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Fort- & Weiterbildung

Wie gewinnen Maklerunternehmen Wettbewerb um Fachkräfte?

Engpass Mitarbeiter! Fachkräfte sind gefragt. Wenn Maklerunternehmen wachsen, die digitale Transformation bewältigen und ihren Wert steigern wollen, brauchen sie qualifizierte und motivierte Mitarbeiter. Die sind rar. Wie gewinnen Maklerbetriebe Fachkräfte? Und wie fördern sie Potenziale der aktuellen Mitarbeiter?

Ein Artikel von Roland Löscher

Viele Maklerunternehmen tun sich schwer bei der Gewinnung neuer Mitarbeiter. Sie stehen im Wettbewerb mit Unternehmen aus anderen Branchen, die oftmals als moderner, spannender, flexibler und damit als attraktiver wahrgenommen werden. Dabei bieten sich gerade in der Versicherungsbranche interessante Potenziale und Möglichkeiten, sich attraktiv und authentisch auf dem Fachkräftemarkt zu positionieren.

Die Bewerber haben heute die Wahl, mit wem sie zusammenarbeiten. Gerade jüngere Menschen haben klare Erwartungen an ihren zukünftigen Arbeitgeber und stellen kritische Fragen wie beispielsweise:

  • Welchen Beitrag leistet das Unternehmen für eine lebenswertere Zukunft?
  • Was bietet das Unternehmen den Menschen in dieser krisenreichen Zeit?
  • Was tut es für die Nachhaltigkeit?

Gerade bei diesen Themen und Fragen können Maklerunternehmen punkten, wenn sie überzeugende Antworten liefern:

  • „Wir ermöglichen unseren Kunden das gute Gefühl von Sicherheit in dieser unsicheren Zeit.“
  • „Wir nehmen unseren Kunden die Angst vor der Zukunft.“
  • „Wir schützen das Geld unserer Kunden vor Vermögensverlust.“
  • „Wir achten auf nachhaltige Investments bei unseren Fondspartnern.“
Klare Positionierung mit den ICH-Marketing-Fragen

Leider verkaufen sich viele Maklerunternehmen nicht gut und unter ihren Möglichkeiten. Mit Stellenanzeigentexten wie „Wir suchen einen engagierten, flexiblen und belastbaren Mitarbeiter (m/w/d) für unseren Innendienst“ lockt man wirklich niemanden mehr hinter dem Ofen hervor.

Um eine klare Positionierung und anziehende Wirkung zu erzielen, bedarf es jedoch mehr als nur eines interessanteren Anzeigentextes. Es erfordert die Klärung der eigenen unternehmerischen Identität: Wer sind wir?

Folgende ICH-Marketing-Fragen sind für diesen Klärungsprozess nützlich:

  • „Warum soll ein Bewerber gerade in unserem Unternehmen arbeiten?“
  • „Worin sind wir Experten?“
  • „Was ist der Sinn bzw. das Anliegen unserer Arbeit?“
  • „Was ist unsere Vision und was sind unsere Ziele?“
  • „Was erfahren, lernen und erleben die Menschen, wenn sie bei uns arbeiten?“
  • „Was würde dem Markt, den Kunden und den Mitarbeitern fehlen, wenn es uns als Unternehmen nicht gäbe?“

Fazit: Klarheit über die eigene unternehmerische Identität ist eine wichtige Voraussetzung, um sich am Arbeitsmarkt erfolgreich zu präsentieren.

Sich als Maklerunternehmer neu erfinden

Die Erkenntnisse aus diesem Klärungsprozesses könnten dazu genutzt werden, sich als Makler­unternehmen neu zu erfinden. So könnten zukünftig Boom-Themen wie Sicherheit, Gesundheit, Sinnhaftigkeit, Big Data, digitale Kommunikation und Nachhaltigkeit besetzt werden.

Gerade beim Thema Sicherheit sind Makler in ihrem angestammten Expertenfeld, dreht sich doch bei Versicherungen alles um das gute Gefühl von Sicherheit für die Kunden.

Daraus ergeben sich interessante und spannende Aufgaben für die Mitarbeiter. Hier einige Beispiele:

  • die Einführung von Projektarbeit im Unternehmen, zum Beispiel zur Steigerung der Effizienz in der Organisation, die Verschlankung der Prozesse oder das kreative Erarbeiten von Problemlösungen im Team. Dafür braucht es keine aufwendige Software und keinen komplizierten Prozess. Für kleinere Maklerunternehmen ist ein einfaches und schnell einsetzbares Projekttool empfehlenswert. Es besteht aus einer Beschreibung der Ziele und der Regeln zur Projektarbeit sowie einem Projektformular. Projektmanagement sollte übrigens auch zur Kompetenz und in die Toolbox eines Maklerbetreuers gehören.
  • die Intensivierung der Digitalisierung im Unternehmen, um beispielsweise den Anteil der umsatzgenerierenden Vertriebszeit zu erhöhen. Dazu können sich Maklerunternehmen ihren Maklerbetreuer mit ins Boot holen.
  • die Kundenkommunikation mittels der digitalen Kanäle intensivieren. Heute geht es nicht mehr um Kundenbindung, sondern darum, sich mit dem Kunden zu verbinden. Eine gute Möglichkeit hierfür sind Informationen und Tipps für den Kunden zu Gesundheits- und Nachhaltigkeitsthemen mittels Apps, Newslettern und Podcast.

Fazit: Die Boom-Themen zu besetzen sowie auf eine authentische sowie anziehende Weise zu präsentieren, steigern die Attraktivität und den Wert des Maklerunternehmens.

Besser führen ohne Führen!

Wenn neue Mitarbeiter fehlen, ist es umso wichtiger, die Potenziale der vorhandenen Mitarbeiter zu entwickeln. Leider scheitert dies oftmals am Zeitmangel der Maklerunternehmer und der Führungskräfte. Die Ursache dafür liegt erfahrungsgemäß an einem veralteten Führungsverständnis. Wenn sich der Makler oder die Führungskraft als Problemlöser und Ratgeber für seine Mitarbeiter versteht, wird er mit der Zeit selbst zum Engpassfaktor. Es braucht deshalb eine neue Kompetenz, welche die Selbstentwicklung der Mitarbeiter fördert und sie befähigt, Problemlösungen weitgehend selbst zu entwickeln.

