21% im Jahr 2022), aber: Die Corona-Isolation hat die Bevölkerung keinesfalls friedfertiger gemacht und zu mehr Nachsicht mit dem Gegenüber geführt. Denn: Trotz leicht geringerer Unfallquote ist die Anzahl der Verkehrsunfälle, die nicht nur Blech- oder Personenschäden, sondern auch noch ein Gerichtsverfahren nach sich zogen von 13% im Jahr 2018 auf 18% im ersten Corona-Jahr 2020 angestiegen und auch aktuell auf diesem Level geblieben.

Männer landen häufiger vor dem Verkehrsgericht

Wie viele dieser Streitigkeiten, bei denen es meist um die Schuldfrage, die Schadenhöhe oder das Schmerzensgeld ging, von der Rechtsschutzversicherung finanziert wurden, haben ROLAND und YouGov in der aktuellen Umfrage nicht ermittelt, dafür aber einige andere Erkenntnisse gewonnen, die teilweise wie ein Griff in die Klischeekiste anmuten.

So landeten Männer mit einem Unterschied von zehn Prozentpunkten bedeutend häufiger vor dem Kadi als Frauen. Vor zwei Jahren war dieser Unterschied mit sechs Prozentpunkten noch wesentlich geringer ausgeprägt. Und was die politische Orientierung betrifft, sind die Grünen-Wähler wohl die am wenigsten streitsüchtigen Verkehrsteilnehmer, da nur 11% von ihnen schon einen Rechtsstreit wegen eines Verkehrsunfalls geführt haben – im Gegensatz zu 28% der AfD-Wähler.

Ältere gewinnen ihre Rechtsstreitigkeiten öfter

Was den Ausgang der Zwistigkeiten betrifft, geben etwas mehr als zwei Drittel der Befragten an, dass der Rechtsstreit dann zu ihren Gunsten entschieden wurde. Das sind weniger als noch vor zwei Jahren, als die Erfolgsquote unter den Umfrageteilnehmern noch bei knapp drei Vierteln gelegen hatte. Laut ROLAND fällt beim Ausgang der Gerichtsverfahren in der aktuellen Umfrage zudem auf, dass ältere Personen ihre Rechtsstreitigkeiten häufiger gewinnen konnten als junge Menschen unter 45 Jahren.

Das Einkommen hat allerdings kaum noch Einfluss auf die Erfolgsaussichten vor Gericht: Von den Befragten mit einem Nettoeinkommen von unter 2.000 Euro gewannen 67% ihren Rechtsstreit, bei den Einkommensgruppen ab 2.000 Euro Nettoeinkommen liegt die Erfolgsquote bei 70%. In der Vorgängerbefragung hatte der Unterschied noch acht Prozentpunkte betragen.

Häufigste Verkehrsdelikte: Geschwindigkeitsüberschreitung und Falschparken

Stress im Straßenverkehr resultiert der Umfrage zufolge jedoch nicht unbedingt nur aus Unfällen, sondern eben auch aus vielen kleinen Verkehrssünden. So musste knapp jeder zweite Deutsche in den vergangenen fünf Jahren wegen eines Verkehrsdelikts ein Bußgeld zahlen. Die mit Abstand häufigsten Gründe dafür sind eine Geschwindigkeitsüberschreitung und Falschparken.

Unter den sieben einwohnerstärksten Bundesländern haben es erneut die Autofahrer im Land, in dem Porsche und Mercedes geboren werden, am eiligsten. Zum dritten Mal in Folge belegen die Baden-Württemberger den Spitzenplatz unter den Rasern. Knapp zwei Fünftel von ihnen ließen sich bei einer Spritztour unfreiwillig ablichten und bekamen anschließend unerwünschte Post nach Hause. (ad)

Bild: © alexstr – stock.adobe.com