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4. Juni 2025
„Ein Kostendeckel wäre ein schwerwiegender Markteingriff“

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„Ein Kostendeckel wäre ein schwerwiegender Markteingriff“

„Ein Kostendeckel wäre ein schwerwiegender Markteingriff“

2025 dürfte für die Investmentbranche eines der spannendsten sein: Die Handelszölle von US-Präsident Donald Trump verunsichern, schütteln gar die Märkte. Und in Deutschland steht eine neue Bundesregierung ins Haus. Der Hauptgeschäftsführer des BVI, Thomas Richter, wagt sich an eine Einschätzung.

Interview mit Thomas Richter, Hauptgeschäftsführer des Fondsverbands BVI
Herr Richter, es ist ein aufregendes Jahr für die Fondsbranche, nicht zuletzt durch die angespannte Weltlage und die neue Bundesregierung. Wie schätzen Sie die Aussichten für die Fondsbranche für den Rest des Jahres ein?

2025 wird ein schwieriges Jahr für die Fondsbranche. Die geopolitischen Spannungen haben zu erheblichen Marktverwerfungen geführt, und das Wirtschaftswachstum stagniert. Das drückt sowohl auf das Neugeschäft als auch auf das verwaltete Vermögen.

Im Koalitionsvertrag wurde die Frühstart-Rente angekündigt. Inwiefern ergeben sich hier auch Chancen für Berater?

Das ist alles noch sehr unbestimmt. Der Staat will wohl monatlich 10 Euro für Menschen vom 6. bis zum 18. Lebensjahr in ein individuelles, kapitalgedecktes und privatwirtschaftlich organisiertes Altersvorsorgedepot einzahlen. Welche Rolle Berater beim Vertrieb der Produkte spielen werden, ist wie vieles andere völlig offen. Es hängt zum Beispiel davon ab, welche Produkte zugelassen werden und wie stark der Beratungsbedarf der Eltern ist. Viel wichtiger für Fondsbranche und Vertrieb wird aber sein, wie die Jugendlichen das Depot nach ihrem 18. Geburtstag weiterführen werden. Denn die Frühstart-Rente mit den geringen monatlichen Beträgen ist noch keine substanzielle Altersvorsorge. Vielmehr soll sie für Kinder und Jugendliche ein Übungsfeld für die Kapitalanlage sein und der Finanzbildung dienen. Sie sollen erfahren, dass sich langfristiges Sparen zum Beispiel in Aktienfonds lohnt. Das soll sie motivieren, nach Auslaufen der staatlichen Zahlungen eigenes Geld für ihre Altersvorsorge zu investieren. Hier kann die Finanzberatung ansetzen.

Die neue Regierung plant tiefgreifende Veränderungen in der Riester-Förderung, beispielsweise soll der Garantiezwang entfallen. Ein Symptom des Trends hin zu mehr Flexibilität bei der Altersvorsorge?

Ja. Allerdings war die alte Regierung weiter gegangen. Sie hätte einen Paradigmenwechsel – einschließlich des Wegfalls des Zwangs zu Garantien und lebenslanger Verrentung – im Altersvorsorgedepot umgesetzt. Das wurde jedoch durch das Platzen der Koalition gestoppt. Immerhin will auch die neue Regierung private Altersvorsorge ohne Zwang zu Beitragsgarantien ermöglichen. Sie sollte Flexibilität aber auch in der Auszahlphase erlauben und neben der lebenslangen Verrentung weitere Optionen wie zum Beispiel Fondsauszahlpläne zulassen. Denn die Menschen haben im Ruhestand unterschiedliche Bedürfnisse. Wer eine Leibrente haben will, soll sie auch bekommen können. Wer jedoch Flexibilität, höhere Renditechancen und mehr Selbstbestimmung will, soll sich auch für alternative Modelle entscheiden dürfen. Das würde die Altersvorsorge für die Bürger attraktiv machen und somit zu einer größeren Verbreitung führen.

 
Ein Interview mit
Thomas Richter