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20. Januar 2020
So sehen sich die Versicherer in Sachen Digitalisierung selbst

So sehen sich die Versicherer in Sachen Digitalisierung selbst

Zwei Fünftel der Versicherer haben im vergangenen Jahr keine oder aus ihrer Sicht nur unzureichende Digitalisierungsinitiativen umgesetzt. Außerdem halten es zwei Drittel der Branchenführungskräfte für unwahrscheinlich, dass Tech-Giganten oder internationale Plattformen bis Ende 2021 signifikant im deutschen Versicherungsmarkt aktiv sein werden. Das hat eine Umfrage im Rahmen eines EY Innovalue Versicherungs-Roundtable ergeben.

Dass InsurTechs und etablierte digitale Player wie Amazon die neuen technologischen Möglichkeiten perfekt nutzen, steht außer Frage. Dass sie damit das Versicherungsgeschäft nachhaltig verändern werden, auch. Dennoch halten es im Moment zwei Drittel der Vorstände und Führungskräfte in der Versicherungsbranche es für unwahrscheinlich oder sogar sehr unwahrscheinlich, dass Tech-Giganten oder internationale Plattformen bis Ende 2021 signifikant – direkt oder über Beteiligungen – im deutschen Versicherungsmarkt aktiv sein werden. Das ergibt eine Umfrage im Rahmen des EY Innovalue Versicherungs-Roundtables, der Ende 2019 stattgefunden hat.

Demnach haben über zwei Fünftel der Versicherer im Jahr 2019 keine oder aus ihrer Sicht nur unzureichende Digitalisierungsinitiativen umgesetzt und vergeben damit viel Potenzial mit Blick auf neue Geschäftsmodelle, Vertriebswege oder Arbeitsweisen. Ein gutes Drittel der befragten Versicherungsführungskräfte sehen sich besser aufgestellt, da sie nach eigenen Angaben ihre Digitalisierungspläne im vergangenen Jahr wie geplant und erwartet umsetzen konnten. Jeder fünfte Versicherer hat der Umfrage zufolge seine Erwartungen mit den gestarteten Digitalisierungsprojekten übertroffen.

Plattformen und Ökosysteme flächendeckend ins Vertriebsmodell integrieren

„Zunehmender Wettbewerb durch internationale Tech-Giganten und ausgewählte InsurTechs in Verbindung mit unzureichenden eigenen Digitalstrategien sind weiterhin die größten Herausforderungen der Versicherungsbranche. Um wettbewerbsfähig zu bleiben, müssen sich Versicherer, aber auch Broker oder Finanzvertriebe, schnellstmöglich noch kundenzentrierter aufstellen und Kundenbedürfnisse in Vertriebs-, Produkt- oder Pricingstrategie erfüllen“, kommentiert Christian Mylius, Partner und Managing Director bei EY Innovalue. Für problematisch im Hinblick auf die Wettbewerbsfähigkeit hält Mylius insbesondere das fehlende Angebot digitaler Produkte und Services von Versicherern auf Plattformen oder in Ökosystemen. Zwar nutze bereits die Hälfte der Versicherer Plattformen oder Ökosysteme für ihre Produkte und Services, allerdings habe jeder Vierte diese Kanäle noch immer nicht in sein Vertriebsmodell integriert.

Kooperationen statt Verdrängungsszenarien – aber Innovationsmuffel?

Als positives Zeichen wird gewertet, dass laut dem Versichrungs-Roundtable Kooperationen statt Verdrängungsszenarien das Verhältnis zwischen etablierten Versicherern und InsurTechs bestimmen: Rund zwei Fünftel der befragten Versicherer halten demnach strategische Partnerschaften für das erfolgversprechendste Kooperationsmodell, etwas über ein Drittel bevorzugen eine selektive Zusammenarbeit.

Beteiligungen mit Wagniskapital bzw. Mitwirkung bei Innovationsinitiativen wie dem InsurLab dagegen halten nur rund 15% bzw. rund 9% der Befragten für Erfolgsmodelle.

Über den EY Innovalue Versicherungs-Roundtable

Der EY Innovalue Versicherungs-Roundtable ist ein seit 2003 etablierter Think-Tank. Bei der Veranstaltung zum Thema Digitalisierung kamen im November 2019 rund 80 Vorstände und Geschäftsführer von deutschen Versicherern sowie von führenden Maklerhäusern, Maklerpools und Finanzvertrieben zusammen. Erstmals haben 2019 auch Start-ups daran teilgenommen. (ad)

Bild: © ilkercelik – stock.adobe.com