Mehr Zeit für Führung ermöglichen die modernen Coaching-Skills. So machen neurosystemische Ansätze die Führungsarbeit nicht nur sehr viel effektiver, sondern auch nachhaltiger und menschlicher. Dies wird durch Can-do-Coaching möglich, indem es den Mitarbeiter befähigt, die besten Lösungen selbst zu erkennen oder zu kreieren.

Fazit: Die Führungskraft der neuen Generation ist auch Coach. Moderne Coaching-Skills ermöglichen ein Upgrade des Mitarbeiter­potenzials auf das nächsthöhere Level.

Der Maklerbetreuer 2.0

Die Boom-Themen des Maklers müssen vom Maklerbetreuer aufgenommen und von ihm beraten und gecoacht werden. Nur so kann er neben den klassischen Aufgaben als Produktanbieter und vertrieblicher Betreuer einen zusätzlichen Mehrwert bieten und verhindern, zukünftig als austauschbar wahrgenommen zu werden.

Der Makler wird jedoch häufig als Produktabnehmer und Verkäufer gesehen. Er ist aber auch Unternehmer. Für seine unternehmerischen Themen benötigt er eine passgenaue Beratung, einen professionellen Service und effektive Tools, die sich an seinen Bedingungen und seinen Zielen orientieren. Daher ist es eine wichtige Aufgabe für die Versicherer, die Maklerbetreuer und Key-Account-Manager darin zu schulen, den Makler mit seinem Unternehmen ganzheitlich beraten, begleiten und coachen zu können.

Fazit: Die klassischen Betreuungsleistungen des Maklerbetreuers sind heute ein Hygienefaktor für den Erfolg des Maklers. Zusätzlichen Mehrwert bieten Leistungen, die seinen unternehmerischen Zielen dienen.

Über Roland Löscher

Der Experte für Vertrieb und Veränderung berät Unternehmen und coacht Persönlichkeiten aus Wirtschaft, Sport und Gesellschaft. An der LCC Akademie (LÖSCHER Coaching | Consulting) bildet er Führungskräfte und Verkäufer aus. Seine Bücher zum Thema und weitere Informationen unter: rolandloescher.com

Diesen Artikel lesen Sie auch in AssCompact 11/2023 und in unserem ePaper.

Bild: © maglara – stock.adobe.com

 
Ein Artikel von
Roland Löscher

ifo-Umfrage: Home-Office in Arbeitswelt etabliert?

Die Mehrheit der Betriebe in Deutschland gibt sich laut einer Umfrage zufrieden mit ihren derzeit geltenden Home-Office-Regeln. Nur wenige planen noch Änderungen. Ein Rückgang wird nicht erwartet. Je nach Branche und Größe der Unternehmen gibt es allerdings starke Unterschiede.

In Deutschland planen 84% der Unternehmen, ihre aktuellen Home-Office-Regelungen beizubehalten. Lediglich jeweils 8% der Firmen möchten ihre Home-Office-Regeln noch verändern. Das hat das ifo Institut in einer Umfrage herausgefunden.

Home-Office fest etabliert

ifo-Forscher Simon Krause erklärt, dies gelte in allen Wirtschaftszweigen sowie bei kleineren, mittleren wie größeren Unternehmen gleichermaßen. „Trotz der öffentlichen Debatte um die Rückkehr ins Büro hat sich das Home-Office in der Arbeitswelt fest etabliert“, so Krause.

Rückgang nicht in Sicht

Seit April 2022 ermittelt das Institut laut ifo-Forscher Jean-Victor Alipour „eine gleichbleibende Quote von einem Viertel aller Beschäftigten im Home-Office“. Angesichts der neuen Umfrageergebnisse wird nicht mit einem Rückgang gerechnet.

So ist Home-Office in unterschiedlichen Branchen geregelt

Derzeit gibt es bei 34,1% aller Firmen eine Betriebsvereinbarung zu Home-Office. 15,4% nutzen Regelungen auf Bereichs- oder Teamebene, während 29,1% individuelle Vereinbarungen haben. Keine Regelung oder gar kein Home-Office können 31,2% vorweisen.

Das ifo Institut findet hinter diesen Durchschnittszahlen jedoch große Unterschiede: Beispielsweise haben 49% der Industrieunternehmen und 32,6% der Dienstleister eine Betriebsvereinbarung, jedoch lediglich 12,3% der Firmen im Handel und 17,1% in der Baubranche. Regelungen auf Teamebene und individuelle Vereinbarungen sind in etwa gleichmäßig in allen Wirtschaftsbereichen verbreitet. Die Unternehmen im Dienstleistungssektor (31,2%) und in der Industrie (18,1%) haben aber z. B. seltener keine Regelung bzw. keine Home-Office-Möglichkeit als die in der Baubranche (54%) und im Handel (50,8%).

So handhaben Großunternehmen und KMUs Home-Office

Außerdem findet sich laut Umfrage bei Großunternehmen mit 55,3% deutlich häufiger eine Betriebsvereinbarung als bei kleineren und mittleren Unternehmen (KMUs) mit 23,8%. Der Anteil der KMUs ohne Home-Office-Regelung oder -Möglichkeit liegt mit 39,4% wiederum deutlich über dem der Großunternehmen mit 13,1%. Auch Regelungen auf Teamebene sind verbreiteter in Großunternehmen (23,2%) als in KMUs (12,1%), wohingegen in KMUs (31,9%) eher als in Großunternehmen (23,3%) auf individuelle Regelungen zu treffen ist.

Über die Umfrage

Die repräsentative Umfrage wurde unter mehr als 9.000 Unternehmen in Deutschland im August 2023 durchgeführt. (lg)

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Finanzielle Bildung auf DIN-Norm-Basis

Die Finanzbildung soll gestärkt werden. Dazu stellt der Haushaltsausschuss des Bundestages Fördermittel für ein Modellprojekt bereit. Es soll Arbeitnehmern in Betrieben und Bürgern bei der privaten Altersvorsorge dienen, um Klarheit über ihre Finanzen zu gewinnen, z. B. über Seminare und Coachings.

Der Haushaltsausschuss des Bundestages stärkt die Finanzbildung, indem er Fördermittel für ein Modellprojekt zur finanziellen Bildung von Arbeitnehmern in Betrieben und Bürgern bei der privaten Altersvorsorge bereitstellt. Das hat nun der FDP-Haushaltspolitiker Frank Schäffler bekannt gegeben. Er hatte sich zuvor dafür eingesetzt – nun wurde es in einer Sitzung beschlossen.

