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20. April 2023
Mobilitätsschutz statt Kfz-Versicherung – ist das die Zukunft?
Mobilitätsschutz statt Kfz-Versicherung – ist das die Zukunft?

Mobilitätsschutz statt Kfz-Versicherung – ist das die Zukunft?

Immer mehr Menschen im urbanen Umfeld nutzen neue Mobilitätslösungen. Für Versicherer gilt es daher, ihr Angebot von der traditionellen Kfz-Versicherung hin zu einem „Mobilitätsschutz“ weiterzuentwickeln. Viele fühlen sich für die Transformation allerdings nicht gut gerüstet, sagt ein aktueller Report.

Das Mobilitätsverhalten in unseren Städten ändert sich. Laut des World Property and Casualty Insurance Report des Capgemini Research Institute ist zu erwarten, dass alleine in Deutschland bis zum Jahr 2025 mehr als doppelt so viele Stadtbewohner wie bisher Mikromobilität, Shared Vehicles und multimodale Transportlösungen nutzen werden (Anstieg von 16% auf 38%). Global ist sogar mit einem Anstieg von heute 29% auf 58% zu rechnen.

Viele sind zwar noch nicht bereit, ihr Privatfahrzeug kurzfristig zu ersetzen – doch laut der Analyse wird das sich im Wandel befindende Mobilitätsverhalten bis zum Jahr 2030 die Versicherungsbeiträge für ACES-Fahrzeuge weltweit um das Achtfache wachsen lassen, von 70 Mrd. US-Dollar auf 570 Mrd. US-Dollar. ACES steht dabei für die englischen Begriffe Autonomous, Connected, Electric, Shared (autonom, vernetzt, elektrisch, gemeinsam genutzt).

Viele Versicherungsunternehmen fühlen sich für die kommende ACES-Welle allerdings schlecht gerüstet: So sagen etwa 69% der deutschen Versicherer (weltweit: 63%), dass sie bezweifeln, dass ihre IT-Systeme geeignet sind, um Fahrten mit ACES-Fahrzeugen abzusichern.

Verlagerung der Mobilität bringt Wunsch nach umfassenden Policen mit sich

Der Mobilitätssektor steht am Beginn einer tiefgreifenden Transformation, sagt Dr. Joachim Rawolle, Leiter Business Technology Solutions für Versicherungen und Banken bei Capgemini. „Um den Einstieg in die neue Ära erfolgreich zu bestreiten, müssen Versicherungsunternehmen ihre Kompetenz im Risikomanagement ausspielen und gemeinsam mit Ökosystempartnern wie InsurTechs und BigTechs Absicherungsmodelle für die gesamte Mobilität eines Kunden erarbeiten“, so Rawolle.

Der Wunsch der Verlagerung der Mobilitätsabsicherung nimmt bereits zu: So geben 42% der Versicherungsnehmer weltweit an, sich eine einzige Police zu wünschen, die sie umfassend absichert – unabhängig vom Verkehrsmittel und davon, ob sie selbst fahren oder als Passagier unterwegs sind. Deutsche Versicherungsnehmer sind hier etwas zurückhaltender (36%) und legen derzeit noch mehr Wert auf die Absicherung ihrer eigenen Fahrzeuge.

Mobilitätswandel stellt Versicherer vor Herausforderungen

Die Umsetzung der neuen Erwartungen stellt Versicherer allerdings vor Herausforderungen: Nur 28% der deutschen Versicherer (weltweit: 29%) geben an, die notwendigen Kapazitäten in der Produktentwicklung zu haben, um solche Mobilitätslösungen zu erarbeiten. Die nötigen Fachkräfte zu haben, geben hierzulande sogar nur 11% der Versicherer an (weltweit: 26%).

Eine Möglichkeit für Versicherer, die wachsende Popularität der ACES-Fahrzeuge für sich zu nutzen, ist, ein Mobilitätsökosystem mit modularen Versicherungsabonnements aufzubauen, so der Report. Damit könnten sie gleichzeitig den Wunsch von Versicherungsnehmern nach einem nahtlosen Schutz erfüllen sowie differenzierte Zusatzleistungen anbieten. Allerdings geben nur 28% der deutschen Versicherer an (weltweit: 21%), über fortgeschrittene Ökosystempartnerschaften zu verfügen, um diese Kundenwünsche zu erfüllen.

Versicherer müssen den Schritt vom Produktentwickler zum Anbieter kundenfreundlicher Mobilitätslösungen wagen. Dies könne gelingen, wenn Versicherer ihre Risikoexpertise einsetzen und mit Partnern, die auf Mobilitätsökosysteme spezialisiert sind, kooperieren. (js)

Bild: © Eva March – stock.adobe.com