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15. Dezember 2022
Bei den Kreditversicherern steigen die Zahlungsausfälle
HongKong, China - November 2019: Stacked shipping container on freight harbour logistics centre in Hong Kong

Bei den Kreditversicherern steigen die Zahlungsausfälle

Warenkreditversicherungen sind ein aussagekräftiges Konjunkturbarometer – und die Zeichen stehen auf Wirtschaftsflaute. Denn die Kreditversicherer sehen sich mit steigenden Zahlungsausfällen konfrontiert. Das hat nun der GDV bekannt gegeben.

Eine Warenkreditversicherung schützt Unternehmen vor einem Forderungsausfall bei der Lieferung von Waren, Werken oder Dienstleistungen. Diese Produkte sind daher ein vergleichsweise aussagekräftiges Konjunkturbarometer, was die aktuelle Wirtschaftslage betrifft. Ist die Wirtschaftsentwicklung positiv, ist die Wahrscheinlichkeit von Zahlungsausfällen angesichts stabiler Umsätze geringer. Befindet sich die Konjunktur hingegen auf einem Abwärtspfad, sind viele Unternehmen von stagnierenden bis sinkenden Umsätzen betroffen. Dadurch steigt die Wahrscheinlichkeit für Zahlungsausfälle. Und an diesem Punkt scheint die deutsche Wirtschaft nun angelangt zu sein.

Die Zahlungsmoral sinkt

Denn die Warenkreditversicherer sahen sich 2022 laut Angaben des Gesamtverbandes der Deutschen Versicherungswirtschaft e. V. (GDV) mit deutlich höheren Zahlungsausfällen konfrontiert als in den Vorjahren. Nach einer Hochrechnung des GDV müssen die Warenkredit- und Kautionsversicherer im laufenden Jahr für Schäden in Höhe von fast 700 Mio. Euro geradestehen – das entspricht einer Steigerung von fast 50% gegenüber dem Vorjahr. „Wir spüren die toxischen Effekte gleichzeitiger Krisen: Der Ukraine-Krieg, die hohe Inflation und die pandemiebedingt immer noch angespannten globalen Lieferketten führen dazu, dass das Wachstum in Deutschland schwächelt und die Zahlungsmoral sinkt. In Teilen der Wirtschaft deutet sich ein regelrechter Überlebenskampf entlang der Lieferketten an“, sagt etwa der Vorsitzende der Kommission Kreditversicherung im GDV, Thomas Langen.

Zweistelliges Wachstum bei den Unternehmensinsolvenzen erwartet

Erhöhte Risiken sehen die Kreditversicherer laut GDV in nahezu allen Branchen: Von den steigenden Energiepreisen seien etwa energieintensive Wirtschaftszweige wie Stahl oder Chemie betroffen. Und hier ist der Wirtschaftsstandort Deutschland besonders verletzlich, gilt er doch im internationalen Vergleich als Standort mit relativ hohem Industrieanteil an der Wertschöpfung. Gleichzeitig schlage die Inflation auf die Konsumlaune und die höheren Zinsen schadeten der Baukonjunktur. Und in der Automobilindustrie erfordere der Strukturwandel hohe Investitionen bei steigenden Finanzierungskosten. Dadurch kämen die Gewinn- und Umsatzziele der Hersteller in der gesamten Wertschöpfungskette unter Druck. Für das kommende Jahr erwarten die Kreditversicherer daher ein zweistelliges Wachstum der Unternehmensinsolvenzen auf rund 16.100 bis 16.800 Insolvenzen, heißt es vom GDV.

Kreditversicherer leisten wichtigen Beitrag für die Exportwirtschaft

Außerdem gab der GDV bekannt, dass die deutschen Kreditversicherer 2022 mit 588 Mrd. Euro höhere Ausfallrisiken als je zuvor abdeckten. Im Vergleich zum Vorjahr entspricht das einem wiederholt starken Anstieg von 11%. Dieses Deckungsvolumen setzt sich aus der der Warenkreditversicherung (510 Mrd. Euro) und aus Kautionsversicherungen (78 Mrd. Euro), mit denen die Versicherer Bürgschaften und Garantien zur Verfügung stellen, zusammen. Nach Schätzungen des GDV deckten die Limite der Kreditversicherer rund ein Sechstel der deutschen Ausfuhren. Damit leisteten die Versicherer einen wichtigen Beitrag für die deutsche Exportwirtschaft. (as)

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