Corporate-Benefit-Programme für Arbeitnehmer

Ziel des Projekts ist es, Instrumente zu erarbeiten, die Arbeitgeber im Rahmen von Corporate-Benefit-Programmen ihren Arbeitnehmern bereitstellen können. Damit sollen sie Klarheit über ihre Finanzen bekommen. Angedacht sind z. B. Seminare, Coachings und Veranstaltungen sowie Software-Applikationen. Das Projekt soll auf den DIN-Normen 77230 und 77223 aufgebaut sein.

Klarheit über finanzielle Situation erlangen

„Unabhängig von Alter, Einkommen und Bildung fehlt vielen Menschen ein klarer Blick auf ihre finanzielle Situation bezüglich ihrer Absicherung, Vorsorge und Vermögensplanung“, so Schäffler zur Initiative.

Mit der DIN 77230 „Basis-Finanzanalyse für Privathaushalte“ und der DIN 77223 „Risikoprofilierung für Privatanleger“ existieren Schäffler zufolge Instrumente, mit deren Hilfe Verbraucher eigenständig oder unterstützt von Finanzberatern Klarheit über ihre finanzielle Situation erlangen können.

„Objektiv, neutral und frei von Fehlanreizen“, betont der Bundestagsabgeordnete. Für das Modellprojekt stehen in den nächsten drei Jahren insgesamt 600.000 Euro zur Verfügung. „Die Koalition hat sich zum Ziel gesetzt, eine umfassende Verbraucherbildung zu gewährleisten. Mit der Entscheidung des Haushaltsausschusses gehen wir hier einen weiteren wichtigen Schritt“, so Schäffler. (lg)

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Bundesministerien stellen Initiative „Finanzielle Bildung“ vor

„Hatte ein voreingenommenes Bild von der Finanzbranche“

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Berufliche Bildung: Wie Beschäftigte Umgang mit KI lernen

Technischer Fortschritt in der Arbeitswelt diente bisher größtenteils der Erleichterung von körperlicher Arbeit. Mit der Entwicklung der KI kann nun auch die „Kopfarbeit“ maßgeblich unterstützt werden. Doch welche Kompetenzen werden für den Umgang mit KI-Applikationen wie ChatGPT eigentlich benötigt?

Ein Artikel von Prof. Dr. Sascha Fauler, FOM Hochschule, Bonn, Professur für A-BWL, insbesondere Personalmanagement

Seit geraumer Zeit wird über künstliche Intelligenz (KI) gesprochen. Nun konkretisiert sich seit Anfang dieses Jahres durch ChatGPT erstmals die direkt spürbare Anwendungsmöglichkeit in der Arbeitswelt und im Bildungssektor, wo KI künftig ein fester Bestandteil sein wird. Es ist also Aufgabe der beruflichen Bildung, Arbeitnehmende auf die damit verbundenen neuen Herausforderungen vorzubereiten. Um dies für die Versicherungs­branche zu gewährleisten, hat das Berufsbildungswerk der Deutschen Versicherungswirtschaft (BWV) e. V. im Juni 2023 ein Thesenpapier „Integration von generativen KI-Applikationen in der Berufsaus­bildung“ herausgegeben. Hieran anknüpfend beschäftigt sich dieser Beitrag mit der Frage, welche Kompetenzen künftig für den Umgang mit KI-Applikationen wie ChatGPT erforderlich sein werden.

Die künftige Arbeitswelt mit KI-Applikationen

Bisher hat sich der technische Fortschritt in der Arbeitswelt vornehmlich bei der körperlichen Arbeit bemerkbar gemacht, indem z. B. ganze Arbeitsgänge durch Roboter ersetzt wurden oder Maschinen die Muskelkraft unterstützt haben. Nun stehen mit KI-­Applikationen Assistenzsysteme für die Kopfarbeit zur Verfügung. Dabei wird der Fokus auf einer ergänzenden Nutzung von KI-Applikationen liegen und nicht auf dem Ersatz von menschlichen Arbeitskräften. Der Mehrwert solcher Mensch-Maschine-Tandems liegt darin, dass sie Leistungen erzeugen können, die jeder Teil für sich alleine – also der Mensch ohne eine KI-Unterstützung und die KI alleine – nicht imstande wäre zu vollbringen. Dafür ist es erforderlich, dass alle mit KI-Applikationen arbeitenden Menschen durchdringen, wie diese funktionieren und welche Grenzen sie haben. So ist z. B. ChatGPT darauf trainiert, auf der Basis von Wahrscheinlichkeiten menschenähnliche und nicht inhaltlich richtige Antworten zu generieren. Es besteht die Gefahr, dass erzeugter Content gut klingt, aber durch ChatGPT halluziniert wurde und somit faktisch falsch ist. Greift die KI-Applikation auf eine vorurteilsbehaftete Datenbasis zu, übernimmt sie die damit verbundene Voreingenommenheit, um nur ein weiteres Beispiel für die Limitationen von ChatGPT anzuführen. Es muss somit zu einer klaren Aufgabenverteilung innerhalb der Mensch-Maschine-Tandems kommen. Dabei muss der Mensch insbesondere die Aufgaben übernehmen, die eine KI-Applikation nicht übernehmen kann.

Anforderungen an den Menschen

Zu diesen Aufgaben gehören im Wesentlichen die Auftragserteilung an die KI-Applikation, die Qualitätskontrolle sowie die Übernahme der Verantwortung für Arbeitsergebnisse und -prozesse. Um eine KI-Applikation effektiv und effizient nutzen zu können, sollte man ihr klare Anweisungen geben (z. B. „Erläutere den Begriff Sozialversicherung“), ihren Suchraum einschränken (z. B. „Erstelle die Erläuterung für den Politikunterricht in der 7. Klasse an einer Realschule“) und die Content-Ausgabe steuern (z. B. „Formuliere die Erläuterung als Gedicht“). Menschenseitig muss also das sogenannte Prompt-Design souverän angewandt werden können. Der auf dieser Basis erzeugte Content muss aufgrund der schon angesprochenen Limitation der KI-Applikation nun durch den Menschen auf seine Qualität hin überprüft werden, beispielsweise in folgender Hinsicht: Wird mit dem erzeugten Content das Ziel des Prompts erreicht und der Anspruch (z. B.: Handelt es sich um ein Gedicht über die Sozialversicherung, welches für Kinder in der 7. Klasse verständlich ist?) erfüllt? Ist der Content fachlich richtig, diskriminierungsfrei, usw.? Nach der Qualitätskontrolle und gegebenenfalls vorgenommenen Korrekturen muss das Arbeitsergebnis freigegeben werden. Dies beinhaltet, dass der die KI-Applikation anwendende Mensch nun die Verantwortung für das Ergebnis und den Prozess, der zu dem Ergebnis geführt hat, übernimmt, und zwar in dem Sinne, dafür einzustehen.

