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Immobilien
27. März 2020
So wirkt sich Corona auf die deutsche Wohnungswirtschaft aus

So wirkt sich Corona auf die deutsche Wohnungswirtschaft aus

Der Bundesverband Freier Immobilien- und Wohnungsunternehmen (BFW) hat seine Mitgliedsunternehmen zu den Folgen der Corona-Krise befragt. Die Umfrage zeigt unter anderem, wie sich die Nachfrage in der Immobilienwirtschaft verändert hat und wie stark die Anfragen nach Mietstundungen gestiegen sind.

Die mittelständischen Mitgliedsunternehmen des BFW bauen in Deutschland 50% der Wohnungs- und 30% der Gewerbeimmobilien und verwalten mehr als ein Achtel des gesamten Mietwohnungsbestandes. Diese Unternehmen hat der Verband nun zu den Folgen der Corona-Krise befragt. 85% stellen demnach Auswirkungen auf ihren Geschäftsbetrieb fest.

Diese Bereiche sind besonders betroffen

Die stärksten Folgen betreffen die Mitarbeiterorganisation in den Unternehmen (37%). Doch bei jedem vierten Unternehmen sind auch Vertrieb und Verkauf betroffen. So werden zum Beispiel Wohnungsbesichtigungen und Notartermine verschoben. Mehr als jedes zweite Unternehmen berichtet von einem Rückgang der Nachfrage. Vor allem das Segment der Eigentumswohnungen ist davon betroffen, aber auch das gewerbliche Segment.

Auswirkungen auf der Baustelle

Laut 24% der befragten Unternehmen zeigen sich bereits Auswirkungen des Coronavirus auf den Baustellenbetrieb. Hier fallen zunehmend Mitarbeiter aus, vor allem bei Subunternehmen. Zudem werden die Engpässe bei Lieferketten immer größer. So fehlen schon jetzt Fliesen, Türen und Fenster. Darüber hinaus können Hausanschlüsse oft nicht mehr verlegt werden. Insgesamt rechnen drei von vier Unternehmen mit Verzögerungen bei Bauvorhaben, die Hälfte mit Verschiebungen von zwei bis drei Monaten. Das liegt nicht zuletzt auch an den Kommunen, die Entscheidungen zu Bauvorhaben, B-Planverfahren und Planungsrechtschaffung ausgesetzt haben.

Anfragen nach Mietstundungen steigen

Jeder Achte stellt bereits Auswirkungen auf die Vermietung fest. Jeder Dritte davon hat schon Anfragen von Mietern bekommen, ob die Miete gestundet werden könne. Die Gesetzesinitiative der Bundesregierung, die Kündigungsmöglichkeiten zu beschränken, die Zahlungspflicht aber bestehen zu lassen, ist hier dem BFW zufolge ein wichtiger Anknüpfungspunkt für individuelle Lösungen.

Genaue Analyse notwendig

„Es ist wichtig und richtig, dass sich die Bundesregierung in einem ersten Schritt der Sicherung der Mietverhältnisse zugewandt hat“, kommentiert BFW-Präsident Andreas Ibel. „Als zweiten Schritt brauchen wir jetzt eine genaue Analyse, wo es bei der deutschen Wirtschaft klemmt und wo sich die Risiken und Zahlungsausfälle sammeln.“ Dazu soll die Umfrage einen ersten Beitrag leisten. Denn schon jetzt würden sich eklatante Auswirkungen auf die mittelständischen Immobilienunternehmen zeigen.

Passgenaue Lösungen erforderlich

„Angesichts der tiefgreifenden Folgen des Coronavirus auf die mittelständische Immobilienwirtschaft brauchen wir jetzt ein Bündel von differenzierten und passgenauen Maßnahmen, um die Wirtschaftskraft und die Arbeitsplätze in der Branche zu sichern“, fordert Ibel. „Dabei muss zwischen Bestand und Neubau, Kleinvermietern, Mittelstand und Großunternehmen unterschieden werden. Es macht erhebliche Unterschiede, ob Mietzahlungen oder Genehmigungen ausbleiben, ob der Bau verzögert wird oder eine Finanzierung nicht durchgeführt werden kann.“ Diese Unterschiede müssten jetzt von der Praxis in die Politik transportiert werden, wozu der BFW beitragen wolle. (mh)

Bild: © Heiko Küverling – stock.adobe.com