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8. Juli 2020
Corona-Nachbeben: Zinshoffnungen auf Eis gelegt

Corona-Nachbeben: Zinshoffnungen auf Eis gelegt

Die Citigroup hat die aktuelle Ausgabe des Citi-Investmentbarometers veröffentlicht. Während die Zuversicht der Befragten für Gold deutlich zugenommen hat, sind vor allem die Zinserwartungen jäh ausgebremst worden und sogar in den negativen Bereich gefallen.

Das Gesamtsentiment des Citi-Investmentbarometers für das zweite Quartal 2020 zeigt sich nach der ersten auf den Corona-Crash folgenden Erholungswelle leicht eingetrübt. Nachdem das Gesamt-Sentiment im ersten Quartal 2020 noch bei 19 Punkten lag, hat es im zweiten Quartal 2020 einen Punkt auf nunmehr 18 Punkte verloren. Auf die Gesamtstimmung hat sich die Corona-Pandemie somit überraschend wenig ausgewirkt.

Zinserwartungen deutlich gesunken

In den einzelnen Teilsentimenten hat sich die Lage hingegen zum Teil deutlich verschoben. Besonders das um 20 Punkte von +9 auf –11 gefallene Zins-Sentiment zieht das Gesamtbarometer nach unten. Damit ist die vom Allzeittief im dritten Quartal 2019 ausgehende Erholung bei den Zinserwartungen jäh gebrochen. Nur noch 11% glauben an steigende Zinsen. Im Vorquartal waren es 29%. Von einer Seitwärtsbewegung bei den Zinsen gehen nun ganze 65 statt 44% aus.

Auch mittelfristig herrscht Zinsskepsis

Für die mittlere Frist ergibt sich ein ähnliches Bild: Auch hier sind die Befragten nicht davon überzeugt, dass die Zinsen in der Eurozone steigen werden. Nur knapp 12% halten ein solches Szenario noch für wahrscheinlich. Im Vorquartal glaubte daran noch fast jeder Dritte. Mit einem Anteil von zwei Dritteln geht auch hier die Mehrheit der Anleger (66%) von einem anhaltenden Seitwärtstrend der historisch niedrigen Zinsen für das kommende Jahr aus.

Positive Aussichten für Gold

In Bezug auf physisches Gold sind die Experten dagegen deutlich zuversichtlicher geworden. Das Gold-Sentiment des Citi-Investmentbarometers ist von 24 Punkten im Vorquartal auf 37 Punkte geklettert. Das macht sich auch in den Kurserwartungen bemerkbar. So gehen 54% und damit mehr als doppelt so viele Befragte wie im ersten Quartal 2020 davon aus, dass der Preis der Feinunze kurzfristig steigen wird. Auch mittelfristig erwartet nun über die Hälfte der Befragten steigende Preise für das Edelmetall (51%).

Gemischtes Bild bei Aktien

Bei Aktien hingegen ist das Bild uneinheitlich. Kurzfristig, also auf Sicht von drei Monaten, sind Bullen und Bären bei den europäischen Aktien fast gleichauf. Die Bullenquote der Befragten liegt bei ungefähr 30% (Q1 2020: 31%). Mit 28% der Anleger ist das Bärenlager ähnlich groß. Auf Sicht der kommenden zwölf Monate sind die Bullen hingegen deutlich in der Mehrheit. Mittelfristig rechnen 50% mit steigenden und nur 22% mit fallenden Aktienkursen. Im Vergleich zum Vorquartal hat sich das Übergewicht der Optimisten sogar weiter erhöht.

Nachhall des Corona-Crashs

„Das aktuelle Citi-Investmentbarometer wurde unmittelbar nach bzw. in der Erholungswelle vom Corona-Crash erhoben. Auch wenn die Märkte sich seitdem beispiellos erholt haben, hallt dieses Beben doch in den Umfragewerten nach. Das sieht man auch nicht zuletzt an den Erwartungen der Marktteilnehmer hinsichtlich des Zinsniveaus und der Krisenwährung Gold“, kommentiert Dirk Heß, Co-Head EMEA Public Listed Products Sales & Distribution bei Citigroup Global Markets Europe AG, die aktuellen Zahlen. Ob die Marktteilnehmer mit ihrer Vorsicht richtig liegen, werde am Ende wohl auch vom Auftreten einer möglichen zweiten Pandemie-Welle abhängen. (mh)

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