Schlüsselkompetenzen für die Nutzung von KI-Applikationen

Damit Menschen diese Anforderungen erfüllen können, benötigen sie grundlegende Kompetenzen. Diese werden aus den zuvor beschriebenen Anforderungen abgeleitet: Für die Nutzung einer KI-Applikation benötigt man Medienkompetenz. Für das Prompt-Design ist zunächst die Kenntnis erforderlich, wie ein Prompt gestaltet werden kann. Bei der Formulierung des Prompts wird sodann ein hinreichendes Maß an Kreativität und sprachlicher Präzision benötigt. Eine gewisse Sprachkompetenz ist zudem auch geboten, um den erzeugten Content verstehen, bewerten und kontextualisieren bzw. einordnen zu können. Für die Bewertung von inhaltlicher Richtigkeit ist ein hohes Maß an Fachkenntnissen erforderlich. Für die Einordnung des Contents werden zudem prozess- und aufbauorganisatorische Kenntnisse gebraucht. Im Hinblick auf die Verwendung des erzeugten Contents ist, auch und vor allem aus ethischer Perspektive, eine Reflexions- und Abwägekompetenz, eingebettet in ein gehöriges Verantwortungsbewusstsein, sowie angemessene Sensibilität geboten, beispielsweise in dem Sinne, dass sich die Frage gestellt wird, was mit der Verwendung der Ergebnisse bei anderen Menschen bewirkt werden könnte. Letztlich muss eine Entscheidung zur verantwortlichen Verwendung der Ergebnisse getroffen werden.

Anpassung der Schlüsselkompetenzen

Berufliche Bildung: Wie Beschäftigte den Umgang mit KI lernen

Tabelle: Kompetenzen für den Umgang mit KI in der Arbeitswelt

Diese Übersicht ordnet die abgeleiteten Kompetenzen für den angemessenen Umgang mit KI-Applikationen in der Arbeitswelt in das System der Schlüsselkompetenzen ein.

Diesen Artikel lesen Sie auch in AssCompact 11/2023 und in unserem ePaper.

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Ein Artikel von
Prof. Dr. Sascha Fauler

Gelungene Premiere der Young DKM

Auf der DKM 2023 feierte mit der Young DKM ein neues Format seine Premiere. In Vorträgen, Diskussionen und Workshops wurden insbesondere der Fachkräftemangel sowie die Nachwuchsgewinnung thematisiert. Gleichermaßen stand der Austausch zwischen Branche und Studenten auf der Agenda.

Ein Artikel von Maximilian Schroll, Geschäftsführer der yumata Consulting GmbH

Die Versicherungsbranche leidet unter einem akuten Fachkräftemangel, der die Rekrutierung von qualifiziertem Nachwuchs erschwert. Viele junge Menschen empfinden die Branche als altmodisch und unattraktiv, was ihre Attraktivität als Arbeitgeber mindert.

Um diesem demografischen Problem zu begegnen, wurde die Young DKM ins Leben gerufen. Sie soll sich als zukunftsweisende Plattform etablieren, auf der junge Talente ihre innovativen Ideen präsentieren können. Bei der Veranstaltung am 24. und 25.10.2023 im Rahmen der DKM 2023 in der Messe Dortmund waren junge Studierende aus verschiedenen Regionen Deutschlands anwesend und gestalteten das Programm aktiv mit.

Erster Tag: Fokus auf Nachwuchsförderung

Der Dienstag stand ganz im Zeichen der Nachwuchsförderung. Andreas Wollermann, Tobias Knörrer (bbg) und Prof. Dr. Jürgen Hilp präsentierten eine fundierte Analyse der aktuellen Herausforderungen bei der Nachwuchsgewinnung. Dabei beleuchteten sie sowohl die Charakteristika der jungen Zielgruppen als auch die Gründe, warum diese die Versicherungswirtschaft nicht als attraktiven Arbeitgeber wahrnehmen und stellten verschiedene Lösungsansätze vor.

Im Anschluss diskutierten Maximilian Schroll und Kevin Meyer (Kevin Meyer Consulting) über die Auswirkungen des demografischen Wandels auf die Versicherungsbranche und den notwendigen Kulturwandel zwischen den Generationen.

Ein weiteres Highlight war die von Lisa Knörrer moderierte Podiumsdiskussion zum Thema „HR der Zukunft“ mit hochkarätigen Diskutanten aus der Branche. Eingeleitet wurde die Diskussion durch einen Impulsvortrag von Toygar Cinar (RheinWest HR Solutions), der erläuterte, was Führungskräfte von Borussia Dortmund lernen können. Daraufhin wurden in der intensiven Diskussion zwischen Dr. Gerrit Böhm (VOLKSWOHL BUND), Thomas Bischof (Gothaer), Hava Misimi (Femance Finanzen) und Moritz Heilfort (paladinum) die aktuellen Herausforderungen bei der Rekrutierung von Nachwuchskräften beleuchtet, unter anderem die Gründe, warum junge Menschen die Versicherungswirtschaft häufig nicht als attraktiven Arbeitgeber wahrnehmen.

Zweiter Tag: Interaktion mit Studenten

Der Mittwoch begann mit einem interaktiven Rechtsvortrag von Prof. Dirk-Carsten Günther (BLD Bach Langheid Dallmayr Rechtsanwälte) und Dennis Sturm (STC Gruppe), der von der ehemaligen Richterin am Landgericht Potsdam Julie Schellack (Martens & Prahl) moderiert wurde.

Es folgte ein Workshop zur Versicherungswirtschaft im Jahr 2030, in dem Andreas Wollermann und Maximilian Schroll gemeinsam mit den Besuchern eine neue Vision und ein Zielbild für die Zukunft der Branche entwickelten, wobei die Meinungen und Ideen des Publikums besonders berücksichtigt wurden.

Hierauf folgte eine Podiumsdiskussion zwischen Frank Kettnaker (ALH Gruppe), Julia Blank (AGV), Kai Buczinski (Finanzwache) und Marco Seuffert (BVK) zur Zukunft der Versicherungswirtschaft, bei der hochinteressante Themen wie innovative Provisionsmodelle, die Auswirkungen des demografischen Wandels und die Rolle der Digitalisierung ausführlich erörtert und diskutiert wurden.

Den Abschluss bildete ein Rechtsschutz-Theater von Versicherungsmakler Michael Richthammer (Richthammer Versicherungsmakler), bei dem das Publikum anhand eines fiktiven Rechtsfalls die Vorteile einer Rechtsschutzversicherung hautnah erleben konnte.

Die Diskussionen und Beiträge der Young DKM 2023 verdeutlichten das bestehende Defizit in der Wahrnehmung der Versicherungswirtschaft durch junge Menschen und das Selbstbild der Branche. Um diese für junge Talente attraktiver zu gestalten, wird die Young DKM auch im kommenden Jahr neue Wege gehen und der Jugend eine Stimme geben.

Über die Young DKM

Die Young DKM fand in diesem Jahr zum ersten Mal im Rahmen der DKM 2023 statt. Während sich der erste Tag vor allem an die Professionals der Versicherungsbranche richtete, standen am zweiten Tag Themen für die eingeladenen Studenten im Fokus. Initiiert wurde die Young DKM von Lisa Knörrer (bbg), Prof. Dr. Jürgen Hilp (DHBW Heidenheim), Max Schroll (yumata) und Andreas Wollermann (INVW). Als Sponsoren wurden der BVK und die GGW Group gewonnen.

 
Ein Artikel von
Maximilian Schroll

Frauenanteil in Vorständen auf 17,4% gestiegen

Es gibt noch viel zu tun, bis die Frauen- und Männeranteile in Vorständen und Aufsichtsräten sich ausgleichen, auch wenn die AllBright Stiftung der Entwicklung innerhalb des letzten Jahres eine gute Dynamik zuschreibt. Denn: Viele Unternehmen holen Frauen in die Vorstände – oft aber nur eine.

Die AllBright Stiftung ist eine gemeinnützige Stiftung mit Sitz in Stockholm und Berlin, die sich für mehr Frauen und Diversität in den Führungspositionen der Wirtschaft stark macht. Sie hat nun den AllBright Herbstbericht 2023 herausgegeben, in dem der Frauenanteil in DAX-Unternehmen untersucht wurde. Jedes Jahr werden rund 100 Vorstandsposten in den 160 Börsenunternehmen neu besetzt.

Frauenanteil in den Vorständen: 17,4%

Laut AllBright gibt es bei der Erhöhung des Frauenanteils in den Vorständen der 160 in DAX, MDAX und SDAX notierten Unternehmen weiterhin eine gute Dynamik. Zwischen September 2022 und September 2023 neubesetzte Vorstandspositionen gingen zu 37% an Frauen. Das bedeutet, dass es nun erstmals weniger Unternehmen mit rein männlich besetzten Vorständen (66) als Unternehmen mit Frauen im Vorstand (94) gibt, so die Stiftung. Ein großes "Aber" kommt trotzdem, denn bei 71 der Unternehmen sitzt nur eine einzige Frau im Vorstand. So ist der Frauenanteil in den Vorständen mit 17,4% auch weiterhin sehr gering.

„Es gibt noch viel zu tun!“

Auf Anfrage von AssCompact sagt Andrea Brock, General Managerin bei QBE Europe, Direktion für Deutschland, basierend auf der aktuellen AllBright-Stiftungsstudie: „Auch wenn wir in Summe einen leichten Anstieg von Frauen im C-Level-Bereich von DAX-Unternehmen sehen (um 3,2 Prozentpunkte auf 17,4%), ist der Trend auf dem CEO-Level leider rückläufig. Weiterhin wird auch im C-Level-Bereich nach der ‚Thomas-Schablone‘ rekrutiert – hier wurde unter anderem abgestellt auf Geschlecht, Herkunft, Geburtsjahrgang und Bildungsgrad. Mit dem durchschnittlichen Tempo für Veränderung der vergangenen fünf Jahre würde es nach aktuellem Stand noch 18 Jahre dauern, bis wir einen Frauenanteil von 50% in den Führungsgremien von DAX-Unternehmen erreichen. Wenn wir die Ausganglage der gesamten Wirtschaft auf die Versicherungswirtschaft anwenden würden, wäre der Startpunkt bereits geringer – im Jahr 2019 lag der Anteil von Frauen im C-Suite-Non-Life-Bereich gerade mal bei 12,6%. Es gibt also noch viel zu tun!“ ‚Thomas-Schablone‘ deswegen, weil Thomas laut der Studie der AllBright Stiftung seit vielen Jahren der häufigste Name in den Vorständen ist. Dort heißt es: „Die CEOs umgeben sich noch immer bevorzugt mit etwas jüngeren Spiegelbildern ihrer selbst; so ist eine Art ‚Thomas-Kreislauf‘ entstanden, in der neue Vorstandsmitglieder nach der Schablone der schon vorhandenen Vorstandsmitglieder rekrutiert werden.“

Zweitstärkster Zuwachs im Laufe eines Jahres

Zwischen September 2022 und September 2023 erhöhte sich der Frauenanteil in den Vorständen der 160 an der Frankfurter Börse notierten Unternehmen um rund 3 Prozentpunkte. Bisher ist dies der Stiftung zufolge der zweitstärkste Zuwachs im Laufe eines Jahres. Dieser gehe vor allem auf die 50 MDAX-Konzerne zurück, die hier um gut 5 Prozentpunkte zulegen konnten, heißt es weiter. Im MDAX ist die Konkurrenz um Vorständinnen besonders groß, dort holten zuletzt viele Unternehmen eine erste Frau in den Vorstand.

Männeranteil unter Vorstands- oder Aufsichtsratsvorsitzenden: 96%

Der Männeranteil bei den Vorstands- oder Aufsichtsratsvorsitzenden in DAX, MDAX und SDAX beträgt jeweils rund 96%. Hier ist die Entwicklung an der Spitze leicht rückläufig. Insgesamt liegt Deutschland beim Frauenanteil in den Vorständen laut AllBright deutlich unter dem Niveau anderer Länder. Ganz vorne sind die USA mit 32,6%, es folgen Großbritannien (29,5%), Frankreich (27,9%) und Schweden (27,2%). Deutschland liegt mit 23,2% im DAX nur noch vor Polen (17,1%, Stand 01.09.2023).

„Eine Frau im Vorstand entwickelt sich gerade zur neuen Norm“

„Viele Unternehmen haben nun eine Frau im Vorstand, das entwickelt sich gerade zur neuen Norm. Dieses Verständnis ist aber bedenklich – wir brauchen einen substanziellen Frauenanteil in den Vorständen, wenn wir insgesamt eine andere Dynamik in den Unternehmen sehen wollen. Da sind die amerikanischen Unternehmen sehr viel weiter und zurzeit die attraktiveren Arbeitgeber“, heißt es von Wiebke Ankersen und Christian Berg, Geschäftsführung der AllBright Stiftung. „In Deutschland gehen zwar inzwischen Unternehmen wie die Allianz, Beiersdorf, Deutsche Telekom, Mercedes Benz oder Zalando mit einem hohen Frauenanteil voran. Wir brauchen aber auch dringend mehr Frauen in den entscheidenden Positionen der Vorstands- oder der Aufsichtsratsvorsitzenden, damit Chancengleichheit nachhaltig in der deutschen Wirtschaft verankert ist.“

Mehr Informationen zu dem Bericht gibt es hier. (lg)

Bild: © Arthur – stock.adobe.com

 

Viel Information und Austausch auf der DKM 2023

Die diesjährige Leitmesse der Finanz- und Versicherungsbranche ist vorüber. Die DKM bot ein umfangreiches Programm, viele Impulse und vor allem auch jede Menge Gelegenheit zum Netzwerken. Hier noch einige Eindrücke vom Messegeschehen in einer AssCompact Bildergalerie.

 
von
 

Warum traditionelle Methoden bei der Gen Z versagen

Die Transformation der Finanz- und Versicherungswirtschaft ist in vollem Gange. Dieser grundlegende Wandel betrifft auch Maklerunternehmen. Doch wie kann dort die Transformation gelingen? Wie lässt sich beispielsweise die junge Generation am besten erreichen und was ist dafür nötig?

Ein Artikel von Prof. Dr. Jürgen Hilp, Leiter des Studiengangs BWL-Versicherung an der DHBW Heidenheim, und Maximilian Schroll, Geschäftsführer der yumata Consulting GmbH

Die Evolution sozialer Netzwerke hat die Art und Weise, wie wir kommunizieren, Informationen beschaffen und uns präsentieren, revolutioniert.

Diese digitale Veränderung hat insbesondere bei jungen Menschen einen unauslöschlichen Eindruck hinterlassen. Wenn Finanz- und Versicherungsmakler diese Generation erreichen wollen – ob als Kunde oder Mitarbeiter –, müssen sie dringend ihre Strategien überdenken.

Hauptinformationsquelle: soziale Medien

Denken Sie an die ersten Tage sozialer Netzwerke zurück, an MySpace, SchülerVZ oder SchülerCC. Diese Plattformen mögen für manche von uns wie ferne Erinnerungen klingen, aber für die jüngere Generation sind sie historische Fußnoten. Heute dominieren Plattformen wie Instagram, YouTube, Reddit, TikTok, Twitch und Snapchat den digitalen Raum und sind zu den Hauptinformationsquellen für viele Jugendliche geworden. Hier tauschen sie sich aus, bilden Meinungen und nehmen Ratschläge an. Emojis, GIFs und Memes sind ihre Sprache und Influencer ihre Vorbilder.

Das lässt die Gen Z kalt

Junge Menschen sind an personalisierte Newsfeeds und Instant Messaging gewöhnt. Für sie ist die schnelle Beschaffung von Informationen nicht nur ein Luxus, sondern eine Erwartung. In einer Welt der „Echokammern“ und der Gefahr von Fehlinformationen sind sie kritisch gegenüber allem, was sie online lesen, und suchen nach Authentizität. Das bedeutet, dass altmodische Verkaufsgespräche, Hochglanzbroschüren und traditionelle Werbemaßnahmen sie wahrscheinlich kalt lassen.

Andere Werte, andere Erwartungen

Doch die wahre Herausforderung liegt nicht nur in den verschiedenen Kommunikationskanälen, sondern auch im Wertesystem. Die digitale Generation legt Wert auf Transparenz, Ehrlichkeit und schnellen Zugriff. Versicherungs- und Finanzprodukte, die mit Fachjargon überladen und schwer verständlich sind, werden schnell abgelehnt. Sie wollen keine Produkte, sie suchen nach Lösungen, die in ihren digitalen Lebensstil passen. Dafür braucht es neue Narrative und Botschaften, um junge Menschen zu erreichen und für sich zu begeistern.

Zusätzlich zum Wertewandel gibt es auch einen signifikanten Unterschied in der Technologieanpassung. Während ältere Generationen sich an die Digitalisierung anpassen mussten, sind die Jüngeren damit aufgewachsen. Dieser Unterschied in der digitalen Bildung führt dazu, dass junge Menschen oft intuitiver, kritischer und anspruchsvoller in ihrer Technologienutzung sind – und dies im Zweifelsfall auch von ihrem Ansprechpartner in Versicherungs- und Finanzthemen erwarten.

Was bedeutet das für Finanz- und Versicherungsmakler?

Das bedeutet, dass es Zeit ist, sich anzupassen. Die Branche muss die Werte der jungen Generation anerkennen und in ihre Kommunikations- und Vertriebsstrategien integrieren. Statt konventioneller Methoden müssen Makler innovative, transparente und authentische Ansätze nutzen, um diese dynamische und vielfältige Zielgruppe zu erreichen.

Zusammenfassend ist die Botschaft klar: In einer Zeit, in der der digitale Wandel rapide fortschreitet, müssen sich Finanz- und Versicherungsmakler weiterentwickeln, um relevant zu bleiben. Wer nicht bereit ist, sich anzupassen, riskiert, von einer ganzen Generation übersehen zu werden. Und in einer Branche, in der Vertrauen und Beziehungen alles sind, könnte das den Unterschied zwischen Erfolg und Versagen bedeuten.

Lesen Sie auch: Ziel- und Performancemanagement für Makler

Diesen Artikel lesen Sie auch in AssCompact 10/2023 und in unserem ePaper.

Bild: © deagreez – stock.adobe.com

 
Ein Artikel von
Prof. Dr. Jürgen Hilp
Maximilian Schroll

Was erlernte Rollenbilder mit Finanzplanung zu tun haben

Die Stuttgarter widmet sich in einer aktuellen Kampagne dem Thema Finanzen und Vorsorge von Frauen. Dazu hat sie sich auch mit der Frage beschäftigt, welche Vorbilder Frauen und Mädchen prägen und wie das mit Vorsorge zusammenhängt. Die Kampagne klärt auf und macht Lösungsvorschläge.

Mit ihrer neuen Kampagne „HÖR AUF DICH“ startet die Stuttgarter Lebensversicherung eine Initiative, um auf das Thema Finanzen und Vorsorge für Frauen aufmerksam zu machen.

Rollenbilder und finanzielle Vorsorge

Teil der Initiative ist ein emotionaler Film, in dem ein Experiment vorgestellt wird, bei dem Frauen und Mädchen Bilder von talentierten, erfolgreichen Menschen malen sollten. Viele der Mädchen malten weibliche Personen – Frauen jedoch nicht. Daraus leitet die Stuttgarter nun die Fragen ab: Wann wechselt das Verständnis bzw. die Selbstwahrnehmung? Und warum assoziieren die meisten Frauen Erfolg automatisch mit Männern? Antwort des Lebensversicherers: Frauen hören stark auf ihre innere Stimme – diese sei aber von männlichen Geschlechterrollen geprägt. So würden Rollenbilder erlernt, die dazu führen, dass Frauen sich limitieren lassen – auch bei Finanzplanung und finanzieller Vorsorge, heißt es.

„Problem an der Wurzel angehen“

Kommunikationschef Marco Cianci ist bei der Stuttgarter federführend für die Kampagne verantwortlich. Er sagt: „Gender Pay Gap, Gender Pension Gap oder der Umstand, dass Altersarmut weiblich ist, ist weitestgehend bekannt – wir wollen mit der Kampagne das Problem an der Wurzel angehen: Wie kann eine geschlechterspezifische Beratung aussehen? Was ist zu tun, damit Finanzberatung heute und zukünftig nicht Mansplaining ist? Wie sieht unser Beitrag aus, damit Frauen richtig abgesichert sind? Das sind die zentralen Aufgaben.“

81,1% halten finanzielle Bildung für wichtig

Zudem hat die Stuttgarter in Zusammenarbeit mit dem Marktforscher Appinio deutschlandweit eine Befragung mit über 1.000 Personen zu ihrem Finanzwissen und zu ihren Einstellungen rund um Altersvorsorge und -produkte durchgeführt. Dadurch möchte das Unternehmen den Beratungsbedarf von Frauen besser verstehen. Heraus kam, dass 36% der Frauen in Deutschland sich zu wenig informiert fühlen, um langfristig finanziell relevante Entscheidungen zu treffen. Und für 81,1% der befragten Frauen ist finanzielle Bildung wichtig für die persönliche Finanzstabilität und -sicherheit.

„In den richtigen Beratungsdialog mit Frauen kommen“

„Das Bewusstsein für die Relevanz von Altersvorsorge besteht. Die Herausforderung liegt darin, in den richtigen Beratungsdialog mit Frauen zu kommen. Veränderung ist jederzeit möglich. Und nicht nur zukünftige Generationen von Mädchen haben die Chance auf finanzielle Absicherung im Alter, auch Frauen, die das Thema Finanzen bis heute nicht selbst angegangen sind, können jederzeit den ersten Schritt gehen“, so Cianci.

Mehr Informationen zu der Initiative, u. a. Beratungs- und Vertriebshilfen, gibt es unter Die Kampagne zum Thema Frauenfinanzen Für bessere finanzielle Vorsorge von Frauen. (lg)

Bild: © STARSsoft – stock.adobe.com

 

FemSurance: Frauen in der Versicherungsbranche stärken

Neue Kontakte und zahlreiche Learnings aus den Vorträgen der Speakerinnen konnte das Publikum der FemSurance von der DKM mitnehmen. In der abschließenden Diskussionsrunde inspirierten die sechs Teilnehmerinnen das Publikum mit Know-how und frischen Ideen für die Arbeitswelt.

Mit einem neuen Format auf der DKM, der FemSurance, soll Frauen in der Versicherungsbranche eine Plattform für Austausch und Networking gegeben werden. Dort fanden im Laufe des Mittwochs, 25.10.2023, Vorträge rund um Themen, die für Frauen in der Branche wichtig sind, statt. Unter anderem ging es z. B. um weibliche Karrierewege und Frauen in Führungspositionen. Viele der Speakerinnen gaben auch interessante Einblicke in ihre Anfänge in der Versicherungswirtschaft.

Durch das Programm der gut besuchten Veranstaltung führte Alexandra Kallmeier, Geschäftsführerin der VersCare Versicherungsmakler GmbH, die sich selbst seit Jahren mit dem Thema beschäftigt und sich dafür einsetzt, dass Frauen in der Branche eine Stimme bekommen. Auch konnte sie zwischen den Beiträgen immer wieder aus ihren eigenen Erfahrungen berichten.

Die erste FemSurance mit tollen Speakerinnen und einer abschließenden Podiumsdiskussion beschäftigte sich u.a. mit Diversity, geschlechtsspezifischen Unterschieden auf dem Arbeitsmarkt und auch mit dem War for Talents. Im Fokus stand auch regelmäßig die Gelegenheit, sich mit den Speakerinnen und untereinander auszutauschen. Denn: Ein gutes Netzwerk zu haben, war schon immer wichtig. In diesen herausfordernden Zeiten ist es wertvoller denn je. Lasst uns gemeinsam diese wichtigen Themenbereiche nach vorne bringen!", so Kallmeier.

Neue Werte: Gleichberechtigung und Diversität

Die Vortragsreihe wurde durch namhafte Speakerinnen aus verschiedenen Bereichen der Versicherungswirtschaft bereichert. Betina Kirsch, Geschäftsführerin des Arbeitgeberverband der Versicherungsunternehmen in Deutschland e. V., ging in ihrem Vortrag auf das Thema „Die Zukunft ist weiblich: Diversity als Innovationstreiber!“ ein. Unter anderem Kirsch berichtete auch von einem Wandel in den Einstellungen. War man vor einigen Jahren noch der Auffassung „Frauen wollen halt nicht“ in Führungspositionen, habe sich diese Auffassung weitgehend geändert. Qualifizierte Frauen gebe es sowieso genug. Zwar sind die leitenden Positionen in Unternehmen laut diverser Studien und Statistiken auch heute in vielen Fällen nicht paritätisch besetzt. Es wird aber bereits erkannt, dass diverse Teams erwiesenermaßen erfolgreicher seien. Zudem wird nun viel Wert auf Gleichberechtigung und Diversität gelegt. Die Frage ist eher – und die wurde über den gesamten Tag immer wieder gestellt – wie Betriebe den Bedürfnissen von Frauen entgegenkommen könnten. Hier fielen oft die Stichworte Care-Arbeit und Vereinbarkeit von Beruf und Familie, die nicht nur Frauen etwas angehen. Insgesamt ging es bei der FemSurance auch um Lösungssuche- und -vorschläge.

Moderner Führungsstil und Mitarbeitergewinnung

Ein Beispiel für modernen Führungsstil und New Work brachte Eileen Billerbeck, Geschäftsführerin der Billerbeck GmbH. In ihrem Vortrag „Zwischen Instagram und kostenlosen Massagen – Mitarbeitergewinnung aus der Perspektive einer jungen Geschäftsführerin“ stellte sie die Employee Journey in ihrem Unternehmen von der Ausschreibung bis zum Off-Boarding vor. Im Bewerbungsprozess beispielsweise stellt sie drei Dinge in den Mittelpunkt: 1. Schnelligkeit: Der gesamte Bewerbungsprozess bis zur Vertragsunterzeichnung soll möglichst innerhalb von ein bis zwei Wochen abgeschlossen sein. 2. Team: Unter den Beschäftigten versucht sie, eine Willkommenskultur für neue Mitarbeiter zu etablieren. 3. Der Bewerber im Mittelpunkt: Hier achtet sie auf Wertschätzung, da sich ihrer Meinung nach nicht nur der Bewerber bei ihr bewirbt, sondern auch sie sich beim Bewerber. Insgesamt ist ihr gegenseitiges Feedback in der Firma auch besonders wichtig.

Flexiblere Versicherungsprodukte für Frauen

Hava Misimi, Geschäftsführerin der Femance Finanzen GmbH, und Elisa Burg, Beraterin BU/Rente bei Femance, sind spezialisiert auf die Absicherung von Frauen und erklärten in ihrem Vortrag „Wir brauchen keine pinken Versicherungsprodukte!“, warum es diese nicht braucht und was stattdessen nötig wäre, z. B. flexiblere Versicherungsprodukte, einfachere Anträge sowie Lösungen für den Gender Pension Gap.

Förderung von Frauen in Führungspositionen

Headhunterin Stefanie Symmank, Geschäftsführerin der VFS Personalberatung GmbH, blickte auf „Die Entwicklung der Rolle der Frauen in der Versicherungsbranche“. Sie stellte u. a. einige Maßnahmen zur Förderung von Frauen in Führungspositionen vor wie Mentoring und Coachingprogramme und das Lernen von Vorbildern.

Social Media für Frauen in der Branche

Sarah Scherzad, Geschäftsführerin der Scherzad Consulting & Marketing GmbH, hielt den Vortrag „Versichert, viral, vernetzt: Wie die Versicherungsbranche im digitalen Rampenlicht steht“ und ging dabei besonders auf das Thema Social Media für Frauen in der Versicherungsbranche ein.

Warum Frauen ihre Altersvorsorge in die Hand nehmen sollten

Bei Katrin Heigl, Direktorin Maklervertrieb bei Allianz Versicherungs-AG, ging es dann um Altersvorsorge für Frauen und den Gender Pension Gap. Auch sprach sie über die unterschiedlichen Bedürfnisse von Frauen in unterschiedlichen Lebenslagen. Ihr Vortrag hieß „Mind the Gap – Frauen denken an alle anderen außer an sich selbst“.

Personal Branding

Bei „Frag nicht, zeig Dich! Die Power von Personal Branding“ erzählte Maxine Adams, Geschäftsleitung von Dr. Adams & Associates, wie man sich über Social Media positioniert und gab dem Publikum hilfreiche Tipps.

Wege in die Branche

Janina Sniehotta, Vertriebsmanagerin Komposit bei Gothaer Allgemeine Versicherung AG Partnervertriebsdirektion Hamburg (Vortrag „Bleib ein Teamplayer und Hakuna Matata!“), und Alina Malcomess, Head of Car Insurance bei der blau direkt GmbH (Vortrag „Zwischenmännliche Kommunikation in der Versicherungsbranche“), sprachen über ihre nicht immer einfachen Karrierewege und ihren Weg in die Versicherungsbranche.

Diskussionsrunde zum Abschluss der FemSurance

Auf der abschließenden Diskussionsrunde der FemSurance wurden die Themen des Tages aufgegriffen und diskutiert. An der Diskussion nahmen Katja Briones-Schulz, Vorstandsmitglied der NÜRNBERGER Versicherung, Andrea Brock, General Managerin bei QBE Europe, Direktion für Deutschland, Alexandra Kallmeier, Geschäftsführerin der VersCare Versicherungsmakler GmbH, Katrin Kramer, Leiterin Key Account Management Maklerpools bei Allianz Leben, Petra Schmidt, Inhaberin von PE SCHMIDT COACHING, und Cordula Vis-Paulus, bAV-Flüsterin, Agentur 5.3 bAV powered by Cordula Vis-Paulus, teil. Brigitte Horn, Chefredakteurin von AssCompact, übernahm die Moderation.

Es wurde erörtert, wie Frauen in Führungspositionen kommen und ob sie mit besonderen Eigenschaften ausgezeichnet sind. Die Diskutantinnen wollten sich nicht pauschal dazu äußern und Stereotype verbreiten, oft genannt wurde aber z. B. „Empathie“. Für viele spielen Macht und Geld eher weniger eine Rolle. Auch wurde beispielsweise darüber gesprochen, dass Frauen und Männer schon im Bewerbungsgespräch unterschiedlich verhandeln. Allerdings sei hier mit den neuen Generationen Veränderung im Gange. Insgesamt liege aber noch viel Potenzial brach. Für einen Wandel müssten alle mitgenommen werden, egal welchen Geschlechts.

Kallmeier sagt über die FemSurance: „Es freut mich sehr, dass wir in unserem Forum auch bis zu 30% männliche Kollegen begrüßen durften. Die Themen gehen uns alle was an! Und um die Worte von Petra Schmidt zu zitieren: Wenn jede Besucherin und jeder Besucher der FemSurance nächstes Jahr nur eine einzige Frau oder einen einzigen Mann mitbringt, dann sind wir schon doppelt so viele und werden immer mehr! Danke an alle Spielerinnen und Diskussionsteilnehmerinnen und auch ein großes Dankeschön an Lisa Knörrer für die Initiative! (lg)

Bild: © DKM